Das Amulett der Macht
drehte sich zur Tür um – und erstarrte.
»Malcolm«, sagte sie leise.
»Sprich lauter«, erwiderte er. »Ich kann dich nicht verstehen.«
»Malcolm, komm hierher – schnell!«
Er stand auf und ging in Richtung des Badezimmers, dessen Tür immer noch offen stand.
»Ist die gefährlich?«, fragte Lara.
Oliver blickte auf die Schlange hinab, die sich zwischen ihnen auf dem Boden ringelte.
»Nicht bewegen!«, sagte er angespannt.
»Was ist das für eine Schlange?«
»Eine schwarze Mamba«, entgegnete er. »Die tödlichste Schlange, die es in Afrika gibt.«
Die Schlange fühlte sich von ihren Stimmen offenbar gestört und hob den Kopf. Lara starrte in die kalten Reptilienaugen und fühlte sich eine Sekunde lang fast wie gebannt.
»Ich hole besser meine Magnum!«, sagte Oliver. »Reiz sie nicht!« Er rannte zur Tür hinaus, noch ehe sie ihn bitten konnte, ihre Pistolen aus der Tasche zu holen.
Die Mamba zischte und hob ihren Kopf noch etwas höher.
Langsam, ganz langsam begann Lara, in die Knie zu gehen. Die Schlange senkte ihren Kopf, um auf derselben Augenhöhe zu bleiben. Als Lara wusste, dass sie ihren Stiefel erreichen konnte, ohne eine umständliche Bewegung machen zu müssen schob sie ihre rechte Hand nach hinten, und langsam, vorsichtig zog sie das Skalpell von Isis hervor.
Sie richtete sich auf, und abermals hob die Mamba ihren Kopf. Die Schlange war nicht mehr als zwei Fuß von ihr entfernt, sie befand sich also in Reichweite des Tieres.
Aber du bist auch in meiner Reichweite, dachte sie.
Langsam streckte sie die linke Hand aus. Die Schlange beobachtete die Bewegung starren Blickes. Auf dem Waschbecken stand eine Schachtel mit Papiertüchern. Ganz behutsam zog Lara eines heraus und bewegte es langsam in Richtung der Mamba, bis diese wieder zischte.
Dann spannte sich Lara und ließ das Tuch fallen. Es flatterte dem Boden entgegen, und die Mamba schnappte zu – und als ihre tödlichen Zähne das Papiertuch durchbohrten, packte Lara die Schlange mit der linken Hand direkt hinter dem Kopf und stieß den Dolch mit aller Kraft durch den Unterkiefer des Tieres. Die Klinge fuhr nach oben, durch die Zunge und den Gaumen der Mamba, und verschloss ihr das Maul.
Das Tier begann in Laras Griff zu zappeln, aber es war nicht in der Lage, ihr die Zähne ins Fleisch zu schlagen. Sie drosch den Kopf der Schlange mehrmals gegen den harten Emaillerand des Waschbeckens. Irgendwann stellte sie fest, dass die Mamba tot war, seit einer kleinen Weile bereits, und nur noch krampfartig zuckte. Sie ging zur Tür des Cottages, zog das Skalpell von Isis aus dem Kadaver und warf ihn hinaus auf die Steinterrasse.
Kaum eine Minute später kehrte Oliver zurück, die Magnum in der Hand, und sah die tote Schlange.
»Tut mir Leid«, sagte er. »Diese Idioten haben meinen Wagen einen Block weiter weg abgestellt.«
»Die Schlange kann nicht einfach so hier hereingekrochen sein, oder?«, fragte Lara auf die Mamba deutend.
Oliver schüttelte den Kopf. »In der Stadt wurde seit Jahren keine Mamba mehr gesehen. Im Gegenteil, sie sind zunehmend seltener zu finden.« Er hob die tote Schlange hoch. »Ich schmeiße das Ding besser in den Abfall, bevor noch alle Gäste in Panik abreisen.«
Er nahm die Mamba und trug sie davon. Ein paar Minuten später kam er zurück.
»Hier sind wir nicht mehr sicher«, sagte er. »Sie wissen jetzt, wo du bist. Hol deine Tasche. Wenn sie es noch einmal versuchen wollen, sollen sie dich erst einmal finden, und ich kenne dieses Land so gut wie kaum ein anderer.«
26
»Wo fahren wir hin?«, fragte Lara, während sich der Safariwagen die gewundene Straße hinaufarbeitete.
»Wir halten erst einmal bei meinem Haus«, antwortete Oliver. »Dort habe ich mein altes Jagdgewehr, und Max ist auch da.«
»Wer ist Max?«
»Mein Hund – ein Jack-Russell-Terrier. Ein verdammt bissiger Bursche. Glaub mir, niemand schleicht sich an uns heran, solange Max bei uns ist.«
Sie schaute zum Fenster hinaus. »Ich kann es zwar nicht genau sehen, aber ich habe den Eindruck, dass die Gegend sehr schön ist.«
»Ist sie«, sagte er. »Karen Blixens altes Anwesen liegt nur ein paar Meilen entfernt.«
»Und wo wohnst du?«, fragte sie. »In deinem Haus war ich ja noch nie.«
»Weil wir immer raus in den Busch sind«, sagte er. »Du hattest ja nicht bezahlt, um ein Haus zu sehen. Aber es ist ganz in der Nähe, an der Windy Ridge Road.«
»Windy Ridge?«
»Der Name passt«, erwiderte Oliver. »So wie
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