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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Satteltaschen, die Decken, die Gewehrfutterale und die übrige Ausrüstung, die die Kamele getragen hatten, in die Feluke. Dann band   Omar den Kamelen die Vorderbeine zusammen, er, Lara und Hassam stiegen ins Boot, und Gaafar, der Größte und Stärkste von ihnen, schob die Feluke vom Ufer weg und sprang hinein.
    »Mach’s gut, El Khobar«, sagte Lara leise, den Blick zurück auf die Kamele gerichtet. »Ohne mich bist du viel sicherer.«
    El Khobar wandte beim Geräusch ihrer Stimme kurz den Kopf und schnaubte einmal, als sei er ganz ihrer Meinung.
     
     

12
     
    Nachdem Gaafar und Hassam eine Stunde lang gegen die Strömung gerudert hatten, kam Wind auf, und Omar befestigte schnell das Segel am dünnen Mast der Feluke. Ihre Geschwindigkeit nahm beträchtlich zu, und jeder der Männer trank einen Schluck aus seiner Feldflasche.
    »Wenigstens brauchen wir uns für den Rest der Reise nicht mehr um Wasser zu sorgen«, sagte Omar.
    »Ein beruhigender Gedanke«, pflichtete Lara ihm bei. »Aber ich habe eine Frage: Was werden wir essen?«
    »Auf dem Boden des Boots liegen Angelruten und Netze. Wir werden unterwegs ein paar Fische fangen.«
    »Gut, dass ich Sushi mag«, sagte Lara.
    Plötzlich war ein Kräuseln auf der Wasseroberfläche zu sehen, und Lara deutete darauf. »Was ist das?«, fragte sie. »Es scheint etwas groß zu sein für einen Fisch.«
    Omar hob die Schultern. »Der Nil ist ein großer Fluss. Darin leben große Fische.«
    »Was ist mit Krokos?«
    »Krokos?«
    »Krokodile. Gibt es hier welche?«
    »Nein. Das Letzte wurde vor sehr langer Zeit getötet.«
    »Das ist seltsam«, befand Lara. »Im Turkanasee im Norden Kenias habe ich riesige Krokodile gesehen, einige davon achtzehn Fuß lang, und im Taganjikasee nennt man die Spezies nur Nilkrokodile.«
    »Früher gab es hier Zehntausende davon«, antwortete Omar.
    »Die Hälfte wurde getötet, weil sie eine Bedrohung für die Dörfer am Nil darstellten, und die andere Hälfte wurde getötet, damit man Schuhe für die zarten Füße europäischer Herren und Damen daraus machen konnte.«
    »Ich habe gehört, dass es in dem Teil des Nils, der durch Uganda zum Viktoriasee fließt, noch welche gibt«, sagte Gaafar.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Lara. »Ich habe dort welche gesehen.«
    »Sie sind weit gereist, Lara Croft.«
    »Ich komme ziemlich herum.«
    »Eine Untertreibung«, sagte Omar mit einem Lächeln.
    »Vielleicht.« Sie schaute über den See. »Wie steht es mit Nilpferden?«, fragte sie. »Gibt es davon auch keine mehr?«
    »Man sagt, es seien noch ein paar übrig, aber ich habe noch nie eines gesehen«, sagte Omar. »Einst gab es im Nil so viele davon wie Krokodile. Man nannte sie Flusspferde, auch wenn nie jemand eines gesattelt oder aufgezäumt hat.«
    »Ich habe mich immer gefragt, warum man ihnen diesen Namen gegeben hat«, sagte Lara. »Man hätte sie Flussschweine nennen sollen. Mit denen sind sie weit näher verwandt.«
    »Es sind erstaunliche und edle Tiere«, erklärte Hassam. »Ein Pferd ist edel, wohingegen ein Schwein unrein ist.«
    »Sie haben mir erzählt, warum die Ägypter und Sudanesen die Nilkrokos ausgerottet haben, und das verstehe ich auch«, sagte Lara. »Aber wenn Sie Flusspferde für edle, erstaunliche, pferdeähnliche Wesen halten, warum wurden diese dann ebenfalls ausgerottet?«
    »Das waren nicht wir « , antwortete Gaafar.
    »Sie wollen doch nicht behaupten, dass europäische Jäger all Ihre Nilpferde getötet haben?«
    »Nein, es war das Klima«, sagte Omar. »Einst, vor Jahrhunderten, war Nordafrika ein Land mit mildem, gemäßigtem Klima, mit viel Regen und üppiger Vegetation. Im Laufe der Zeit wurde es zur Wüste, bis es so aussah, wie es jetzt ist, wo fünfundneunzig Prozent der ägyptischen wie auch der sudanesischen Bevölkerung am Nil leben, dem einzigen Lebensquell in diesem kargen Land.« Er hielt inne. »Das Flusspferd verbringt sein Leben im Wasser, weil das Wasser seine empfindliche Haut vor der Sonnenstrahlung schützt. Aber es frisst nicht im Wasser. Nachts kommt es an Land und sucht dort nach Futter, wobei es bis zu dreihundert Pfund Pflanzen frisst, bevor es ins Wasser zurückkehrt.« Er machte eine Geste zum Ufer hin. »Sehen Sie sich um. Auf einer Strecke von zwei Meilen landeinwärts wächst nichts. Trotz der Bewässerungsgräben finden sie auf fünf Meilen zu beiden Seiten des Nils nichts als Wüste. Als es keine Vegetation mehr gab, war es nur eine Frage der Zeit – sehr kurzer Zeit –, bis auch

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