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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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sie nicht so aussah, als wollte sie in den Arm genommen werden, tätschelte er ihr alle paar Minuten die Schulter und murmelte sinnvolles Zeug wie »Wird schon« und »Schaffst du«.
    Isobel Hepburn hatte den Raum verlassen, um, wie sie sagte, Realität in die Sache zu bringen, und als sie wiederkam, nickte sie Fiona zu und sagte: »Ich habe mit dem zuständigen Revier telefoniert. Zum Glück für uns gab es damals schon Computer, in die solche Dinge eingepflegt wurden, deshalb ging es jetzt sehr schnell. Ihre Tante hat recht: Victoria Hayward ist als Selbstmord geführt.«
    Fiona nickte dankbar.
    »Ich glaube, Sie gehen jetzt wirklich besser nach Hause und schlafen. Wir reden morgen weiter, wenn es Ihnen besser geht.«
    Fiona rührte sich nicht.
    »Miss Hayward?« Hepburn beugte sich zu ihr hinunter. »Alles in Ordnung?«
    Ben rüttelte sanft ihre Schulter.
    Endlich sagte sie: »Wenn das mit dem Computer so schnell geht…Können Sie für mich denn nicht auch herausfinden, mit wem meine Mutter damals zusammen war?«
    Hepburn ging langsam um den Tisch herum zu ihrem Stuhl. »Wie meinen Sie das?«
    »Das Problem in der Ehe mit Roger Hayward war, dass er keine Kinder bekommen konnte. Und – aber das war das kleinere Problem – dass Roger in Großbritannien bleiben wollte oder sogar musste, weil er im Ausland schwerer an einen Job kommen würde. Sagte er. Ich weiß das alles von Patricia. Dass meine Mutter ihm immer in den Ohren lag, sich doch als Lehrer an den Militärschulen im Ausland zu bewerben. Wo britische Soldaten einen höheren Schulabschluss nachholen können. Oder an Schulen für die Kinder der Militärangehörigen. Aber das wollte er nicht. Sie sprach so oft davon und hatte schon so konkrete Vorstellungen, wie es funktionieren könnte, sie hatte sich natürlich auch für sich selbst informiert, was sie als Ärztin machen könnte. Deshalb vermutet Patricia, dass sie in den verlorenen Jahren – so nennt Roger die Zeit, in der ich geboren wurde, verlorene Jahre, es ist einfach super! –, dass sie in dieser Zeit im Ausland war. Beim Militär. Kann man das feststellen?«
    Hepburn lächelte. »Wir bei der Polizei sind da die falschen Ansprechpartner.«
    Fiona reagierte nicht darauf. »Patricia sagte mir, sie hätte viel von Berlin geschwärmt. Und ich wurde in Berlin geboren, das steht so in meiner Geburtsurkunde!«
    »Ist das dieselbe Urkunde, in der Roger Hayward als Ihr Vater eingetragen ist?«, fragte die Polizistin. Sie meinte es vermutlich nicht einmal böse, aber Fiona ballte die Hände zu Fäusten. Nur für wenige Sekunden, aber Ben spürte die enorme Spannung, unter der sie stand. Er wollte sie berühren, um sie zu beruhigen. Sein Instinkt sagte ihm, es besser sein zu lassen.
    Als sie wieder ruhiger war, sagte Fiona mit fester Stimme: »Patricia kannte auch einen Namen, allerdings nur einen Nachnamen. Chandler-Lytton, sagte sie. Sie hat sich den Namen gemerkt. Weil später jemand, der auch so heißt, die Leitung einer großen Pharmafirma übernommen hat und…«
    »Andrew Chandler-Lytton?«, fiel Ben ihr ins Wort.
    Sie sah ihn aufmerksam an. »Aha?«
    »Ich arbeite für ihn«, rutschte es ihm heraus.
    »Na toll.« Fionas Augen wurden riesig. »Warum?«
    »Als, ähm, Fahrer, zur Überbrückung, bis ich wieder bei einer Zeitung, du weißt schon«, stotterte er.
    Sie packte sein Handgelenk. »Kannst du ihn fragen? Kannst du ihn nach meiner Mutter fragen? Garner, sie hieß mit Mädchennamen Garner. Oder vielleicht hat sie sich auch Hayward genannt. Ich kann dir Bilder von ihr geben, ja? Komm mit in meine Wohnung, ich habe ein ganzes Album mit alten Fotos. Patricia hat es mir gegeben.«
    Während er noch überlegte, wie er sich aus dieser Situation herausmanövrieren könnte, spürte er Hepburns bohrenden Blick. »Was?«, fragte er sie.
    »Als Fahrer«, sagte sie.
    »Ähm, ja?«, fragte er gedehnt.
    »Referenzen?«
    »Cedric Darney.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Grüßen Sie Cedric von mir«, sagte sie, jetzt ganz Sphinx.
    »Sie kennen…« Er unterbrach sich. Diese Nacht war mit Abstand die wunderlichste seit Langem. Woher kannte diese Polizistin Cedric? Etwa privat? Ben räusperte sich. »Gerne. Er ist nett. Also…von innen heraus«, sagte er und verfluchte sich für seine Wortfindungsstörungen.
    »Okay«, warf sich Fiona dazwischen. »Wenn ihr zwei fertig seid mit eurer Grüßerei, könnten wir uns bitte wieder auf diesen Chandler-Lytton konzentrieren?«
    Hepburn stand auf. »Gehen Sie nach

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