Das Amulett der Macht
und tastete sich zur rückwärtigen Wand vor, wobei ihre Hand eines von Olivers alten Jagdgewehren berührte. Sie überprüfte das Schloss, um nachzusehen, ob es geladen war. Das war es nicht, aber sie ertastete eine Anzahl von Munitionsschachteln auf einem kleinen Regal.
Sie öffnete eine und ließ eine Patrone in das Gewehr rutschen, musste aber feststellen, dass es die falsche Größe war.
Sie schaute zur Tür hinaus auf den Leoparden und konnte an seinen Augen, seinem ganzen Verhalten erkennen, dass er die Kontrolle über seinen Körper zurückgewonnen hatte. Er begann, durch das Gras auf sie zuzuschleichen.
Sie schob eine andere Patrone in das Gewehr, und diese passte. Sie nahm den Leoparden, so gut sie dies im Dunkeln konnte, ins Visier, stand dann reglos da, während er sich mit unruhig zuckendem Schwanz näher und immer näher heranpirschte.
Schließlich, als sie sicher war, dass der Leopard gleich springen würde, feuerte sie das Gewehr über seinen Kopf hinweg ab. Der Leopard sprang zurück, knurrte und jagte in die Nacht davon, als sie die Waffe abermals anhob.
Oliver kam aus dem Haus gerannt, ebenfalls ein Gewehr in der Hand.
»Was ist passiert?«, rief er. »Bist du in Ordnung?«
»Ich bin okay, Malcolm«, sagte sie. »Ich bin nur kurz mit einem Leoparden auf Tuchfühlung gegangen.«
»Hast du ihn verletzt?«, fragte Malcolm hastig.
Lara schüttelte den Kopf. »Ich glaube wie du, dass Leopardenfell am Originalbesitzer besser aussieht. Ich feuerte einen Schuss ab, um ihn zu verjagen.«
»Es überrascht mich, dass dir dieses alte Gewehr nicht die Schulter gebrochen hat«, sagte er. »Das ist eine .550er Nitro Express.« Er schaute sich um. »Hast du eine Spur von Max gefunden? Ich hoffe, er ist nicht dem Leoparden über den Weg gelaufen.«
Wenn ich dir erzähle, dass der Leopard ihn getötet hat, fragst du mich, woher ich das weiß, und ich glaube nicht, dass du für diese Antwort bereit bist.
»Nein«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Ich habe ihn nicht gesehen.«
»Ich schätze, er hat sich auf eigene Faust auf eine Jagdexpedition begeben«, sagte Oliver. »Das tut er von Zeit zu Zeit. Nun ja, es hat keinen Sinn, die ganze Nacht oder womöglich das ganze Wochenende hier auf ihn zu warten. Ich habe mein Gewehr. Deswegen bin ich ja hergekommen.«
Sie kehrten zum Wagen zurück, wo Lara als Erstes ihre Pistolen auspackte und ihre Holster um die Hüften schnallte. Die Schultertasche warf sie auf den Rücksitz, und dann fuhren sie aus den Ngong Hills hinaus und waren bald wieder auf einer ebenen Straße.
Nach ein paar Meilen wandte sie sich an ihn und sagte: »Du fährst in Richtung Rift Valley. Warum?«
»So weit fahren wir nicht«, erwiderte er. »Das ist die Old L-muru Road. Wir nehmen sie nur bis Banana Hill.«
»Nie davon gehört.«
»Liegt etwa zwanzig Meilen außerhalb von Nairobi«, antwortete Oliver.
»Und was gibt es dort?«
»Eine sehr schöne, sehr ruhige und fast unbekannte kleine Herberge namens Kentmere Club.«
»Kentmere Club?«, wiederholte sie. »Haben wir dort nicht einmal auf dem Rückweg von einer Safari gegessen?«
»War ich mit dir dort?«, fragte er. »Ich kann mich nicht erinnern.«
»Aber ich erinnere mich«, sagte Lara. »Ente war die Spezialität des Hauses, und zum Dessert hatte ich eine herrliche Schokoladenroulade.«
»Genau das ist es.«
»Aber das ist nur ein Restaurant.«
»Das glauben die meisten Leute«, antwortete Oliver, »aber es ist tatsächlich ein Hotel. Es hat etwa ein Dutzend Zimmer.«
»Okay«, sagte sie. »Warum dorthin?«
»Es ist nicht in Nairobi, es ist nicht in Naivasha, es ist nicht in Nanyuki, es ist nicht in Nyeri, es ist in überhaupt keiner Stadt. Und wie ich schon sagte, nur sehr wenige Menschen wissen, dass es ein Hotel ist.«
»Können wir uns dort bis Dienstag verstecken?«, fragte sie zweifelnd.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Oliver. »Ich hoffe es. Ich nehme an, es hängt davon ab, wie gut die andere Seite organisiert ist. Du müsstest das besser wissen als ich.«
Wenn er eine Antwort erwartete, wurde er enttäuscht, denn Lara schwieg. Ein paar Minuten später fuhren sie auf ein reizendes altes Herrenhaus im Tudorstil zu, das aussah, als gehöre es eher nach Surrey oder Tumbridge Wells.
Oliver ging an die Rezeption, sprach leise auf Suaheli, und dann wandte er sich Lara zu.
»Hast du kenianische Schilling bei dir?«, fragte er.
Sie zog ein Bündel Banknoten hervor, und er nahm die Hälfte davon und reichte sie dem
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