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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Recht.«
    Er kroch zum Bug des Bootes und bückte sich tief, bereit, über den Rand zu springen.
    »Schießen Sie nicht daneben!«, sagte er, und dann war er im Wasser.
    Die drei Männer auf dem Kabinenkreuzer hörten das Klatschen des Wassers, und wie Lara erwartet hatte, eilten sie an die Reling und beugten sich darüber, um nach einem Anzeichen von Mason zu suchen. Deutlich zeichneten sich ihre Silhouetten im Mondlicht ab. Bevor sie Mason ausfindig machen und ihn mit ihren Kugeln durchlöchern konnten, feuerte Lara in rascher Folge ein halbes Dutzend Schüsse ab. Daraufhin schrien die Männer auf und stürzten in den Nassersee.
    »Kevin, komm wieder her!«, rief sie.
    Ein paar Sekunden später erreichte Mason das Boot. »Sind sie tot?«, fragte er, während er sich aus dem Wasser zog.
    »Verwundet, glaube ich.« Von Schmerzen und Wut kündende Schreie drangen an ihre Ohren. »Verwundet, hundertprozentig.«
    »Dann lass uns zusehen, dass wir hier wegkommen!«, sagte Mason, der ebenfalls zur vertrauten Anrede wechselte. »Wir können auch zwanzig Meilen stromaufwärts auf die Amenhotep warten!«
    »Gleich«, sagte sie und gab ein paar Schüsse dicht über dem Wasser ab.
    »Wozu sollte das gut sein?«
    »Pass auf«, sagte Lara und streckte den Finger aus, um auf die drei Männer zu zeigen, die begonnen hatten, so schnell, wie es ihre Verletzungen nur zuließen, auf das Ufer zuzuschwimmen. Sie wandte sich wieder ihm zu. »Lass den Motor an und bring uns neben den Kabinenkreuzer.«
    »Wir können nicht ihr Boot nehmen!«, protestierte Mason. »Sobald sie am Ufer sind, werden sie ihrem Auftraggeber sagen, dass wir an Bord sind!«
    »Wir nehmen es ja auch nicht in Besitz«, erwiderte Lara. »Tu einfach, was ich dir sage.«
    Er startete den Motor, und wenig später befanden sie sich neben der Jacht.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie und kletterte vom Motorboot hinüber auf das größere Schiff.
    »Was hast du vor?«
    »Ich lass den Sprit ab«, antwortete Lara. »Warum sollen wir es den Verbündeten dieser Kerle erleichtern, uns zu verfolgen?«
    Sie ging zum Heck, fand die Tanks, öffnete sie und ließ die kostbare Mischung darin ins Wasser ablaufen. Sie wollte gerade zu der Stelle zurückgehen, wo sie an Bord geklettert war, als sich ein Körper aus dem Dunkeln heraus auf sie warf.
    Noch im Fallen schlug sie auf ihren Angreifer ein und probierte jeden Trick, den sie kannte, um ihn rasch kampfunfähig zu machen: ein Daumen ins Auge, ein Absatz zwischen die Beine, ein Schlag mit der flachen Hand auf seine Nase … Nichts schien zu wirken. Er zuckte zusammen, aber er ließ sie nicht los, und jetzt sah sie, dass er ein Messer in der rechten Hand hielt.
    Als es auf sie niederfuhr, rollte sie sich zur Seite. Es verfehlte ihre Kehle nur um Zentimeter und war mit solcher Wucht gerührt worden, dass es im Holz der Decksplanken stecken blieb. Während ihr Gegner versuchte, es herauszureißen, kam sie auf die Beine.
    »Wer bist du?«, fragte sie – oder wollte es zumindest fragen. Aber als sie den Mund öffnete, kam kein Ton heraus.
    Der Mann zerrte noch einmal an seinem Messer, und jetzt löste sich die Klinge aus dem Holz. Er stand auf, wandte sich ihr zu und kam schweigend näher. Er lächelte, wobei sich sein Mund grotesk weit öffnete, weit genug, um zu sehen, dass er keine Zunge mehr hatte.
    Sie zog ihre Waffen.
    Die Hand des Mannes bewegte sich blitzschnell und schleuderte das Messer in Richtung ihres Herzens.
    Laras Pistolen krachten gleichzeitig. Eine Kugel lenkte den Dolch ab. Die andere traf den Mann zwischen die Augen.
    Momente später war sie wieder auf dem Motorboot.
    »Ich habe deine Schüsse gehört«, sagte Kevin. »Was ist passiert?«
    »Ein weiterer unserer schweigsamen Freunde«, sagte sie grimmig. Wie schon beim vorigen Mal war ihre Stimme mit dem Tod des stummen Assassinen zurückgekehrt. »Fahren wir ein paar Meilen flussaufwärts. Es bringt nichts, wenn wir hier als fixe Zielscheiben ausharren.«
    Mason wendete das Motorboot und lenkte es nach Süden. »Übrigens«, sagte er, »alle drei Männer haben es ans Ufer geschafft.«
    »Du klingst missbilligend.«
    »Du hättest sie umlegen sollen.«
    »Warum?«
    »Was soll das heißen – warum?«, erwiderte er. »Die haben versucht, uns umzubringen!«
    »Ich töte nicht gern, Kevin. Das ist für mich nur die allerletzte Lösung. Diese Männer werden uns nicht mehr belästigen, und außerdem ist es ja nicht so, dass ihr Tod meine Probleme gelöst hätte.«

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