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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Schürhaken aus dem Kamin auf das Bronzerad geschlagen. Offenbar wartete sie ungeduldig darauf, dass Sabriel sich wusch.
    »Das Wasser wird kalt«, erklärte Mogget und sprang wieder aufs Bett. »Außerdem werden sie in einer halben Stunde das Essen servieren.«
    »Sie?« Sabriel setzte sich auf, um nach den Pantoffeln und dem Frottiertuch zu greifen, ehe sie aus dem Bett stieg.
    »Sie.« Mogget stupste den Kopf in die Richtung des Sendlings, der nun vom Becken weggetreten war und Sabriel ein Stück Seife hinhielt.
    Sabriel schlurfte zum Becken, das Frottiertuch fest um sich geschlungen, und steckte vorsichtig einen Finger ins Wasser. Es war angenehm heiß, doch ehe sie sich’s versah, trat der Sendling heran, entriss ihr das Tuch und leerte das Becken über ihren Kopf aus.
    Sabriel schrie auf. Bevor sie protestieren konnte, drehte der Sendling das Bronzerad, dass weiteres heißes Wasser sprudelte, und seifte vor allem ihren Kopf ein, als wolle er sie von Nissen befreien oder boshaft Seife in die Augen reiben.
    »Was tust du da!«, empörte sich Sabriel, als die eigenartig kühlen Hände des Sendlings ihr den Rücken schrubbten und ihr dann gänzlich uninteressiert die Brüste und den Bauch rieben. »Hör auf! Ich bin alt genug, mich alleine zu waschen. Danke!«
    Doch Miss Priontes gute Ratschläge für den Umgang mit Domestiken hatten keine Wirkung bei Haushaltssendlingen. Er schrubbte weiter und goss hin und wieder einen Schwall heißes Wasser über Sabriel.
    »Was muss ich tun, dass er aufhört?«, wandte Sabriel sich prustend an Mogget, als aufs Neue Wasser über ihren Kopf strömte und die Hände des Sendlings immer tiefer wanderten.
    »Da gibt es nichts«, erwiderte Mogget, der sich offenbar über dieses Schauspiel amüsierte. »Der da ist besonders hartnäckig.«
    »Was… au! Hör auf damit! Was meinst du mit ›der da‹?«
    »Es gibt eine ganze Menge im Haus«, erklärte Mogget. »Offenbar hat jeder Abhorsen seine eigenen gemacht. Wahrscheinlich, weil sie nach ein paar Jahrhunderten wie der hier werden. Diener mit vielen Vorrechten, die sich einbilden, alles am besten zu wissen. Fast menschlich auf die lästigste Weise.«
    Der Sendling hielt kurz mit dem Schrubben inne, um Mogget zu bespritzen. Die Katze wich in die verkehrte Richtung aus und jaulte auf, als das Wasser sie traf. Ehe ein weiteres Becken voll Wasser auf Sabriel herabströmte, sah sie noch, wie die Katze unters Bett flitzte.
    »Das genügt, danke!«, sagte sie betont herablassend, während der letzte Schwall Wasser durch einen Abfluss im gefliesten Teil des Bodens rann. Wahrscheinlich war der Sendling ohnedies fertig; er hörte auf, Sabriel zu waschen, und begann stattdessen, sie trockenzureiben. Sie entriss ihm das Frottiertuch und versuchte, ihre Toilette selbst zu beenden, doch der Sendling ging zum Gegenangriff über, indem er sie kämmte, was zu einer neuerlichen Rangelei führte. Schließlich schlüpfte Sabriel, immer noch mit seiner unerwünschten Unterstützung, in die Unterkleidung und den Waffenrock; dann musste sie eine Maniküre und weiteres energisches Haarebürsten über sich ergehen lassen.
    Sie bewunderte gerade das Silberschlüssel-Motiv des schwarzen Waffenrocks in einem Spiegel, der an einen Fensterladen gelehnt war, als irgendwo im Haus ein Gong hallte, worauf der Domestikensendling die Tür öffnete. Den Bruchteil einer Sekunde später schoss Mogget mit einem Schrei hindurch, den Sabriel als »Dinner« verstand. Sie folgte ein wenig gemessener, und der Sendling schloss die Tür hinter ihr.
    Das Dinner wurde im Speisesaal des Hauses serviert, einem langen, eleganten Raum, der die Hälfte des Parterres beanspruchte; am westlichen Ende prangte ein hohes Buntglasfenster. Dieses Fenster zeigte einen Teil des Mauerbaus und war, wie vieles andere im Haus, von Chartermagie geprägt.
    Vielleicht ist es gar kein richtiges Glas, dachte Sabriel, als sie die Sonne beobachtete, die mit den Gestalten der fleißigen Mauerbauer spielte. Es war wie bei den Sendlingen: Wenn man sie ganz genau betrachtete, konnte man sehen, dass winzige Chartersymbole die Muster bildeten. Es war schwierig, durchs Fenster zu schauen, doch nach dem Stand der Sonne zu schließen, war die Abenddämmerung nicht mehr fern. Sabriel erkannte, dass sie einen ganzen Tag geschlafen haben musste, wenn nicht sogar zwei. Ein Tisch, fast so lang wie der Saal, erstreckte sich vor ihr – eine auf Hochglanz polierte Tafel aus hellem, schimmerndem Holz, beladen mit silbernen

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