Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
aufhörte. Dass ich aufwachte und ich mich in meinem Bett in Amalen wiederfand.
»Deine Zeit läuft ab Janlan Alverra. Du musst dich entscheiden. Deine Freunde oder unwichtige Menschen, die du überhaupt nicht kennst. So oder so, jemand wird sterben.«
Er sagte es mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, das genauso gut von Luzifer selbst hätte stammen können. Ich wollte mich nicht entscheiden. Das war eine Entscheidung, die ich nicht treffen konnte. Wie sollte ich es rechtfertigen, die Welt um mich herum sterben zu lassen, nur um zwei Menschen zu retten, die mir zufällig besonders am Herzen lagen. Aber wie sollte ich es über mich bringen Craig und Keira zu opfern. Ich hatte mich geopfert und hatte gedacht, das wäre genug. Ich hörte meine eigenen Gedanken wild durcheinander rasen. Ich suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit beides zu erreichen. Die Welt und meine Freunde zu retten. Wieder wanderte mein Blick zurück zu Keira und dann weiter zu Craig. Ich kannte ihre Gesichter. Jedes einzelne Merkmal war mir vertraut und rief ein Gefühl der Sicherheit in mir an die Oberfläche.
Es war Keiras intensiver Blick, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich war nicht überrascht, als ich eine ähnliche Verbindung zwischen ihr und mir entdeckte, wie sie auch zwischen mir und Craig bestand. Alleine ihre Farben unterschieden sich. Das war der Grund, warum ich all diese Barrieren ohne Keira hatte überwinden können. Unsere Freundschaft hatte den Tod überstanden und bestand immer noch. Keiras Augen wanderten von der Stelle, wo mein Herz sein sollte, über meinen Arm bis zum Seelentropfen. Sie wusste um den Kampf, den ich in meinem Inneren austrug. Sie wusste genau, dass ich mich nicht entscheiden konnte. Dass ich es nicht mit mir vereinbaren konnte, das eine oder das andere zu wählen. Die Zeit entglitt mir. Ich spürte, wie die Sonnenstrahlen von dem Tropfen wichen. Ich hatte keine Zeit mehr. Unaufhörlich liefen Tränen meine Wange hinunter und sammelten sich in einem silbrigblauen Teich auf dem Boden. Sie schimmerten und wirbelten umeinander wie die Flüssigkeit in dem Stein der Seelentropfen.
»Janlan Alverra, dein Großvater hatte schon nicht den Mut dazu und nicht die Größe zu tun, was du auch nicht schaffen kannst. Noch nie hat es jemand geschafft, die Verbindung zwischen Seelengeist und Körper wiederherzustellen, wenn sie einmal durchtrennt wurde.«
Seine Augen blitzten bösartig. Er war sich seiner Sache ganz sicher. Er glaubte, dass er gewann, egal was ich tun würde. Er sah den Tod bereits triumphieren. Ich sah denselben Ausdruck in Keiras Augen, der sich auch bei mir ausbreitete. Diese Ausgeburt der Hölle war im Unrecht. Ich hatte es bereits einmal geschafft. Ich sah, wie Keira Worte formte und zugleich hörte ich ihre Stimme in meinen Gedanken.
»Du kannst das. Keiner von uns wird aufhören zu existieren. Janlan, du opferst uns nicht.«
Ihre letzten Worte hallten mit Nachdruck in meinen Gedanken. Ich hatte meine Entscheidung schon längst getroffen. Ich hatte nur Keira gebraucht, die mir meine eigene Entscheidung offen legte. Leise wisperte ich ihr tonlos zu, »Deine Schmerzen tun mir leid. Ich werde es wieder gut machen.«
Sie lächelte mich nur an und ließ ein kaum sichtbares Nicken erkennen. Sie wollte nicht, dass einer der Anhänger des Zirkels unsere stumme Unterhaltung bemerkte. Keiner tat es. Wir hatten nichts getan, um uns zu verraten. Ich stand noch mit ausgestreckter Hand da und war kurz davor den steinernen Seelentropfen zu berühren. Keira schwebte neben ihrem eigenen Körper. Meine Augen, die sich nun nicht mehr von meinem Körper abhoben, suchten Craig. Er stand wie Keira neben seinem eigenen Körper, auch auf ihn war ein Gealen gerichtet und drohte seine Seele zu vernichten.
»Ich liebe dich«, flüsterte ich und berührten in dieser Sekunde den Stein.
»Nein!«, brüllte der Anführer dieser Monster, doch es war zu spät. Ich sah, wie er in seiner Bewegung erstarrte. Sein Messer hatte sich keinen Millimeter weiter auf Keiras Herz zubewegt und auch der schlaksige Kerl hatte es nicht geschafft, die Drohung in die Tat umzusetzen. Es war als wäre die Zeit zum Stillstand gekommen. Automatisch wanderte mein Blick hinauf zum Himmel, die Sonne näherte sich weiter dem Horizont. Zeit und Stillstand. Das erste Paar der Gegensätze. Gespannt sah ich zu der goldenen Kugel in deren Innerem, der Stein der Seelentropfen schimmerte, wie meine Tränen auf dem Boden. Würde ich atmen,
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