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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Boden auf und warf beides in ihre Handtasche.
    Die Schwester reichte ihr den Terminkalender, die Schlüssel und ein Zigarettenpäckchen. »Um vier. S-Bahnhof Botanischer Garten.«
    Ella nickte. Die Schwester stand auf und eilte ohne ein weiteres Wort den Gang hinunter. Ella bemühte sich, ihr nicht nachzusehen. Mit festem Schritt ging sie zum Ausgang.
    »Wenn jemals herauskommt, dass ich mit Ihnen spreche, bin ich meinen Job los«, sagte die Krankenschwester, deren Namen sie immer noch nicht kannte. Nervös zog sie an einer Zigarette, die Ella ihr angeboten hatte. Ihr Blick klebte am Boden. Grauer Schneeregen rieselte auf sie herunter.
    »Also hat doch jemand die Kinder vertauscht?«, hakte Ella nach und knöpfte den obersten Knopf ihres Mantels zu.
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Ich arbeite seit über zwanzig Jahren auf der Säuglingsstation. Kaum jemand hat mehr Babys gesehen als ich, glaube ich. Ich sage Ihnen jetzt einfach, wie es damals war. Ungefähr drei Tage nachdem Felicitas auf meine Station gekommen war, kam mir etwas komisch vor. Wie gesagt, ich sehe viele Kinder, und ich sehe sie immer nur sehr kurz. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie mir alle merken kann. Und ich konnte auch da nicht genau sagen, was es war. Was mich störte. Aber Felicitas kam mir irgendwie anders vor.« Sie warf die Kippe auf den Boden, trat sie aus und zündete sich eine neue an. »Vielleicht war sie stiller als vorher, vielleicht irgendwie schmächtiger, ich weiß es wirklich nicht. Das gibt es ja manchmal, man merkt, etwas hat sich verändert, aber man kann gar nicht so genau sagen, wie es vorher war. So ging es mir mit dem Kind. Aber ich dachte mir nicht viel dabei. Ich habe eine anstrengende Arbeit, ich sehe so viele Babygesichter, da kann man sich auch mal irren.«
    »Aber Sie glauben nicht, dass Sie sich geirrt haben.«
    Sie hob die Schultern. »Als Nächstes kam mir das Bändchen komisch vor. Da stand zwar Felicitas drauf, aber es sah komisch aus. Wir haben irgendwann mal angefangen, die Namen mehr oder weniger in Druckschrift auf die Bändchen zu schreiben, damit man sie besser lesen kann. Manchmal vergisst es eine von uns und benutzt Schreibschrift. Felicitas’ Name war in Schreibschrift geschrieben. Aber ich kannte die Schrift nicht. Ich kann vielleicht nicht sagen, welche Kollegin wie schreibt, aber diese Handschrift war ganz anders. Die hatte ich noch nie gesehen.«
    »Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, Ihre Kolleginnen zu fragen?«
    »Doch.« Sie sog an ihrer Zigarette und schielte nach der einfahrenden S-Bahn. »Die haben nur die Köpfe geschüttelt und gesagt, ihnen wäre nichts aufgefallen. Aber als dann die Arnim zu mir sagte, dass das gar nicht ihr Kind sei, bin ich fast in Ohnmacht gefallen.«
    »Und Sie haben nichts gesagt.« Ella sah sie scharf an, während sie sich nun auch eine Zigarette anzündete.
    »Ich habe es dem Arzt gesagt.« Die Frau musste die Stimme erheben, um die einfahrende Bahn zu übertönen. »Ich habe ihm gesagt, hören Sie zu, die Patientin hat recht, das ist nicht ihr Kind, ich habe auch den Eindruck, dass es anders aussieht, und das Bändchen, das hat keine von uns geschrieben.«
    »Was hat der Arzt gesagt?«
    Die Schwester zuckte die Schultern. »Er hat meine Kolleginnen gefragt. Sie wussten von nichts. Dann hat er zu mir gesagt, es wäre wohl besser, wenn ich mir freinehme, weil ich Gespenster sehe. Schließlich war Felicitas das einzige Kind in dem Alter im ganzen Krankenhaus. Da konnte keine Verwechslung vorliegen! Dachten wir jedenfalls. Und ich habe dann auch nichts mehr gesagt.« Sie wich Ellas Blick aus.
    »Sie müssen mit jemandem reden, der…«, begann Ella, aber da hatte sich die Schwester schon umgedreht und war in die S-Bahn gesprungen. Die Türen schlossen sich hinter ihr, und eine Lautsprecherstimme forderte Ella auf zurückzutreten. Sie schlug wütend gegen die Wagontür, taumelte zurück und starrte der Bahn nach.
    Nicht mal den Namen dieser Frau kannte sie. Aber wenigstens wusste sie, wo sie zu finden war. Nachdenklich spielte sie mit der Streichholzschachtel in ihrer Manteltasche. Dann ging sie zur Telefonzelle, warf zwanzig Pfennig ein und wählte.

13.
     
    »Ich bin kein Anwalt«, sagte Ben nicht zum ersten Mal in dieser Nacht zu Fiona. Er verfluchte sich, sie nicht am Telefon angelogen zu haben. Bei Cedric war es später und später geworden, und ihm war schon nicht wohl gewesen bei dem Gedanken, noch mitten in der Nacht bis nach Easington fahren

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