Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Naturgesetz keine Bedeutung hatte. Der Stein schmiegte sich in seine Vorrichtung so unglaublich genau ein, dass kein Zweifel bestand, dass die Kugel nur für ihn gefertigt worden war. Als ich überzeugt war, dass der Stein wirklich sicher war, trat ich vorsichtig einen Schritt zurück. Ich erwartete das sofortige Kreisen der Ringe, aber nichts geschah.
»Warum passiert nichts?«
In Gedanken ging ich erneut den Text durch, den ich letzte Nacht in Goldbuchstaben an der Wand gelesen hatte.
Die Seele ist das Reinste, was der Schöpfer den Menschen gab… Sie wird sein, alles und zugleich nichts.
Diese zwei Sätze sprangen mir aus dem Ganzen entgegen. Als hätten sie im Hintergrund gelauert, nur um im richtigen Moment in mein Bewusstsein zu treten. Ich suchte den Raum nach Craigs durchscheinender Gestalt ab. Er hatte kein Wort gesagt seit ich zwischen Löwe und Adler getreten war.
»Craig?«
Meine Stimme klang viel ruhiger, als ich im Angesicht meines Vorhabens erwartet hatte. »Craig, wo bist du?«
»Hier«, sagte er etwas verwirrt und trat aus den Schatten einer der vielen Säulen, die um die Statue angeordnet waren. »Was ist?«
Er klang beunruhigt, als ahnte er, dass mein plötzliches Rufen nach ihm, nichts Gutes bedeuten konnte.
»Craig, ich brauche jetzt doch deine Hilfe. Du musst mir einen Gefallen tun.«
Er sah mich misstrauisch an, wobei er seinen Kopf leicht zur Seite neigte. Ich stieg langsam von dem erhöhten Statuensockel hinab und ging zu der Säule, neben der Craig immer noch bewegungslos stand.
»Janlan, was hast du vor?«
Er wich nicht zurück, obwohl ich sicher war, diesen Gedanken in seinen Augen zu sehen. Ich legte den Zeigefinger auf meine Lippen und bedeutet ihm so, still zu sein. Mein Herz raste immer noch unaufhörlich in meiner Brust und schien mit jedem Schlag zu schreien »Nein, tu es nicht.« Ich ignorierte es und ging immer weiter auf Craig zu. Sein Licht warf unzählige kleine Punkte an die Wand und die Säule. Er wirkte so unwirklich, wie es nur möglich war. Ein Kribbeln überfiel mich, als ich zurückdachte an die Nacht in der heißen Quelle. Noch zu deutlich spürte ich das leichte Stechen seiner Nähe und sah die silbrigen Linien, die sich durch das ganze Wasser gezogen hatten. Ich war nur noch wenige Schritte von Craig entfernt, als er schließlich einen Schritt zurückwich.
»Janlan, was hast du vor?«
»Craig, es ist okay.«
Ich flüsterte so leise, dass er es wohl kaum hörte.
»Nein! Das ist es nicht!«
Nun war er sicher, was ich vorhatte und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Er warf mir einen strengen Blick zu. »Das werde ich nicht tun.«
Ich schüttelte stumm den Kopf. Ich war so kurz vorm Ziel und er würde mich jetzt nicht mehr aufhalten. Er konnte mich mit nichts von meinem Entschluss abbringen.
»Craig, bitte. Das ist der einzige Weg. Ich würde nicht wollen, dass es jemand anderes tut als du.«
»Janlan…«, wimmerte er fast schon. Ich konnte genau sehen, wie sehr ihn nur die Vorstellung schmerzte.
»Craig, genau hierfür wurde ich geboren. Alles, was ich durchmachen musste, hat mich hierher geführt. Es gibt keinen anderen Weg und ich finde es nicht schlimm. Seit ich dich in meinen Träumen gesehen hatte, wollte ich genau das tun und wenn ich damit alle retten kann, die ich liebe und noch viele Tausende mehr, ist es das wert.«
»Janlan, nein. Es muss auch anders gehen.«
Er schüttelte schwach seinen Kopf und ich bildete mir ein, silbrige Tränen in seinen wunderschönen Augen zu sehen. Ich war nur noch zwei Schritte von ihm entfernt. Ich spürte den stechenden Schmerz seiner Nähe. Ich spürte sie auf jedem Zentimeter meines Körpers, zusammen mit einer Aufregung, die ich nie zuvor erlebt hatte.
»Ich will es nicht anders haben«, flüsterte ich leise, als ich die letzten Schritte überwand, die uns noch trennten. Noch bevor Craig zurückweichen konnte, hatte ich meine Lippen auf seine gelegt. Freude und unerträglicher Schmerz durchzuckte meinen Körper und schien sich gegenseitig aufzuheben. Ich hatte erwartet, dass ich durch Craig hindurchfallen würde. Dass er keinen festen Körper hatte. Aber ich irrte mich. Ich spürte seine Lippen ganz genau auf den Meinen. Sie waren kalt und fühlten sich unreal an, aber ich spürte sie. Ich spürte die sachte Bewegung seiner Lippen, als er sich schließlich in sein Schicksal ergab und meinen Kuss endlich erwiderte. Mein warmer Körper schmiegte sich an seinen. Für einen Moment schien die Welt
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