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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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aus der Fassung bringen würde«, sagte Omar.
    »Es ist keine sehr appetitliche Vorstellung«, erwiderte Lara. »Aber sie bringt mich nicht aus der Fassung. Wenn man dem Tod ins Gesicht schaut, tut man eben, was man tun muss.«
    »Ich wusste doch, dass Sie mir gefallen!«, sagte Omar.
    »Diese Sympathie teilt nicht jeder.«
    »Zeigen Sie mir jemanden, der Sie nicht mag, und ich werde ihn von seinem Fehler kurieren«, bot Omar an.
    »Da drüben auf dem Hügel«, sagte sie und schaute über seine Schulter hinweg auf ein halbes Dutzend berittener Männer, die eine halbe Meile vor ihnen auf einem Hügelkamm aufgetaucht waren.
    Plötzlich erklang ein Schuss, dann noch zwei weitere.
    »Ich fürchte, es wird Ihre Überzeugungskunst überfordern, denen dort klar zu machen, was für ein netter Mensch ich bin«, sagte Lara grimmig.
     
     

10
     
    »Es gibt keine Bäume, nichts, wo wir uns verstecken könnten«, sagte Gaafar. »Wir müssen uns hier an Ort und Stelle zum Kampf einrichten.« Er wandte sich an Lara. »Steigen Sie von Ihrem Kamel. Die Tiere müssen sich hinknien, damit wir sie als Deckung benutzen können.«
    »Warum?«, wollte Lara wissen.
    »Weil wir es schon immer so gemacht haben.«
    »Nun, das ist dumm«, sagte sie. »Wenn die Kamele erschossen werden, wie kommen wir dann hier weg, vorausgesetzt, wir überleben?«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Haben Sie Sprengstoff? Wenigstens eine Handgranate?«
    Hassam zog eine Tasche mit Granaten hervor. »Ich habe ein halbes Dutzend, aber die werden uns nicht viel nützen. Bis die Angreifer nahe genug sind, dass ich die Granaten werfen kann, werden sie uns alle umgebracht haben.«
    »Lassen Sie die Tasche auf den Boden fallen!«, befahl Lara.
    Hassam sah Omar an, der zustimmend nickte.
    »Sind wir uns einig, dass ich die Einzige bin, die sie haben wollen?«, fragte Lara, als eine Kugel etwa fünfzehn Yards entfernt den Sand aufspritzen ließ.
    »Ja.«
    »Dann reitet davon.«
    »Wir werden Sie nicht hier lassen!«, beharrte Omar.
    »Ich will auch nicht, dass ihr mich hier lasst«, sagte Lara. »Ich will, dass ihr tut, was ich sage! Ich reite etwa fünfzig Yards mit euch, dann ergebe ich mich. Ich werde mit erhobenen Händen dastehen und darauf warten, dass sie zu mir kommen.«
    »Die werden Sie erschießen«, sagte Gaafar.
    »Warum? Wenn ich ihnen sage, wo das Amulett ist, dann ist das einfacher für sie, als danach suchen zu müssen. Ihr seid diejenigen, die wollen, dass es unentdeckt bleibt oder zerstört wird – das sind die Kerle, die es finden wollen.«
    »Sich zu ergeben ist keine besonders kluge Strategie«, erklärte Gaafar missbilligend.
    »Wenn sie sich den Granaten bis auf ein paar Yards genähert haben, wird der beste Schütze von euch auf die Tasche schießen«, erklärte Lara. »Mit etwas Glück wird das die Kerle ausschalten, und ich werde weit genug weg sein, um weder durch die Explosion noch durch herumfliegende Splitter verletzt zu werden.«
    »Sie verlangen von uns, dass wir die Granaten über eine Entfernung von vielleicht zweihundert Yards treffen«, sagte Omar. »Was ist, wenn wir danebenschießen?«
    »Dann werde ich versuchen, sie selbst zu treffen«, antwortete Lara. »Aber es wäre besser, wenn ihr nicht danebenschießt. In dem Moment, da ich nach meinen Pistolen greife, werden sie das Feuer auf mich eröffnen.«
    »Und wenn keiner von uns trifft?«
    »Wenn keiner von uns trifft«, erwiderte sie, »werden wir unser Leben so teuer wie möglich verkaufen – was wir sowieso getan hätten. Und jetzt reitet los!«
    Omar nickte abermals, und die drei Männer zogen davon. Lara folgte ihnen, dann tat sie so, als würde sie das Gleichgewicht verlieren, stürzte vom Kamel und schlug schwer im Sand auf. Sie wusste nicht, wie echt es aussah, aber ihr fiel keine andere Möglichkeit ein, um vom Kamel herunterzukommen, ohne das Misstrauen ihrer Gegner zu erregen. Dass die Engländerin nicht die Balance auf einem galoppierenden Kamel halten konnte, mochten sie vielleicht glauben.
    Sie waren jetzt bis auf hundertfünfzig Yards heran und kamen rasch näher. Sie hob die Arme und rief: »Nicht schießen! Ich gebe auf!« Dann wiederholte sie es sicherheitshalber noch auf Ägyptisch, Arabisch und in einem der weiter verbreiteten sudanesischen Dialekte.
    Die Männer stellten das Feuer ein und kamen nun langsamer näher, hielten ihre Gewehre aber weiterhin auf sie gerichtet. Jetzt trennten sie noch sechzig Yards von der Tasche mit den Granaten, noch vierzig, noch

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