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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Augen zusammen.
    Bryan wusste, dass sie seine innere Unruhe bemerkt hatte.
    »Es wird heute schon alles gutgehen, Schatz.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte sie und sah die Landschaft vorbeisausen.
     
    Das Haus war nicht besonders groß. Bryan wäre bereit gewesen, ein deutlich geräumigeres Anwesen zu kaufen. Entlang der Trockenmauer trugen kleine, immergrüne Pflanzen steife, weiße Raureifkleider.
    Petra begrüßte sie auf dem Hof. Sie war alt geworden.
    Sie lächelte kaum merklich, als sie Bryan die Hand gab.
    »Wir haben uns so auf euch gefreut«, sagte Laureen und erwiderte Petras Umarmung.
    »Vielen Dank für die Einladung, Petra.« Bryan sah sie verlegen an. »Ich freue mich, dass ihr jetzt bereit seid, uns zu sehen.« Sie nickte kurz. »Wie geht’s?«, fragte er und sah zum Haus hinüber.
    »Es geht.« Petra senkte die Lider. »Er möchte kein Deutsch mehr reden.«
    »Das war wohl zu erwarten.« Bryan sah sie direkt an.
    »Ja, sicher. Das macht die Sache aber nicht einfacher für mich.«
    »Ich bin dir sehr dankbar, Petra.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte wieder schwach. »Ich weiß, Bryan.«
    »Seid ihr ein bisschen zur Ruhe gekommen?«
    »Ja, aber die erste Zeit war furchtbar. Es waren so viele Neugierige hier, die ihn unbedingt sehen wollten.« Sie zeigte zu der Grasfläche direkt bei den Klippen. »Bis da oben haben sie ihre Autos geparkt.«
    »Bryan hat mir erzählt, es hätte sich rumgesprochen, dass der Zweite Weltkrieg für James noch länger gedauert hat als für den Japaner, den man vor ein paar Jahren auf einer Insel im Pazifik fand.« Laureen bemühte sich, erstaunt zu wirken.
    »Ja, genau. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis hier die ersten Neugierigen auftauchten.« Petra streckte einladend den Arm Richtung Haus aus. Die Kälte war beißend.
    »Wir hätten es gut geheim halten können, aber die Behörden   …« Bryan sah zur Tür. »Das hat ja ewig gedauert, bis dieendlich wussten, aus welchem Topf seine Pension bezahlt werden sollte.« James hatte sich immer noch nicht gezeigt. »Aber gut, er hat sie ja nun bekommen, sogar rückwirkend. Da lässt der Staat sich nicht lumpen.« Bryan lachte bitter.
    »Ja«, sagte Petra und öffnete die Tür.
    James saß im Wohnzimmer und schaute zum Fenster hinaus aufs Meer. Kaum sah Laureen ihn, spürte Bryan ihr Unbehagen. Sie zog sich sofort in die Küche zurück   – dort regierte Petra.
    Bryan wusste nicht, wohin mit seinen Händen. James sah deutlich besser aus als bei ihrer letzten Begegnung. Er hatte zugenommen, sein Blick war ruhiger geworden. Petra hatte ihn gut gepflegt.
    James zuckte zusammen, als Bryan ihn ansprach. »Guten Tag, James.« Mehr brachte er nicht heraus.
    James wandte den Kopf. Er betrachtete Bryan lange, so, als müsse er die einzelnen Bestandteile seines Gesichts erst zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen. Er antwortete mit einem kurzen Nicken und blickte dann wieder zum Fenster hinaus.
    Eine halbe Stunde lang saß Bryan an seiner Seite und sah dabei zu, wie James’ Brustkorb sich hob und senkte.
     
    Die Frauen vergnügten sich in der Küche. Das ungezwungene Gespräch tat Petra sichtbar gut, und Laureen hatte nicht vor, die Küche wieder zu verlassen. Neugierig sahen sie Bryan an, als er hereinkam.
    »Er hat noch kein einziges Wort mit mir gesprochen.« Bryan steuerte den kleinen Esstisch an und ließ sich schwer auf einen der Stühle sinken.
    »Er spricht generell nicht viel, Bryan.«
    »Ist er denn nie auch mal   – gelöst? Oder sogar fröhlich?«
    »Doch. Aber selten. In letzter Zeit hat er nicht viel gelacht.« Sie holte noch eine Tasse aus dem Schrank. »Bryan. Wir müssenihm Zeit geben. Es geht langsam voran, aber ich finde, es geht ihm doch schon etwas besser.«
    Bryan sah dabei zu, wie seine Tasse gefüllt wurde. »Wenn es etwas gibt, was ich tun kann, sagt es mir bitte.«
    »Du brauchst nichts zu tun.«
    »Geld?«
    »Du gibst uns doch schon so viel. Und wir haben seine Pension.«
    »Du sagst es mir wirklich, wenn ihr etwas braucht?«
    »Natürlich.« Bryan nahm den leicht skeptischen Unterton in ihrem folgenden Satz wohl war. »Und dann sind da ja auch noch die Zeichnungen.«
    »Die Zeichnungen?«
    »Ja. Die Zeichnungen aus der Rolle, die James bei Kröner mitgehen ließ.«
    Sie hob die Hand, als Bryan sie fragend ansah.
    Dann bat sie ihn zu warten und verschwand nach oben.
    »Ist er   – seltsam, Bryan?« Laureen schielte besorgt zu ihrem Mann hinüber und machte eigentlich nicht den Eindruck,

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