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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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sie aus einem neuen Blickwinkel ins Auge zu fassen. »Sag mir, was der Araber nicht wusste.«
    »Man muss nur die Nerven bewahren, und das konntest du ja schon immer ganz ausgezeichnet«, sagte Oliver. »Wenn du versuchst, dem Nashorn zu entkommen, sobald es anfängt, auf dich zuzurennen, dann geht es dir genauso wie dem Araber. Aber wenn du stehen bleiben kannst, bis es noch zehn Yards entfernt ist und den Kopf senkt, um dich mit seinem Hörn aufzuspießen, kannst du ihm ausweichen. Ein Rhinozeros ist blind, sobald es den Kopf zum Angriff gesenkt hat; dann sieht es nur noch ein paar Zentimeter Gras.«
    »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte sie angespannt, während das Tier wieder zu schnauben begann. »Ich glaube, es stürmt gleich los.«
    Das Rhinozeros raste auf sie zu. Sie stand bewegungslos da, wartete darauf, dass es seinen Schädel senkte – aber das tat es nicht. Stattdessen schwenkte es im letzten Moment nach links ab und rannte noch fünfzig Yards, bevor es stehen blieb und sich zu ihr umdrehte.
    »Was sollte denn das?«, fragte sie.
    »Es weiß, dass es blind ist, wenn es angreift«, sagte Oliver, »deshalb hat es versucht, dich in die Flucht zu schlagen. Pass auf. Da kommt es wieder!«
    Lara sah, wie das riesige Tier vom Trott in Galopp und schließlich in einen tödlichen Sturmlauf verfiel. Jetzt war es noch vierzig Yards entfernt, noch zwanzig, noch zehn… und endlich senkte es den Kopf, und sie sah, wie sich das gewaltige Horn auf sie richtete. Sie machte zwei schnelle Schritte nach links – und das Rhinozeros setzte seinen Angriff fort, ohne langsamer zu werden, bis es vierzig Yards an ihr vorbei war.
    »Verdammt aber auch!«, rief sie. »Du hattest Recht!«
    Das Nashorn rannte in gerader Richtung weiter. Etwa hundert Yards entfernt blieb es stehen und begann, von ein paar Büschen zu fressen, als sei nichts geschehen.
    »Es glaubt, dich erwischt zu haben«, sagte Oliver. »Andernfalls würde es zurückkommen und es noch einmal probieren.« Er schwieg kurz. »Es sind keine sehr klugen Tiere. Deshalb fällt es Wilderern auch so leicht, sie zu erlegen. Bevor wir abfliegen, sage ich im Wild-Department Bescheid, dass dieses Nashorn hier mit einer Kugel in der Brust herumläuft. Ich glaube nicht, dass der Schuss es wirklich verletzt hat, aber es wird die nächsten paar Tage ziemlich schlecht gelaunt sein.«
    »Nicht nur das Nashorn«, sagte Lara. »Ich habe es langsam satt, dass mich fortwährend irgendwelche Leute umbringen wollen.«
    »Äh … nicht nur Leute « , sagte Oliver plötzlich.
    »Wie meinst du das?«
    »Der Wind schlug gerade um, als das Nashorn uns unterbrach«, erinnerte er sie. Lara wandte sich der Lichtung zu und sah drei Löwinnen näher kommen.
    »Sagte der Mahdist nicht, es seien vier?«, fragte sie.
    »Sind es auch.«
    Oliver zeigte zum Dach des Wagens hinauf, wo die vierte Löwin thronte und sie musterte, so wie eine Hauskatze eine Maus betrachtet, mit der sie gleich ein bisschen Spaß haben würde.

30
     
    »Nicht rennen«, sagte Oliver leise. »Löwen sind ziemlich konservative Tiere. Die hier haben noch nie einen Menschen angegriffen. Vielleicht überlegen sie es sich noch mal.«
    »Woher weißt du, dass sie noch niemanden angegriffen haben?«
    »Wie ich dir schon sagte, der Nairobi-Park liegt innerhalb der Stadtgrenzen«, antwortete er. »Wenn sie Menschen angefallen hätten, dann hätte das Wild-Department sie erschossen.«
    Plötzlich kam Lara eine Idee. »Was würde passieren, wenn ich mich ganz langsam bewege?«
    »Zum Auto?«, fragte er. »Das alte Mädchen auf dem Dach würde sich wahrscheinlich auf dich stürzen, wenn du ihm zu nahe kommst und es sich bedroht fühlt.«
    »Nein«, sagte Lara. »Zur Leiche des Arabers.«
    »Vermutlich nichts«, sagte Oliver. »Aber wenn ich mich irre, bleiben dir keine drei Sekunden, bis der erste Löwe über dich herfällt.«
    »Es ist einen Versuch wert«, sagte sie. »Vergiss nicht: Sie sind hungrig, und wir sind mit Topi-Blut befleckt. Sie werden nicht einfach nur dastehen und uns den ganzen Tag lang beobachten.«
    Sie machte einen Schritt, dann einen zweiten und einen dritten. Die Leitlöwin blieb stehen und schaute sie neugierig an.
    Zwei weitere Schritte, und Lara befand sich neben dem toten Araber. Ganz langsam ging sie in die Knie, ohne den Blick von den Löwen abzuwenden, tastete unter dem Leichnam umher und fand schließlich, was sie gesucht hatte.
    Vorsichtig richtete sie sich mit Olivers Magnum in der Hand auf.
    »Der

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