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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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sie durch den Park. Als sie in den Bereich kamen, den man Hyrax Valley nannte, wies ihn der Araber an, den Wagen zu stoppen.
    »Aussteigen.«
    Lara und Oliver stiegen aus dem Wagen, der Araber folgte ihnen.
    »Die Schüsse werden nicht ungehört bleiben«, sagte Lara.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie erschießen werde?«, fragte der Mann grinsend.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte sie. »Sie wollen uns totquatschen?«
    »Wissen Sie, ich habe emanzipierte Frauen schon immer verachtet«, sagte er. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, einer solchen Frau jetzt den Tod bescheren zu dürfen.« Er deutete auf eine kleine Lichtung, die etwa zweihundert Yards entfernt lag. »Ich bin seit einer Woche jeden Tag hierher gekommen. Auf der Lichtung lebt ein Löwenrudel, ein großes, schwarzmähniges Männchen und vier Weibchen. Und sie sind sehr hungrig.«
    »Warum glauben Sie das?«, fragte Lara.
    »Weil ich jedes Mal, wenn sie in den vergangenen drei Tagen auf die Jagd gehen wollten, mein Auto und meine Hupe benutzt habe, um ihre Beute zu verscheuchen. Die Löwen werden jeden Augenblick aus ihren Verstecken kommen, und Sie werden das Erste sein, was sie zu Gesicht bekommen.«
    Lara warf Oliver, der nicht übermäßig besorgt schien, einen raschen Blick zu.
    »Ja, Mister Oliver, ich weiß, dass Löwen Nachtjäger sind, und unter normalen Umständen würden sie wohl erst in ein paar Stunden auftauchen. Ich weiß auch, dass Menschen nicht ihre bevorzugte Beute sind.« Er zog eine Plastikpistole aus einer Tasche. »Eine Kinderspritzpistole, wie sie in fast jedem Spielwarengeschäft erhältlich ist«, erklärte er. »Aber diese hier ist nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit dem Blut eines Topis, das ich gestern tötete.« Aus sicherer Entfernung spritzte er Lara und Oliver mit dem Tierblut gründlich nass. »Sobald sich die Windrichtung ändert, können wir wohl etwas Gesellschaft erwarten.«
    »Sie bleiben so lange?«, fragte Lara.
    »Warum nicht?«, erwiderte er. »Ich rieche schließlich nicht wie die Leibspeise eines Löwen. Außerdem werde ich aus dem Wageninneren heraus zusehen, sobald sie kommen.«
    Zehn Minuten lang standen sie regungslos in der Morgensonne.
    »Jetzt wird es nicht mehr lange dauern«, sagte der Araber. »Die Brise hat gerade umgeschlagen.«
    »Da haben Sie Recht«, sagte Oliver, an dem Mann vorbeisehend. »Jetzt wird es nicht mehr lange dauern.«
    Der Araber drehte sich um, weil er wissen wollte, worauf Oliver den Blick richtete, und sah sich einem zwei Tonnen schweren Schwarzen Nashorn gegenüber, von dem ihn noch etwa fünfzig  Yards trennten. Er richtete seine Pistole auf das Rhinozeros und gab zwei schnelle Schüsse ab. Beide gingen fehl.
    Das Nashorn trottete heran und machte einen gereizten Eindruck. Aus einer Distanz von dreißig Yards schoss der Araber von neuem. Diesmal konnten sie sehen, wie an der Stelle, wo die Kugel die gewaltige Brust des Tieres traf, Staub aufwölkte, aber der Treffer schien es nicht zu beeinträchtigen. Es stapfte auf den Araber zu, der einen weiteren Schuss feuerte. Dann verlor er die Nerven, drehte sich um und rannte davon. Das Rhinozeros schnaubte, beschleunigte seinen Schritt und senkte im Angriff den Schädel. Sein Horn erwischte den Araber im Rücken. Es schleuderte den Mann hoch, in die Luft. Schwer schlug er zu Boden und blieb bewegungslos liegen. Das Nashorn trottete zurück zu ihm und rammte ihm ein paar Mal das Horn in den Leib. Dann erst schien das Tier auf Lara und Oliver aufmerksam zu werden. Es stampfte beiseite, verhielt dann, drehte sich um, schnaubte wieder und scharrte mit den Füßen über den Erdboden. Zwei weitere angetäuschte Angriffe folgten; beide Male brach das Tier kurz vor ihnen ab.
    »Es macht sich bereit, ernsthaft anzugreifen«, sagte Oliver leise.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Lara.
    »Ihm aus dem Weg gehen.«
    »Hast du keinen nützlicheren Rat?«, erwiderte sie gereizt.
    »Das ist kein Witz«, sagte Oliver. »Das hier ist bei weitem nicht so schlimm wie der Angriff eines wütenden Elefanten, weißt du noch, dass du mir erzählt hast, wie du in Khartoum einem Truck ausgewichen bist? Vertrau mir – wenn du einem Truck ausweichen kannst, dann kannst du auch einem Nashorn ausweichen.«
    »Unser arabischer Freund hatte nicht so viel Glück«, meinte sie.
    »Er war ein Idiot.«
    »Ich bin kein Idiot, ich bin nur unwissend«, sagte Lara, während das Rhinozeros in kleinen Halbkreisen hin- und hertrottete, um

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