Das Amulett der Macht
erwiderte sein Lächeln, dann begann sie, in den Taschen ihres Kamels zu kramen.
»Was suchen Sie?«, fragte Gaafar.
»Eine Feldflasche«, sagte Lara.
»Hassam hat sie alle.«
»Kann ich meine bitte haben?«
»Wir müssen sparsam mit unserem Wasser umgehen«, erwiderte Gaafar. »Die erste Oase werden wir erst in zwei Tagen erreichen.«
»Lass sie trinken«, sagte Omar. Gaafar sah ihn fragend an. »Unsere Leute haben uns gesagt, dass sie vor zwei Tagen noch im Krankenhaus war. Jede andere Frau, oder selbst ein starker Mann, könnte nicht tun, was sie in den vergangenen zwei Tagen getan hat. Die meisten könnten nicht einmal aus ihrem Krankenhausbett aufstehen. Trotz allem, was sie geschafft hat, ist sie noch in schwachem Zustand, und da sie unsere größte Chance ist, das Amulett zu finden, und unter unserem Schutz steht, kann sie so viel Wasser haben, wie sie will. Sollte es nötig sein, kann sie auch unseres trinken. Wir sind Männer der Wüste, wir werden überleben, bis wir die Oase erreichen.«
»Wie du willst«, sagte Hassam. Er trieb sein Kamel voran, bis er neben Lara ritt, dann reichte er ihr eine Feldflasche.
Sie betrachtete sie, ohne sie zu öffnen. »Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen«, sagte sie.
»Möchten Sie lieber ein schlechtes Gewissen und Durst haben oder ein schlechtes Gewissen und keinen Durst?«, fragte Omar.
»Ein schlagendes Argument«, sagte sie, drehte den Verschluss auf und nahm einen Schluck. Sorgfältig schraubte sie den Deckel wieder auf und wollte Hassam die Flasche zurückgeben, aber er lenkte sein Kamel aus ihrer Reichweite.
»Es ist Ihre«, sagte er. »Sagen Sie mir, wenn sie leer ist, und ich bringe Ihnen eine neue.«
Sie sah ein, dass es sinnlos war zu widersprechen, deshalb dankte sie ihm einfach und wandte sich dann wieder an Omar. »Wie lange kann ein Mann der Wüste ohne Wasser durchhalten?«
»Nicht so lange, wie wir Sie gerne glauben machen würden«, erwiderte er lächelnd. »Zwei Tage, vielleicht drei, wenn wir uns vor der Sonne schützen.«
»Und ein Kamel?«
Er dachte über ihre Frage nach. »Das kommt auf das einzelne Tier und seine Verfassung an, aber ich glaube, ein Kamel, das sich richtig voll trinken konnte, hält es mindestens sechzehn oder siebzehn Tage aus. Ich würde schätzen, dass zweiundzwanzig die Höchstgrenze sind, für die meisten jedenfalls.«
»Dann konnte man sich vor dem Aufkommen motorisierter Fahrzeuge also nicht weiter als zweiundzwanzig Tagesmärsche vom Nil entfernen, es sei denn, man wusste bereits, wo Quellen und Oasen zu finden waren«, sagte Lara.
»Kein Kamel könnte sich weiter als zweiundzwanzig Tagesmärsche vom Nil entfernen«, sagte Omar.
»Gibt es denn ein anderes Tier, das das könnte?«, fragte sie.
»Gewiss.«
»Welches Tier ist das?«
»Der Mensch«, sagte Omar.
Sie runzelte die Stirn. »Könnte ein Kamel Wasservorräte für mehr als zweiundzwanzig Tage und einen Reiter noch dazu transportieren?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Dann verstehe ich nicht, wie ein Mensch länger in der Wüste durchhalten könnte als sein Kamel.«
»Die Erklärung ist etwas, sagen wir mal, geschmacklos.«
»Ich habe einen kräftigen Magen, und ich bin neugierig«, versicherte Lara.
»Ein Kamel wiegt fünf- oder sechsmal so viel wie ein großer Mensch«, begann Omar. »Es bedarf deshalb deutlich mehr Wasser, ein Kamel zu sättigen als einen Menschen. Nach, sagen wir, zwanzig Tagen in der Wüste würde ein Kamel zwar nur noch zwei Tage überleben, aber es hätte immer noch genug Wasser in sich, von dem ein Mensch eine Woche oder länger leben könnte. Wenn Reisende in früheren Zeiten merkten, dass ihre Kamele dem Tod nahe waren und sie es nicht rechtzeitig schaffen würden, eine Quelle zu erreichen, um sie zu retten, dann nahmen sie eine Reitpeitsche ganz ähnlich wie die Ihre und steckten sie dem Tier in den Hals, damit es sich erbrach. Das Wasser fingen sie mit ihren Leinensatteldecken auf, dann töteten sie das Tier und schnitten ein paar Pfund Fleisch ab, das sie mitnahmen. Mehr als nur einmal bedeutete diese Methode die Rettung vor dem Verdursten.«
»Ich verstehe«, sagte Lara. »Das ist eine faszinierende Information.«
Für ein Weilchen verfiel sie in Schweigen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Omar fürsorglich.
»Ja. Ich habe nur nachgedacht.«
»Worüber?«
»Darüber«, antwortete sie, »dass das Restaurant der Amenhotep doch nicht ganz so fürchterlich war.«
»Ich habe Sie ja gewarnt, dass die Erklärung Sie
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