Das Amulett der Macht
sagte, es will gefunden werden. Und es sieht aus, als ob es so sehr will, dass ich es finde, dass es mir ein wenig den Weg ebnet.«
Malcolm wirkte blass. »Aber… was glaubst du, ist mit der Leiche geschehen?«
Lara schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, und ich will es auch nicht wissen.«
»Amen«, sagte Malcolm.
Lara wartete, bis die ersten Sonnenstrahlen über dem Horizont erschienen, ehe sie an Olivers Tür klopfte. Er kam ein paar Sekunden später, vollständig angezogen, und sie gingen zur Rezeption und checkten aus.
Sie riefen ein Taxi und ließen sich ins Hafenviertel von Victoria chauffieren, dann wechselten sie auf die Fähre über, und zweieinhalb Stunden später setzten sie den Fuß auf die kleinere Insel Praslin.
»Es ist genauso, wie Gordon es beschrieben hat«, sagte Lara, während sie den Blick über die leeren weißen Sandstrände, die endlose Vielfalt blühender Sträucher und Bäume und die Palmen, die über dem Strand aufragten, schweifen ließen. »Es ist leicht nachzuvollziehen, warum er meinte, den Garten Eden gefunden zu haben.«
»Ich glaube, es hatte etwas mit der coco de mer zu tun«, sagte Oliver. »Ich habe irgendwo gelesen, dass er sie für die verbotene Frucht hielt – und den Brotfruchtbaum für den biblischen Baum des Lebens.«
»Ich habe Fotos von der coco de mer gesehen«, erwiderte Lara. »Wenn er sie wirklich für die verbotene Frucht hielt, muss er geglaubt haben, Eva sei dreißig Fuß groß gewesen. Diese Dinger sind so groß wie ein Basketball, und man brauchte gewaltige Kiefer, um hineinzubeißen.«
»Naja, wir sind jedenfalls hier«, sagte Oliver. »Was jetzt?«
»Jetzt machen wir bei Solare Car Hire Halt und sehen nach, ob dort das Auto auf uns wartet, das ich reserviert habe.«
32
»Du hast ein Auto gemietet?«, fragte er. »Nur um zum Hotel zu kommen?«
»Ich brauche es vielleicht noch für andere Zwecke«, sagte Lara und suchte unter den kleinen Gebäuden nach der Solare-Agentur. »Ah, da ist es ja.«
Sie gingen hinüber, und wenig später rollten sie in einem altmodischen Mercedes-Cabrio über die schmale Teermakadamstraße.
»Ich weiß nicht einmal, wo wir hinfahren«, merkte Oliver an.
»Zu unserem Hotel.«
»Das meinte ich ja«, sagte er. »In welchem Hotel wohnen wir denn?«
»Nun, es ist nicht unbedingt ein Hotel«, erwiderte sie. »Schau nicht so besorgt, Malcolm. Das Chateau de Feuilles hat fünf Sterne.«
»Ich hätte gedacht, du würdest im L’Archipel absteigen«, sagte Oliver. »Es soll das luxuriöseste Hotel auf den Seychellen sein, und ich weiß, dass du Luxus magst.«
»Ich wünschte, du hättest gesehen, wo ich im Sudan geschlafen habe, bevor du gesagt hast, dass ich Luxus mag«, lächelte sie. »Wie auch immer, ich habe mich für das Chateau de Feuilles entschieden, weil es aus einem Hauptgebäude mit einem halben Dutzend Zimmern und vier Cottages besteht, die alle in einen Hügel hineingebaut sind. Es ist sehr schwierig zu erreichen, und es ist so klein, dass es noch schwieriger sein dürfte, sich dort zu verstecken, wenn man erst einmal da ist. Kein Mahdist wird sich an uns heranschleichen, nicht im Chateau de Feuilles.«
»Wie du das sagst, klingt es, als sei das Chateau absolut unzugänglich«, erwiderte er. »Können wir denn dort überhaupt hinfahren, oder müssen wir die letzten ein, zwei Meilen zu Fuß gehen?«
»Man hat mir versichert, dass wir direkt bis vor den Eingang fahren können. Außerdem hat man mir gesagt, dass die Zufahrt ziemlich lang ist und zu beiden Seiten steil abfällt, und das heißt, dass man sehen kann, ob uns jemand in einem Wagen folgt.«
»Wo liegt dieses versteckte Paradies?«
»An der Baie Ste. Anne – der Saint Anne’s Bay, für alle nicht Französisch Sprechenden.«
»Und wo ist das?«
»Ich bin nicht sicher. Aber man hat mir gesagt, wie man hinkommt. Es ist nicht schwierig. Auf der ganzen Insel gibt es nur etwa fünfundzwanzig Meilen Straße, und nur die Hälfte davon ist asphaltiert. Wenn wir einfach weiter in diese Richtung fahren, kommen wir früher oder später zu der Abzweigung zum Chateau. Es liegt so weit von der Anlegestelle der Fähre entfernt, wie es nur möglich ist, aber auf so einer kleinen Insel heißt das, dass es eine Fahrt von höchstens fünfzehn oder zwanzig Minuten ist.«
»Ich begreife ja, dass du der Kopf dieser Unternehmung bist und ich nur als Beifahrer mit von der Partie bin«, sagte Oliver, »aber wäre es nicht sinnvoller, jetzt gleich
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