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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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meine Gefühle und Gedanken und Erinnerungen. Wie die, als ich noch sehr klein war und die Straße entlanggelaufen bin. Ich war völlig nackt und hielt einen leuchtend blauen Regenschirm in der Hand, obwohl es gar nicht regnete. Und ich war so glücklich, weil das meine Mutter zum Lächeln brachte, und sie lächelte selten. Also machte sie ein Foto von mir. Und die Nachbarn beschwerten sich.
    Ein anderes Mal hatte ich im Fernsehen die Ankündigung für einen Film gesehen. Ein Mann wurde für einen Mord angeklagt, den er gar nicht begangen hatte. Ein Schauspieler aus M*A*S*H spielte die Hauptrolle, vermutlich erinnerte ich mich deshalb so gut daran. In der Ankündigung hieß es, der ganze Film handle davon, dass der Mann unschuldig war und womöglich trotzdem ins Gefängnis musste. Das machte mir richtig Angst. Und es machte mir Angst, wie viel Angst es mir machte. Für etwas bestraft zu werden, das man überhaupt nicht getan hat … Ein unschuldiges Opfer zu sein … Das will ich wirklich nie erleben!

    Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, Dir das alles zu erzählen, aber in dem Moment kam es mir wie ein »Durchbruch« vor.
    Das Beste an meinem Psychiater ist, dass in seinem Wartezimmer Musikmagazine liegen. Bei einem Besuch habe ich einen Artikel über Nirvana gelesen, und es kamen weder Honigsenf noch Hühnchensalat darin vor. Dafür war die ganze Zeit über von den Magenproblemen des Sängers die Rede. Ziemlich seltsam.
    Sam und Patrick mögen Nirvanas großen Hit ja wirklich sehr gern, also dachte ich, ich lese den Artikel, damit ich etwas habe, worüber ich mit ihnen reden kann. Am Schluss verglich das Magazin den Sänger noch mit John Lennon. Ich habe das Sam erzählt, und sie hat sich richtig aufgeregt. Sie sagte, wenn überhaupt, könne man ihn mit Jim Morrison vergleichen, aber eigentlich könne man ihn mit niemandem vergleichen – er sei eben er selbst. Nach der Rocky Horror Picture Show waren wir alle im Big Boy, und das, worüber ich mit Sam gesprochen hatte, setzte eine riesige Diskussion in Gang.
    Craig sagte, das Problem sei, dass jeder immer alles mit allem vergleiche, und das setze die Menschen herab, so wie in seinen Fotokursen.
    Bob sagte, es läge an unseren Eltern – die würden sich an ihre Jugend klammern und darunter leiden, sich mit nichts mehr auszukennen.
    Patrick sagte, es sei schwer, überhaupt irgendetwas Neues zu machen, weil alles irgendwann schon einmal gemacht wurde. Niemand könne heute mehr so groß rauskommen wie die Beatles, weil die Beatles einen »Kontext«
geschaffen hätten. Die Beatles seien damals so groß rausgekommen, weil es niemanden gab, mit dem sie sich messen mussten – sie konnten machen, was sie wollten.
    Sam sagte, dass heutzutage spätestens nach dem zweiten Album einer Band immer irgendwer einen Vergleich zu den Beatles zöge, und von da an hätte die Band es echt schwer, noch ihre eigene Stimme zu finden.
    »Was sagst du dazu, Charlie?«
    Ich wusste nicht mehr genau, wo ich es gehört oder gelesen hatte. Vielleicht in »Diesseits vom Paradies« von F. Scott Fitzgerald. Gegen Ende des Buches trifft der junge Mann, um den es geht, einen älteren Mann. Sie sind beide auf dem Weg zu einem großen Homecoming-Spiel und unterhalten sich miteinander. Der ältere Mann ist »arriviert«, der jüngere schon etwas »verlebt«.
    Sie unterhalten sich also, und es wird klar, dass sich der Jüngere als eine Art Idealist sieht. Er spricht von seiner »rastlosen Generation« und so etwas. Er sagt: »Dies ist keine Zeit für Helden, denn niemand wird das mehr zulassen. « Das Buch spielt in den Zwanzigerjahren, was großartig ist, denn dieselbe Unterhaltung könnte auch heute im Big Boy stattfinden. Vermutlich ist das auch unseren Eltern schon so gegangen und unseren Großeltern – und nun passierte es eben mit uns.
    Jedenfalls sagte ich, dass das Magazin diesen Sänger jetzt zum Helden macht, dass dafür irgendwann einmal aber irgendjemand etwas ausgraben wird, was ihn nicht mehr wie einen Menschen erscheinen lässt. Und ich fragte mich, wieso eigentlich, denn für mich war er einfach nur ein Mann, der Songs schrieb, die einer Menge Leute gefielen,
und ich fand das völlig ausreichend. Vielleicht war das ja Unsinn, was ich sagte – aber alle am Tisch begannen, darüber zu reden.
    Sam gab dem Fernsehen die Schuld. Patrick der Regierung. Craig dem »medialen Komplex«. Bob war gerade auf dem Klo.
    Es kam nicht unbedingt viel dabei heraus, aber es fühlte sich gut an,

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