Das Amulett der Macht
Hirn. Oder du wirst selbst zu meiner Feindin werden.
Sie sprang vom Stuhl auf, zog das Skalpell von Isis hervor und schwang die Waffe in einem Winkel, in dem sie der Schlange den Kopf abtrennen würde – aber als die Klinge das knöcherne Wesen erreichte, war es verschwunden.
»Beeindrucken dich meine Fähigkeiten und meine Macht?«, wisperte die Sandkreatur. »Wir könnten wirkungsvolle Partner sein, du und ich.«
Lara blickte das Geschöpf an. »Ich bin beeindruckt.«
»Du hast noch mehr Feinde zu besiegen«, sagte es. »Und ich sehe, dass du weißt, was dich auf Praslin erwartet. Ich werde dir nicht helfen, aber wenn du die letzten Hindernisse überwindest, bin ich dein, und gemeinsam werden wir die Welt beherrschen. Starke Männer werden beim Klang deines Namens erzittern, und wir werden uns einen blutigen Weg zu den Thronen dieser Welt schlagen.«
Und dann sah Lara plötzlich keinen menschenähnlichen Sanddämon mehr vor sich, sondern ein Häuflein Sand auf dem Boden, kaum genug, um eine kleine Sanduhr damit zu füllen.
Sie durchsuchte den Raum, und schließlich öffnete sie die Tür und trat wieder hinaus ins Casino. Sie ging zu Oliver, der an einem Würfeltisch stand, und tippte ihm auf die Schulter.
»Lassen wir es gut sein für heute Nacht?«, fragte sie.
»Meinetwegen«, sagte er. »Ich habe vor ein paar Minuten nach dir gesucht. Wo warst du?«
»Ich hatte ein interessantes Erlebnis in der kleinen Kammer da drüben«, sagte sie und zeigte in die entsprechende Richtung.
»In welcher kleinen Kammer?«
»In der dort«, sagte sie und merkte plötzlich, dass sie auf ein glattes Stück Wand deutete, wo nichts darauf hinwies, dass es dort je eine Tür gegeben hatte.
»Egal«, murmelte sie und verließ das Casino.
Sie wusste, dass etwas nicht stimmte, als sie sich ihrem Zimmer näherte. Die Tür stand weit offen, und es drang ein gequältes Stöhnen heraus. Sie stürmte los, gefolgt von Oliver, und fand Ibraham, der blutend auf dem Boden lag.
»Was ist passiert?«, fragte sie und kniete neben ihm nieder.
»Ein Mann«, keuchte er. »Er durchsuchte Ihr Zimmer. Ich versuchte ihn aufzuhalten, aber ich war zu ungeschickt. Er schlug mich nieder, und bevor ich wieder aufstehen konnte, schoss er auf mich. Er hatte einen Schalldämpfer auf seiner Waffe, damit niemand den Schuss hören konnte.«
Sie öffnete sein Gewand, um die Blutung zu stillen. »Sie wurden nicht angeschossen«, sagte sie überrascht. »Man hat auf Sie eingestochen.«
»Das kam später. Die Lautlosen kamen, um nach Ihnen zu suchen. Sie gingen sehr… methodisch vor«, flüsterte Ibraham. »Ich schwieg, so lange ich es ertragen konnte, aber schließlich hielt ich es nicht mehr aus.«
»Der Mann, der auf Sie geschossen hat – war er ein Mahdist?«
»Ja«, sagte Ibraham schwach.
»Wer war er?«
Er versuchte zweimal die Worte hervorzubringen, schaffte es aber nicht. »Praslin«, krächzte er schließlich. »Sie wissen, dass Sie nach Praslin wollen.«
Dann zuckte sein Körper krampfhaft, und er starb.
»Vielleicht verschieben wir unsere Reise nach Praslin besser, bis wir Hilfe auftreiben können«, schlug Oliver vor.
»Nein«, sagte Lara fest. »Ich habe genug von den Mahdisten und den Lautlosen und komischen Geräuschen in der Nacht. Morgen machen wir uns in Praslin auf die Suche nach dem Amulett von Mareish, und dann werde ich diese Sache zum Abschluss bringen, so oder so.«
»Was machen wir mit dem armen Ibraham?«
»Wir sorgen dafür, dass er nicht umsonst gestorben ist.«
»Ich meine mit seiner Leiche. Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen. Wir müssen ihn irgendwohin schaffen.«
»Ich nehme an, du hast nicht zufällig ein Rudel hungriger Löwen mitgebracht?«, fragte Lara.
»Tut mir Leid«, sagte Malcolm. »Ich vermute, wir müssen versuchen, ihn heimlich hier wegzubringen, ohne dass uns jemand dabei sieht. Wenn die Polizei anfängt, Fragen zu stellen, kommst du nie an das Amulett heran.«
»Sieh nach, ob die Luft rein ist«, sagte Lara. »Ich ziehe inzwischen das Laken von meinem Bett, um den Leichnam darin einzuwickeln.«
Als Lara ins Zimmer zurückkehrte, das Bettlaken als Bündel unter ihrem Arm, sah sie, wie Malcolm auf die leere Stelle am Boden schaute, wo der Tote gelegen hatte. Jetzt befand sich dort nur noch ein Häuflein Sand.
»Du hast den Leichnam nicht zufällig ins Schlafzimmer gebracht, während ich fort war, oder?«, fragte Malcolm.
»Nein«, sagte Lara. »Es war das Amulett. Wie ich schon
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