Das Amulett der Macht
während sie in einer ledergepolsterten Nische Platz nahmen. »Vorgeblich nur für Mitglieder, aber jeder kann sich hier eine eintägige Mitgliedschaft kaufen.«
Lara bemerkte eine Anzahl von Männern, die an der Theke saßen und von denen die meisten trotz der Hitze Lederjacken trugen. »Ich vermute, diese Typen sind alle Piloten?«
Er nickte. »Ja, das ist ihre Uniform. Und das hier ist ihr Stammlokal. Wenn unser Mann nicht bald aufkreuzt, schaue ich mal, ob wir einen von denen da anheuern können.«
Seine Sorge erwies sich als unbegründet. Ein paar Minuten später kam eine hoch gewachsene, schlanke Gestalt auf sie zu und stellte sich als Milo Jacobi vor. Aus dem Akzent konnten sie schließen, dass der Pilot Amerikaner war.
»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte er. »Ich habe gerade ein Pärchen vom Ngorongoro-Krater drüben in Tansania zurückgebracht und mehr als genug Treibstoff, um bis nach Mombasa zu kommen. Wir können also aufbrechen, wann immer sie so weit sind. Wenn wir an der Küste aufgetankt haben, fliegen wir nonstop durch bis auf die Inseln. Die Seychellen liegen etwa tausend Meilen östlich der Küste, stellen Sie sich also auf einen Fünfstundenflug ab Mombasa ein – und bis nach Mombasa brauchen wir etwa anderthalb Stunden. Ich habe ein paar Sandwiches für Sie im Flugzeug, falls Sie Hunger bekommen sollten, und auch etwas zu trinken.«
»Klingt gut«, sagte Lara. »Gehen wir.«
Der Pilot führte sie auf das Flugfeld hinaus und stand kurz darauf neben seiner Maschine.
»Es ist ein Fünfsitzer«, sagte er. »Sie können also beide hinten Platz nehmen, oder einer von Ihnen sitzt vorne bei mir.«
»Ich nehme den Rücksitz«, sagte Lara.
»Ich auch«, sagte Oliver. »Ich habe keine Angst vorm Fliegen, aber ich schaue nicht gerne durch die Frontscheibe hinaus – wenn man die Wolken an sich vorbeijagen sieht, wird einem plötzlich bewusst, wie sehr der Wind einen beutelt.«
Jacobi lachte belustigt. »In Ordnung, auf den Rücksitz also. Haben Sie Gepäck?«
»Nur meine Schultertasche«, antwortete Lara. »Wir kaufen uns, was wir brauchen, vor Ort.«
Falls Jacobi das merkwürdig fand, dann behielt er es für sich. Ein paar Minuten später rasten sie die Startbahn entlang und waren kurz darauf in der Luft und unterwegs nach Osten.
Lara lehnte sich zurück und schaute durch das Fenster in den klaren, blauen Himmel Afrikas hinaus.
Sie landeten in Mombasa, tankten auf und flogen weiter in Richtung Seychellen.
Sie hatten etwa hundert Meilen über dem Indischen Ozean hinter sich und flogen in einer Höhe von etwa 7500 Fuß, als Jacobi den Kopf senkte und anfing, vor sich hin zu flüstern.
»Was tun Sie denn da?«, fragte Lara neugierig.
»Beten«, sagte er. Plötzlich langte er zum Armaturenbrett und schaltete die Motoren aus.
»Was zum Teufel haben Sie getan?«, verlangte Oliver zu wissen und lehnte sich nach vorne.
»Ich habe getan, was so vielen anderen nicht gelungen ist«, antwortete er. »Ich habe Lara Croft getötet.«
»Sie haben uns alle getötet!«, rief Oliver.
»Besser tot als in einer Welt leben, die vom Mahdi beherrscht wird«, sagte Jacobi gleichmütig.
Lara warf sich über die Lehne des Copilotensitzes und versuchte, die Motoren neu zu starten. Jacobi schlug nach ihr und traf sie am Kinn.
Sie riss das Skalpell von Isis aus ihrem Stiefel und zog ihm die Klinge über die Kehle. Sein Schrei verwandelte sich in ein feuchtes Gurgeln. Sie sah ihn nicht einmal an, während sie an den Kontrollen hantierte.
»Wirf ihn über Bord!«, befahl sie Oliver.
»Die Tür ist auf der anderen Seite.«
»Dann mach sein Fenster auf und schieb ihn raus. Wir verlieren an Höhe! Wir müssen das Flugzeug leichter machen und etwas Zeit herausschinden, nur ein paar Sekunden, so lange ich versuche, die Motoren wieder anzulassen!«
Oliver brauchte etwa dreißig Sekunden, um das Fenster zu öffnen, und das Flugzeug kippte fast zur Seite, als sich der Druck veränderte, aber Lara fing die Maschine ab, und Oliver schaffte es, den Leichnam des Piloten durch das Fenster zu bugsieren, wo er ungefähr 3800 Fuß tief und ins Meer stürzte.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Oliver.
»Weißt du, wie man ein Flugzeug fliegt?«
»Nein.«
»Dann kannst du mir nicht helfen«, sagte sie.
»Wie lange noch, bis wir abstürzen?«
»Wenn das eine 747 wäre, dann hätten wir noch etwa fünf Sekunden … aber es ist ein kleines Flugzeug, relativ leicht. Selbst ohne Motoren und unter Höhenverlust kann ich
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