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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Retterin.«
     
     

11
     
    »Wir sollten gründlich über diese ganze Sache nachdenken«, meinte Omar, während der Wind unvermindert Sand durch die Luft trieb. »Es steht außer Zweifel, dass wir unserer Route nicht weiter folgen können. Die nächsten sechs oder acht oder zehn Oasen können ebenso gut vergiftet sein.«
    »Warum sollten sie sich diese Mühe machen?«, fragte Hassam. »Sie werden davon ausgehen, dass wir hier umgekommen sind.«
    »Werden sie auch dann noch davon ausgehen, wenn sie morgen früh herkommen, um das Amulett abzuholen, und keine Leichen außer einem toten Kamel finden?«, fragte Lara bissig.
    »Aber dafür ist er ein wirklich guter Schütze«, sagte Omar mit einem amüsierten Lächeln, während Hassam beschämt die Augen niederschlug und unbehaglich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte.
    »Ich würde sagen, als Erstes vergraben wir das Kamel und stellen fest, ob wir irgendwie vertuschen können, dass wir überhaupt hier waren«, schlug Lara vor. »Wenn sie nicht wissen, dass wir herausgefunden haben, dass das Wasser vergiftet war, und stattdessen glauben, wir seien in Eile gewesen und einfach daran vorbeigezogen, dann warten sie vielleicht, bis wir die nächste Oase oder Quelle erreichen, bevor sie uns nachjagen. Wenn sie hingegen wissen, dass wir herausgefunden haben, dass die Oase vergiftet war, werden sie darauf kommen, dass wir schlau genug waren, nicht weiter von Oase zu Oase zu ziehen.«
    »Alle bis auf einen jedenfalls«, sagte Hassam, immer noch gekränkt.
     »Sie haben natürlich Recht«, sagte Omar zu Lara. »Wir müssen zurück zum Nassersee.«
    »Das gefallt mir nicht«, sagte Gaafar.
    »Wir brauchen Wasser«, sagte Lara. »Und jetzt haben wir Verwendung für die Ersatzreifen«, fügte sie hinzu – und meinte damit die beiden Kamele, die sie bei sich führten, seit ihre Reise begonnen hatte.
    »Wir werden kaum Verwendung für die Kamele haben«, sagte Omar.
    Lara lächelte. »Wir kaufen eine Feluke, richtig?«
    »Falsch«, sagte Omar. »Wir werden eine stehlen.«
    »Warum das Risiko eingehen?«, fragte Lara. »Ich habe mehr als genug Geld.«
    »Die Mahdisten suchen nach einer Engländerin, die am Nassersee und Nil entlang in Richtung Süden unterwegs ist«, erklärte Omar. »Wenn wir ein Boot kaufen, wird irgendjemand dahinter kommen, wer Sie sind, selbst wenn Sie nichts sagen. Selbst wenn diese Leute nichts mit den Mahdisten zu tun haben, so haben sie doch keinen Grund, Ihre Identität geheim zu halten – und ich versichere Ihnen, dass die Mahdisten ihnen mehr als genug Grund geben werden zu verraten, was sie wissen. Nein, es ist viel besser, mitten in der Nacht eines zu stehlen und den Besitzer im Glauben zu lassen, es sei ein Dieb aus einem Nachbardorf gewesen.«
    Plötzlich merkte Lara, dass Omar sie im schwachen Mondlicht eingehend musterte.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    »Wie ich schon sagte, Sie müssen kein Wort sagen, um als Engländerin erkannt zu werden. Keine muslimische Frau trägt Shorts – ganz sicher keine wie Sie –, und keine ist mit Pistolen bewaffnet.« Er ging zu seinen Satteltaschen, zog ein Gewand heraus und warf es Lara zu. »Ziehen Sie das an. Meine Größe entspricht eher der Ihren als Gaafars oder Hassams.«
    Sie streifte die Kleidung über, dann hielt sie still, während Gaafar ihren Kopf umwickelte.
    »Nun?«, fragte sie, als sie fertig waren.
    »Der Stoff schleift am Boden«, bemerkte Omar.
    »Was macht das schon?«, fragte Gaafar. »Sie wird in einer Feluke sitzen.«
    »Wenn niemand nahe genug an uns herankommt«, sagte Omar, »wenn man Sie nur vom Ufer aus sieht, während wir im Boot sind, wenn kein Fischerboot sich dem unseren nähert …«
    »Das klappt schon«, sagte Gaafar entschieden. »Das Gewand verhüllt ihre Gestalt ausreichend. Sie könnte als junger Mann durchgehen.«
    »Ich habe das Gefühl, dass Omar das nicht so sieht«, erwiderte Lara zweifelnd.
    »Das ist richtig«, sagte Gaafar. »Aber es ist Omars Aufgabe, mit dem Unerwarteten zu rechnen, damit wir auf jede Eventualität vorbereitet sind.« Er schaute sie noch einmal an und wiederholte: »Das klappt schon.«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Omar. Er ließ den Blick über die Oase schweifen. »Ich habe mich geirrt«, erklärte er. »Es bringt nichts, das Kamel zu vergraben oder unsere Fuß- und Hufspuren zu verwischen. Lasst uns zum Nassersee reiten. Mit etwas Glück sind wir ein paar Stunden vor Sonnenaufgang dort und schon ein paar Meilen weit

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