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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Korridorfenster neben der Toilette besser im Blick. Weiter in südwestlicher Richtung standen einige kleine Baracken, dort lag das Quartier der Wachsoldaten und der Sicherheitsleute. Unmittelbar vor Bryans Fenster sah man direkt auf den Giebel des Anbaus, in dem das Krankenhauspersonal untergebracht war. Oft konnte man den jungen Ärzten dabei zusehen, wie sie sich eifrig bemühten, die Krankenschwestern ins Bett zu bekommen. Dass das so gut wie nie gelang, machte den Vorfall zwar amüsant und seine Akteure lächerlich   – erstaunlicherweise aber nicht menschlicher.
    Nach Norden hin versperrte das Gebäude, das parallel verschoben zu ihrem eigenen Block errichtet war, den Blick aufdie Turnhalle und die Umgebung dahinter. Auch einige der etwas tiefer liegenden Abteilungen wurden fast ganz von der scharfen gelben Gebäudeecke verdeckt.
    Rund um die Uhr sah man Wachtposten mit Hunden am Zaun entlang patrouillieren. Die wenigen Zivilisten, die Zutritt zum Lazarett erhielten, wurden stets von Sicherheitsleuten oder S S-Soldaten begleitet.
    Während der ersten langen Wochen drückte Bryan die Angst, mit Angehörigen des Soldaten konfrontiert zu werden, dessen Identität er angenommen hatte. Ein Albtraum. Doch auf dieser Station gab es keine privaten Besuche. Die Patienten waren isoliert, und niemand wollte, dass jemand von ihrer Existenz, geschweige denn von ihrem Zustand erfuhr. Es war Bryan unbegreiflich, warum man sie überhaupt am Leben ließ.
     
    James sah niemals aus dem Fenster, soweit Bryan das beurteilen konnte. Seit Anfang April hatte er nur noch selten das Bett verlassen und schien sehr stark unter dem Einfluss der Medikamente zu stehen.
    Drei Lastwagen fuhren zum Haupttor hinaus, das sich gleich wieder hinter ihnen schloss. Man müsste in einem davon sitzen und einfach drauflosfahren, bis man wieder zu Hause ist, träumte Bryan. Das Motorengeräusch erstarb, sobald die Lastwagen den Hügelkamm passiert hatten und hinunter ins Tal verschwanden. Der Nebenmann des Pockennarbigen, der mit dem breiten Gesicht, stellte sich neben Bryans Bett und sah stumm zu den Wachen. Eins seiner Beine zitterte, und seine Lippen bewegten sich unablässig. Diese stummen Selbstgespräche hatte er vom ersten Tag an geführt. Bryan hatte mehrfach gesehen, wie der Pockennarbige und der andere Nebenmann des Breitgesichtigen erwartungsvoll und geduldig das Ohr an seinen Mund gelegt hatten. Danach schüttelten sie immer idiotisch kichernd den Kopf.
    Als er daran dachte und auf die rastlos arbeitenden Lippenblickte, musste er lachen. Der Mann drehte sich um und schaute ihn so irre an, dass sein Gesicht noch komischer wirkte. Bryan legte instinktiv die Hand vor den Mund, um sein Lachen zu unterdrücken. Da hörten die Bewegungen des Mundes abrupt auf, und der Mann lächelte ihm zu. Es war das breiteste Lächeln, das Bryan je gesehen hatte.

10
    VOM GANG DRANG Walzermusik ins Krankenzimmer. Obwohl er erst gestern da gewesen war, kam der Mann, der sie rasierte, auch an diesem Morgen und sorgte dafür, dass ihre Wangen glatt waren wie nie. Wie gewöhnlich schlug einer der Krankenträger, ein Veteran des Ersten Weltkriegs, mit seiner eisernen Faust gegen den nächstbesten Bettpfosten, dass es schepperte. Das war das Zeichen für alle, ins Bad zu gehen. Dieses Abweichen von der Routine verwirrte Bryan und beunruhigte ihn   – und da war er nicht der Einzige.
    Das Pflegepersonal lächelte, als es den Patienten schneeweiße, frisch gewaschene Bademäntel austeilte und sie zur Eile antrieb. Der Sicherheitsoffizier, der den Simulanten in der Turnhalle erschossen hatte, stand breitbeinig an der Schwingtür und musterte sie. Er nickte gemessen und fast freundlich, als sie vor ihren Betten Aufstellung genommen hatten. Dann wurden sie aufgerufen. Einige der Patienten reagierten nie auf ihren Namen, Bryan war aber dazu übergegangen, es zu tun.
    »Arno von der Leyen!« Gellend rief der Sicherheitsoffizier den Namen. Bryan zuckte zusammen. Warum sollte er als Erster gehen? Er zögerte. Erst als ihn ein Krankenhelfer beim Arm nahm, ging er mit.
    Einer nach dem anderen wurde aufgerufen. Als die wunderliche Prozession an ihm vorbeidefilierte, schlug der Sicherheitsoffizier die Hacken zusammen und reckte den Arm zum Hitlergruß. Zurück blieben nur die Patienten, die gerade mit Elektroschock behandelt worden waren, darunter auch James.
    Bryan sah sich nervös um. Hinter ihm gingen siebzehn, achtzehn Männer, die immer noch völlig irre waren. Seit

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