Das Alte Aegypten
sondern auch zum Beleuchten und für Salben und Medizin diente das Öl, das zum Beispiel aus Sesam- oder Leinsamen gewonnen wurde. Olivenöl aus Palästina ergänzte das Angebot. Ebenso wichtig war das Salz: Man brauchte es in seinen natürlichen Lagerstätten nur abzubauen oder Meerwasser zu sieden. Für den zum Süßen verwendeten Honig wurden Bienenstöcke aus Ton aufgestellt, das Wachs auch zum Beleuchten verbrannt. Honig war ein teurer Rohstoff, der sehr sparsam verwendet werden musste. Von seinem Geschmack könnte man sich heute noch überzeugen, wenn die Archäologen, die ihn in den Gräbern entdeckten, dies zuließen, denn er ist annähernd unbegrenzt haltbar.
Im Mittleren Reich war es üblich, den Toten kleine Holzmodelle von typischen Arbeitssituationen mit ins Grab zu geben. Dieses hier zeigt Männer beim Bierbrauen
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(c) akg, Berlin
Zentralstaatlichkeit oder Föderalismus
Die Gaue
Wie lässt sich ein großes Land verwalten? Allein von dessen Hauptstadt aus? Selbst heute ist dies kaum zu bewältigen, ist eine Unterteilung des Staatsgebiets zum Beispiel in Regionen und Départements (Frankreich) oder Wojewodschaften (Polen) notwendig, um Aufgaben wie das Einsammeln der Steuern oder die Rechtsprechung bewältigen zu können. Noch mehr gilt dies für Zeiten, in denen es keine modernen Kommunikationsmittel gab, Gesetze, Anweisungen und Befehle per Boten übermittelt werden mussten.
Die Entstehung der Gaue
Die Lösung für Ägypten war das Ergebnis einer Entwicklung, deren Ausgangspunkt in vorgeschichtliche Zeiten fällt. Damals, vor dem Zusammenschluss von Ober- und Unterägypten zu einem vereinigten Königreich, war das Land in viele kleine Herrschaftsgebiete aufgeteilt, die von lokalen Fürsten regiert wurden. Aus diesen Fürstentümern entwickelten sich dann in frühdynastischer Zeit königliche Güter. Wurden sie anfangs anscheinend noch regelmäßig vom König besucht, um dort Recht zu sprechen und die Steuererhebung zu überwachen, delegierte er diese Aufgaben bald an Verwalter, die jedoch zuerst noch in der Residenz des Königs ansässig waren. Zu Beginn des Alten Reiches (um 2600 v. Chr.) waren schließlich aus den Domänen Verwaltungsbezirke oder Gaue geworden, 22 in Ober- und 16 in Unterägypten. Ihre Nummerierung erfolgte von Süden nach Norden, die Ägypter nannten sie „sepat“, die Griechen „nomos“.
Vor allem im Nildelta veränderten sich ihre Grenzen im Laufe der Geschichte, zuletzt waren es dort insgesamt 20 Gaue, während die Zahl in Oberägypten konstant blieb. Sie wurden jeweils von einem Gauvorsteher oder Gauverwalter regiert, der nun seinen Sitz in der jeweiligen Gauhauptstadt hatte. Für den ersten oberägyptischen Gau, den Nubierland-Gau, war dies zum Beispiel Assuan, für den sechsten oberägyptischen Gau, den Krokodils gau, Dendera, für den vierzehnten, unterägyptischen Ostgau, Tanis. Jeder Gau verfügte über ein eigenes Gauzeichen und über eine zuständige Gottheit mit eigenem Mythos. Während ihre Ausdehnung in der Länge immer etwa 30-40 Kilometer umfasste, hing ihre Breite davon ab, ob das Niltal an dieser Stelle breit oder eng war. War es breit, begleitete jeweils ein Gau auf jeder Seite den Strom, begrenzt jeweils durch die Wüste, war es eng, so umfasste er das ganze Tal mit dem Fluss in der Mitte. Im Mittleren Reich (2025-1650) verloren die Gaue ihre Bedeutung, die Verwaltungseinheiten wurden weiter in kleinere Stadteinheiten zerstückelt. Trotzdem hielt man an den alten Bezeichnungen fest.
Gaufürsten
Die für einen Verwaltungsbezirk zuständigen Beamten führten zuerst den Titel eines Gauverwalters. Seit der 5. Dynastie (2494-2345) versuchtensie, sich mehr und mehr ihrer Macht bewusst werdend, ihre Position durch die Vererbung ihrer Stellung weiter zu verbessern. Die, denen das gelang, wurden zu Gau fürsten, sie trugen den Titel „Großes Gauoberhaupt“. Ihr Streben nach Unabhängigkeit führte in Zeiten, in denen die zentrale Staatsgewalt zusammenbrach, schließlich zum Erfolg. Am Ende der 6. Dynastie gelang es den Pharaonen nicht mehr, das Land zu regieren, das Alte Reich endete (2181 v. Chr.) in Not und Chaos, die Stunde der Gau fürsten war gekommen. Sie begründeten Dynastien, die über verschiedene Landesteile herrschten und bekämpften sich. Erst die 11. Dynastie machte dieser „Ersten Zwischenzeit“ (2181-2025) genannten Epoche ein Ende. Das wiedererstarkte Königtum ersetzte in der Folge die Gaufürsten durch Militärbeamte, die den Rang eines
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