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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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zu müssen, um dann mit zu wenig Schlaf Chandler-Lytton einzusammeln. Aber jetzt sah es so aus, als bekäme er gar keinen Schlaf mehr. Warum konnte er bloß nicht Nein sagen, wenn Fiona anrief? Wieder war sie in Schwierigkeiten, und wieder war ihr niemand anders eingefallen, den sie anrufen könnte, als er. Ich bin ein Held, dachte Ben bitter. Meiner Freundin verschweige ich, dass ich übers Wochenende in Edinburgh bin, weil ich sie nicht sehen will, und wenn die Frau, mit der ich meine Freundin betrogen habe, anruft und sagt, sie wurde verhaftet, lasse ich alles stehen und liegen und renne zu ihr. Wie ein liebeskranker Narr.
    »Sie sagen, ich hätte ihnen mein Motiv selbst geliefert«, sagte Fiona stumpf. Sie saßen zwar in einem der Vernehmungsräume, aber wie sich herausgestellt hatte, war Fiona nicht verhaftet worden, wie sie am Telefon behauptet hatte. Sie wurde lediglich als Zeugin befragt. Isobel Hepburn saß am Tisch und verdrehte die Augen.
    »Miss Hayward hat mich angerufen, um zu sagen, dass sie davon überzeugt sei, die Badewannenaktion vom letzten Wochenende ginge auf das Konto ihrer Freundin. Mòrag Friskin soll sie auch in den folgenden Tagen unter starke Beruhigungsmittel gesetzt haben, die sie ins Essen oder in Getränke mischte. Und dann habe Mòrag einen Termin mit dem Psychiater Dr. Jack Lloyd gemacht, sich als Fiona ausgegeben und das Haus verlassen. Miss Haywards Tante, Dr. Patricia Garner, bestätigt, dass sie bis circa acht Uhr zusammen waren. Ihre Tante bestätigt auch, dass der Zettel mit der Telefonnummer von Dr. Lloyd verschwunden war, nachdem Mòrag ihren Mantel – in dem sich der Zettel befand – aufgehängt hatte. Dr. Lloyd wiederum bestätigt, dass die Frau, die sich am Telefon als Fiona Hayward ausgegeben hatte, anders klang als Miss Hayward selbst. Mòrag trug außerdem einen Mantel von Miss Hayward, daher liegt die Vermutung nahe, es könnte eine Verwechslung gegeben haben.« Isobel Hepburn rutschte mit ihrem Stuhl ein Stück vom Tisch weg und lehnte sich zurück.
    »Jetzt kommt ein Aber, richtig?«, sagte Ben.
    Hepburn nickte. »Aber. Wenn Mòrag Friskin wirklich versucht haben sollte, Miss Hayward umzubringen, hieße das, dass es zwei Personen gibt, die ein Interesse an ihrem Ableben haben.« Sie sah zu Fiona. »Miss Hayward, Sie sagen mir also, dass Sie in wenigen Tagen das Ziel zweier unterschiedlicher Mordanschläge waren?«
    Fiona nickte eifrig. »Genau das sage ich.«
    »Fiona«, mischte sich Ben ein. »Vielleicht war es gar nicht Mòrag, die dir…«
    »Wer sonst?«, fauchte sie.
    Sergeant Hepburn schnaufte. »Da gäbe es grundsätzlich noch mindestens zwei Möglichkeiten. Erstens, Sie waren es selbst, zweitens, es war die Person, die heute Ihre Freundin getötet hat.«
    »Ich war es nicht selbst!«, rief Fiona. Ben nahm ihre Hand und drückte sie. Ein Reflex.
    »Es gibt noch eine Möglichkeit, Miss Hayward. Dass Sie hinter der ganzen Sache stecken. Also auch an dem Mord an Mòrag.«
    Fiona sprang auf. Ihr Stuhl kippte um. »Sie haben doch selbst gesagt, ich hätte ein Alibi! Erst meine Tante, dann der Anruf von diesem Dr. Lloyd!«
    »Und dazwischen eine Stunde Zeit«, bemerkte Hepburn trocken.
    »Ich bin kein Anwalt, aber…«, begann Ben wieder, kam aber nicht weit.
    »Sie braucht keinen Anwalt. Wir reden nur und gehen Möglichkeiten durch. Miss Hayward, bitte setzen Sie sich wieder hin.«
    Zu Bens Erstaunen gehorchte Fiona.
    »Es tut mir sehr leid, aber Sie sind nun einmal nicht besonders glaubwürdig«, fuhr Hepburn fort.
    »Wieso? Hab ich Sie angelogen oder was?«, pampte Fiona.
    »Ja, das haben Sie. Unter anderem haben Sie gesagt, Sie hätten keine Verwandten. Dann ziehen Sie als Alibi eine Tante aus dem Hut. Und heute haben Sie wieder einem Constable gegenüber diesen armen Kerl als Ihren Verlobten ausgegeben. Aber für Miss Hayward gilt: Wer schon so viele angebliche Selbstmordversuche hinter sich hat, wer schon so oft Aufmerksamkeit suchte und brauchte, der hat Schwierigkeiten, etwas, das zu hundert Prozent wie ein Selbstmordversuch riecht, als etwas anderes zu verkaufen. Sorry, Miss Hayward. Aber so ist das.«
    Die vielen angeblichen Selbstmordversuche. Ben hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wann sie zur Sprache kommen würden. Er hatte keines dieser Dramen selbst miterlebt, aber davon gehört. Wer hatte das nicht…Jeder, der im weitesten Sinne mit der schottischen Kunstszene zu tun hatte, kannte die Geschichte von Fiona, die stundenlang auf der Brüstung

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