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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Salz- und Pfefferstreuern, Kerzenleuchtern, fantastisch aussehenden Karaffen und mit Speisen beladenen Platten und Schüsseln. Doch nur zwei Plätze waren gedeckt – mit einer Unzahl von Messern, Gabeln, Löffeln und sonstigen Besteckteilen, die Sabriel nur von obskuren Zeichnungen in ihrem Etikette-Lehrbuch kannte. So hatte sie noch nie zuvor einen goldenen Saughalm gesehen, mit dem man die Kerne aus einem Granatapfel entfernen konnte.
    Einer der gedeckten Plätze befand sich vor einem hochlehnigen Stuhl am Kopf der Tafel, der andere stand links davon vor einem gepolsterten Hocker. Sabriel fragte sich, welcher wohl für sie war, bis Mogget auf den Hocker sprang und drängte: »Komm schon! Sie werden nicht auftragen, ehe du nicht Platz genommen hast.«
    »Sie« waren weitere Sendlinge, ein halbes Dutzend insgesamt, den cremefarben gekleideten Tyrannen aus dem Schlafzimmer mit einbezogen. Im Grunde sahen sie alle gleich aus: von menschlicher Gestalt, jedoch mit ins Gesicht gezogener Kapuze oder vorgebundenem Schleier. Nur ihre Finger waren zu sehen; sie waren beinahe durchscheinend, als wären Chartersymbole in Prothesenhände aus Mondstein graviert worden. Die Domestiken standen in einer Gruppe um eine Tür – die Küchentür, denn Sabriel sah Feuer hinter ihnen und konnte bereits das Essen riechen – und starrten sie an. Es war entnervend, ihre Augen nicht sehen zu können.
    »Ja, das ist sie«, fauchte Mogget ungeduldig. »Eure neue Gebieterin. Serviert endlich unser Mahl!«
    Doch keiner der Sendlinge rührte sich, bis Sabriel einen Fuß vor den anderen setzte. Da erst traten auch sie vor. Alle sanken auf ein Knie – oder was immer sich unter ihren bodenlangen Gewändern befinden mochte. Jeder streckte seine bleiche Rechte aus, in der Chartersymbole wie leuchtende Pfade durch Handteller und Finger verliefen.
    Sabriel wusste einen Moment nicht, was sie tun sollte. Es war offensichtlich, dass die Sendlinge ihre Dienste oder ihre Ergebenheit anboten und irgendetwas von ihr erwarteten. Sabriel trat zu ihnen, drückte jedem sanft die erhobene Hand und fühlte die Chartersymbole, die sie bewegten. Mogget hatte Recht gehabt. Einige der Symbole waren alt, viel älter als sie auch nur schätzen konnte.
    »Danke«, sagte sie bedächtig, »für die Güte, die ihr mir angedeihen lasst. Auch im Namen meines Vaters möchte ich euch danken.«
    Das schien angemessen; zumindest genügte es, dass es nun weiterging. Die Sendlinge verbeugten sich und kamen ihren Pflichten nach. Der Sendling in der cremefarbenen Kutte rückte Sabriels Stuhl zurecht; als sie sich gesetzt hatte, legte er ihre Serviette vor sie. Sie war aus gestärktem schwarzem Linnen mit einem Muster aus winzigen Silberschlüsseln, eine kunstvolle Stickerei. Sabriel bemerkte, dass Mogget eine schlichte weiße Serviette hatte, die bereits einige Flecken aufwies.
    »Ich musste die letzten zwei Wochen in der Küche essen«, beschwerte Mogget sich, als zwei Sendlinge durch die Tür traten, mit Platten beladen, die den Duft von Gewürzen und heißen Speisen verströmten, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Ich glaube nicht, dass es dir geschadet hat«, entgegnete Sabriel und nahm einen Schluck Wein. Es war ein fruchtiger, trockener Weißwein, doch sie wusste nicht, ob er gut oder nur mittelmäßig war, denn sie hatte keine große Erfahrung mit Weinen. Trinkbar war er jedenfalls. Ihr erster Versuch mit Alkohol lag schon mehrere Jahre zurück. Dieses Ereignis hatte sie mit ihren zwei besten Freundinnen geteilt. Keine der drei konnte danach je wieder Weinbrand trinken, doch Sabriel genoss gern Wein zu den Mahlzeiten.
    »Übrigens, woher hast du gewusst, dass ich komme?«, fragte sie nun. »Ich hatte ja selbst keine Ahnung, bis – bis Vater seine Nachricht sandte.«
    Die Katze antwortete nicht sofort. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Teller mit Fisch, den der Sendling soeben vor sie hingestellt hatte. Es waren kleine, fast kreisrunde Fische, deren glänzende Augen und glatte Schuppen verrieten, dass sie frisch gefangen waren. Sabriel hatte die gleichen Fische aufgetragen bekommen, doch ihre waren gegrillt; dazu hatte man ihr eine Tomatensoße mit Knoblauch und Basilikum serviert.
    »Ich habe zehnmal so vielen deiner Vorfahren gedient, als du an Jahren zählst«, antwortete Mogget endlich. »Und auch wenn meine Kräfte mit der Zeit nachlassen, so weiß ich doch immer, wenn ein Abhorsen fällt und ein anderer seinen Platz einnimmt.«
    Sabriel verging der Appetit. Sie

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