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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Klassifikation FSOJ“, sagte Conway nachdenklich, „könnte dies die einzige Möglichkeit sein, wenn man keinen schweren Traktorstrahl zur Verfügung hat.“
    „Wie auch immer“, fuhr Murchison fort, „meine Sympathie für die Blinden hat eine leichte Abkühlung erfahren. Dieser Korridor erinnert mehr an eine Folterkammer als an einen Käfig.“
    Daran hatte Conway auch schon gedacht, und auch der Kapitän, wie sein schockierter und grüner Gesichtsausdruck verriet. Sie alle hatten gelernt und sich auch immer wieder davon überzeugt, daß es keine von Grund auf böse intelligente Rasse gab, und auch nur der geringste Hinweis auf eine solche Überzeugung hätte zu ihrer sofortigen Entlassung aus dem Hospital oder dem Monitor Korps geführt. Extraterrestrier waren anders, manchmal auf unheimliche und besorgniserregende Weise anders, und in den ersten Stadien einer Kontaktaufnahme mußte ein Höchstmaß an Vorsicht und Behutsamkeit an den Tag gelegt werden, bis man einen ausreichenden Überblick über ihren physiologischen, psychologischen und kulturellen Hintergrund hatte. Doch so etwas wie eine böse Rasse gab es nicht. Böse oder asoziale Individuen vielleicht, aber niemals eine böse Rasse.
    Jede Spezies, die sich zu dem Punkt sozialer und technologischer Zusammenarbeit entwickelt hatte, der es ihr möglich machte, zu den Sternen zu reisen, mußte zivilisiert sein. Das war der gemeinsame Standpunkt der höchsten Köpfe der Föderation, bei denen es sich um etwa sechzig Graue Eminenzen der verschiedenen Lebensformen handelte. Conway war noch nie in seinem Leben auch nur im geringsten xenophobisch gewesen, doch tief in seinem Inneren existierte die Angst, doch einmal die Ausnahme zu finden, die die Regel bestätigte.
    „Ich gehe mit den Exemplaren zurück“, sagte Murchison. „Vielleicht kann ich ein paar Antworten finden. Die Schwierigkeit ist nur, die richtige Frage zu stellen.“
    Fletcher lag wieder lang ausgestreckt auf dem Boden, eine Hand in den Kontrollraum gestreckt. „Ich muß versuchen, es wieder auszuschalten … was es auch immer ist. Aber ich weiß nicht, wo exakt meine Hand war, als ich es eingeschaltet habe, oder ob ich nicht noch etwas anderes aktiviert habe.“ Seine nächsten Worte waren in sein Helmmikrofon gerichtet. „Haslam, Chen. Könnt ihr bitte die Ausdehnung der Geräusche feststellen und prüfen, ob noch andere unübliche Aktivitäten im Schiff feststellbar sind?“ Dann wandte er sich wieder an Conway. „Doktor, würden Sie etwas für mich tun, während ich versuche, den richtigen Knopf zu finden? Nehmen Sie meinen Metallschneidbrenner und gehen Sie zu der Korridorwand, in der Mitte zwischen dem L-Knick und der Luftschleuse …“
    Er brach ab, als sie plötzlich in völlige Finsternis getaucht waren, was das Tosen und Kreischen der fremden Maschinerie in einem solchen Ausmaß verstärkte, daß Conway beinahe panisch nach seinem Helmscheinwerfer griff. Doch noch ehe er ihn einschalten konnte, ging die Beleuchtung des Schiffes wieder an.
    „Der war es nicht“, sagte der Kapitän, wonach er sich wieder an Conway wandte. „Der Grund, weshalb Sie das tun sollen, ist, daß ich einen einfacheren Weg zu den Überlebenden finden möchte als den durch den Korridor. Es ist Ihnen vielleicht aufgefallen, daß die meisten der Kabel, die ihren Ursprung in der Kontrollkonsole haben, einwärts zur Energieerzeugungssektion des Schiffes verlaufen, während nur wenige zum Rand hinausführen. Das bringt mich zu der Überzeugung, daß die Regionen vor dem Korridor, zum Rand hin, die Fracht- und Laderäume sind, die, wenn die Blinden den Grundzügen der Designphilosophie folgen, eigentlich aus großen Hallen bestehen sollten, die mit einfachen Türen verbunden sind, nicht mit Luftschleusen. Wenn das so ist, und unsere sensorischen Messungen scheinen es zu bestätigen, dann müßten wir nur einige Laderäume durchqueren, um den Kontrollraum zu umgehen und so rascher zu den Überlebenden zu gelangen. Wir müssen das Risiko beim Durchschreiten dieses Korridors nicht eingehen oder uns Sorgen machen, daß wir das Schiff versehentlich dekomprimieren, wenn wir uns durch die äußere Hülle schneiden …“
    Noch bevor der Kapitän zu Ende gesprochen hatte, hatte Conway begonnen, ein Rechteck in die Korridorwand zu schneiden, durch das er mit dem Scheinwerfer die andere Seite beleuchten und hineinsehen konnte. Als er fertig war, konnte er jedoch nichts außer einer schwarzen, puderähnlichen Substanz

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