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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Klaviersaite um den Hals und Tod durch Strangulieren. Als Peuckert dennoch aufwachte, beschloss man, ihn in die Heimat zu überführen. Unterwegs bezahlte der echte Gerhart Peuckert schließlich für seine Gräueltaten, und James wurde sein Stellvertreter.
    Peuckert war typisch für die Männer in dem Krankenzimmer: ein hochrangiger S S-Offizier , der an der Front Schaden genommen hatte an seiner Psyche, der aber ein zu guter Lakai des Systems war, als dass man ihn ohne Weiteres hätte aufgeben wollen. Normalerweise ging die SS mit solchen Fällen weniger zimperlich um. Aber solange Hoffnung bestand, dass einer aus der Schar dieser hochrangigen und dem Führer besonders loyalen Soldaten sich erholen könnte, wurde alles für seine Genesung getan. Der Öffentlichkeit blieb das Schicksal dieser Patienten meist verborgen, denn ein S S-Offizier konnte einfach nicht geistesgestört aus dem Krieg zurückkehren. Das hätte die Größe des Dritten Reiches beschmutzt und nicht zuletzt unvorhersehbare Konsequenzen für das Vertrauen in die Meldungen von der Front gehabt. Nichts durfte in der Bevölkerung Zweifel säen hinsichtlich der Unverwundbarkeit seiner Helden. Die Familien der Offiziere wären entehrt, das hatte der Sicherheitsoffizier den Ärzten immer und immer wieder eingeschärft. Und: Ein toter Offizier war allemal besser als ein Skandal.
    Hinzu kam, dass die kranken S S-Offiziere eine Elite bildeten, die vor äußeren und inneren Feinden des Landes geschützt werden musste. Darum hatte man das Lazarett zur Festung ausgebaut, die nur gesundete Patienten und Wächter verlassen durften. Unbefugte hatten hier keinen Zutritt.
    Inzwischen drohten die ständig neu hinzukommenden Patienten die Kapazität des Krankenhauses zu sprengen. Möglicherweise war man stillschweigend zu der Einsicht gelangt,dass das Dritte Reich so, wie sich der Krieg entwickelte, diese Patienten ohnehin nicht mehr zu seinem Nutzen würde einsetzen können. Nach dem Zusammenbruch der Ostfront wollte man wohl keine Zeit mehr mit Experimenten vergeuden.
     
    Ein Großteil der Patienten hatte sich in den letzten Wochen so gut erholt, dass die Behandlungserfolge von nun an dramatisch nachlassen würden. James hörte mit dem ewigen Summen auf und hoffte, dadurch weiteren Elektroschockbehandlungen zu entgehen. In Folge dieser heftigen Stromstöße litt seine Konzentration sehr, und damit war auch James’ Lieblingsbeschäftigung bedroht: den Kopf in den Nacken zu legen, die Augen zu schließen und vor seinem inneren Auge Filme ablaufen zu lassen.
     
    »Wo ist Sergeant Cutter?«, rief Sergeant Higginbotham.
    »Der hat zu tun«, lautete die mürrische Antwort von Victor McLaglen, der auf der Fensterbank saß. Er drehte sich zu Cary Grant alias Sergeant Cutter um, der gerade auf die Soldaten eindrosch, die die Treppe zu erklimmen versuchten.
    »Eine Karte von einem vergrabenen Schatz kaufen   – ha! Lass mal deinen Kopf untersuchen«, höhnte Douglas Fairbanks Jr. und stemmte die Arme gleichermaßen demonstrativ wie dekorativ in die Seiten.
    Cary »Cutter« Grant gab der ganzen Bande eins auf die Schnauze, dass ihnen die Kilts um die Ohren flogen, als sie rückwärts die Treppe hinuntertaumelten. »Wir hätten das Heer verlassen und wie die Fürsten leben können!«, schnaubte er mit blitzenden Augen. Im selben Moment wurde er von einem Stuhl torpediert. Über ihm stand ein Schotte und starrte verdutzt auf die abgebrochenen Reste, die er in der Hand hielt. Cutters Miene war unbeeindruckt, fast drohend.
    »Äh   …«, sagte er und deutete mit dem Zeigefinger auf den
Flüchtenden, »das war der Kerl, der mir die Karte verkauft hat!«
    Als sich Fairbanks Jr. den Schotten gerade schnappen wollte, hob Grant abwehrend die Hand. Dann packte er den Highlander am Kragen, schlug ihn mit einem Fausthieb k. o. und hielt ihn am ausgestreckten Arm aus dem Fenster.
    »Hallo!«, donnerte Higginbotham von unten, »lass den Mann los!«
     
    An der Stelle musste James sich in Acht nehmen, um nicht laut loszulachen. Als er den Schotten zu Boden stürzen sah und Cary Grant unschuldig die Arme ausstreckte, blickte James sich vorsichtig um und verkniff sich das Lachen.
    ›Aufstand in Sidi Hakim‹ war James’ Lieblingsfilm und fester Bestandteil des Filmrepertoires seiner Tagträume.
    Wenn er einen seiner Filme »abspielte«, begann er normalerweise ganz von vorn und ging ihn dann, so gut er konnte, Szene für Szene durch. Eine Handlung, die in einem Kino vielleicht eine

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