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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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behalte mir deshalb das Recht vor, von meinem Angebot zurückzutreten, wenn die Risiken der Suche das, was ich als akzeptable Grenzen ansehe, überschreiten.“
    „Jetzt bin ich wieder beruhigt“, sagte Conway. „Einen Augenblick habe ich mir wirklich Sorgen um deinen Geisteszustand gemacht.“
    „Ich weiß“, sagte Prilicla, der bereits mit dem Zusammenstellen seiner eigenen Ausrüstung begann.
    Sie verließen das Schiff durch die kleine Personenschleuse im Bug, da die Hauptschleuse mit der Tenelphi gekoppelt war, und mußten sich eine Weile Kapitän Fletchers Jammern über die Situation anhören. Dann waren sie draußen, und die Hülle des fremden Schiffes ragte vor ihnen auf wie eine Wand, so zerfressen und korrodiert von Meteoreinschlägen und kosmischem Staub, daß die eigentliche Kugelgestalt des Gebildes auf den ersten Blick nicht zu erkennen war. Während sie näher kamen, erfolgte ein plötzlicher, verwirrender Wechsel der Perspektive. Das Schiff war nicht länger mehr eine vertikale Wand, sondern eine ausgedehnte, metallene Landschaft, die zu betreten sie im Begriff waren, die beiden gekoppelten Schiffe hingen am Himmel über ihnen.
    Für Conway war es wesentlich leichter, die markierte Fläche zu finden, als seine Emotionen beim Gedanken an ein Eindringen in das Schiff, in dieses legendäre Generationenschiff, zu kontrollieren. Doch es stand zu erwarten, daß seine eigenen Emotionen den Empathen nicht zu sehr beunruhigten, denn um dessen Gefühle war es ähnlich bestellt – auch wenn es für den Cinrusskier physiologisch unmöglich war, Herzklopfen oder gar das Sträuben nicht vorhandener Nackenhaare beim bloßen Anblick dieses gewaltigen Gebildes zu spüren.
    Das war eines der Generationenschiffe, die vor der Erfindung des Hyperraumantriebs Kolonisten von ihren Heimatplaneten zu den Welten anderer Sterne gebracht hatten. Alle technologisch fortgeschrittenen Spezies des Gebildes, das man heute als Galaktische Föderation kannte, hatten ihre ‚Generationenschiff-Phase’ durchgemacht. Melf, Illensa, Traltha, Kelgia und auch die Erde hatten zu jenen Kulturen gehört, die – zwischen der Entdeckung des chemisch oder nuklear getriebenen interplanetaren Raumflugs und der Möglichkeit des interstellaren Reisens im Hyperraum – diese planetaren Aussaat-Behälter in den Weltraum geschossen hatten.
    Als dann, einige Generationen später, die betreffenden Kulturen den Hyperraumantrieb zur Perfektion entwickelt hatten oder ihn von einem der anderen Völker der gerade erstarkenden Galaktischen Föderation erhielten, hatten sie sofort nach diesen langsamen Giganten, die nur mit Unterlichtgeschwindigkeit reisen konnten, Ausschau gehalten und die meisten davon gerettet, nur wenige Jahrzehnte oder Jahrhunderte, nachdem sie aufgebrochen waren.
    Das konnte bewerkstelligt werden, da man den jeweiligen Kurs dieser Generationenschiffe mit hinreichender Genauigkeit kannte und daher deren Positionen zu jedem Zeitpunkt der Reise ohne Schwierigkeiten von einem Computer ermitteln lassen konnte. Vorausgesetzt, daß keine physische oder psychologische Katastrophe eingetreten war – und einige dieser psychologischen Katastrophen hatten den Rettern Alpträume für den Rest ihres Lebens verschafft-, wurden die Kolonisten innerhalb von wenigen Tagen zu ihren Zielen gebracht, und nicht in Jahrhunderten.
    Conway wußte, daß man das letzte der gefundenen Generationenschiffe ausgeräumt und das Metall und die Reaktoren weiter verarbeitet hatte. Ein paar von ihnen hatte man geborgen und als Unterkünfte für Leute verwendet, die bei Konstruktionsaufgaben im Weltraum eingesetzt waren, aber das lag auch schon sechshundert Jahre zurück. Dieses Generationenschiff hier war eines, das man nicht gefunden hatte, als der Hyperraumantrieb entwickelt und zur Perfektion gebracht worden war. Entweder durch einen Unfall oder durch einen Konstruktionsfehler war es vom Kurs abgekommen und hatte so sein Ziel nie erreicht.
    Stumm landeten sie auf der Hülle des gewaltigen Gebildes. Wegen der langsamen Eigendrehung des Schiffes war Conway gezwungen, Fuß- und Handgelenksmagneten einzusetzen, damit ihn der Spin nicht wieder langsam in den Weltraum abtrieb, während Prilicla seine Gravitationsannullierer in Verbindung mit magnetischen Sohlen an den Enden seiner sechs spindeldürren Beine einsetzte. Vorsichtig kletterten sie durch das Loch in der Hülle und damit heraus aus dem direkten Sonnenlicht. Conway wartete, bis seine Augen sich etwas an die

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