Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
trieb mein Großvater mich einfach in den Wahnsinn.
»Keira?«
»Mh?«
Wie sollte ich das jetzt bloß verpacken.
»Spürst du irgendetwas…?«
Sie zog die Augenbraue hoch. Skepsis. Na toll, gleich würde sie mich als bescheuert abstempeln.
»Was soll ich spüren?«
Sie klang kritisch. Natürlich. Wie sollte man schon klingen, wenn die Freundin einen fragte, ob man unsichtbare Sachen spürt?
»Naja, irgendwas, was dir vorher noch nie untergekommen ist. So etwas.«
Ich beobachtete sie ganz genau. Ihre Augenbraue wanderte noch ein Stück weiter ihre Stirn hinauf.
»Wovon redest du, Janlan? Was ist los?«
Ich knirschte mit den Zähnen und biss mir wie immer auf die Lippen. Dass die noch nicht bluteten war ein Wunder. »Janlan, spuck’s aus. Was ist los?«
Ich spürte, dass sie das Tempo verringerte. Sofort drehte ich mich um und sah in die Nacht. Das rote Glühen war nur noch ein winziger Schimmer, aber es war noch da.
»Nicht langsamer werden!«
Ich schrie sie fast an, was eine erstaunliche Wirkung hatte. Keiras Fuß trat wieder voll durch und aus ihrem Gesicht verschwand für einen Moment jede Farbe.
»Janlan, sag mir endlich, was hier los ist?!«
Von erschrocken zu wütend. Das hätte ich vorhersehen können. Ein wütender Blick funkelte mich für eine Sekunde von der Seite an.
»Entschuldige«, sagte ich kleinlaut. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll…«
Ich warf Keira einen flüchtigen Blick zu und erstarrte. Ich sah nicht nur Keira. Ich sah auch ein helles bläuliches Licht, das genau aus ihrem Herzen strahlte und meine Freundin komplett einhüllte. Ich sah gerade Keiras Seelenenergie. Ich spürte, dass mein Mund offen stand, war aber außerstande ihn zu schließen. Ich starrte sie einfach an. Das Licht schien mit Keiras Herz im Einklang zu pochen. Es war so anders als die, die uns im Rücken saßen.
»Janlan! Hör auf mich anzustarren! Und sag mir endlich, was los ist! Und verdammt noch mal mach den Mund wieder zu. Du siehst dämlich aus.«
Interessant. Je wütender Keira wurde umso deutlicher wurde das Licht. Ich klappte den Mund zu, konnte aber noch nicht aufhören sie anzustarren. Warum war ich plötzlich dazu fähig? »Janlan!«
Ich blickte zurück über die Schulter. Im Gegensatz zu Keiras fast zu deutlichen Seelenenergie, war die der Seelenjäger nicht mehr zu sehen.
»Sie sind weg, aber fahr trotzdem weiter. Allerdings kannst du, denke ich, ein wenig langsamer fahren.«
Sie drosselte den Mustang auf hundertdreißig.
»Sagst du mir jetzt, was hier los ist? Und wer war da und vor allem woher zum Teufel weißt du das?«
Wie sagte ich ihr das jetzt am Besten? Ich kaute unsicher auf meiner Lippe und schmeckte den bitteren Geschmack von Metall. Früher oder später mussten meine Lippen ja anfangen zu bluten.
»Janlan.«
Keira wurde ungeduldig. Wieder spürte ich wie die Energie stärker wurde.
»Hör zu…«
Verdammt. Wüsste ich bloß, wie ich das einpackte ohne dass sie mich für verrückt erklärte.
»Ich will seit einer Ewigkeit zuhören. Du bist die, die nicht ausspuckt, was hier vor sich geht.«
Ich drehte mich ganz zu ihr um und musterte ihr konzentriertes Profil.
»Ich kann sie sehen.«
Das hatte sich in meinem Kopf besser angehört. Jetzt klang es völlig verrückt.
»Du kannst sie sehen? Und wen genau?«
Ich holte tief Luft.
»Die Seelenjäger. Da waren drei hinter uns her. Ich habe… ich habe ihre… ihre Seelenenergie gesehen. Und eben konnte ich deine sehen.«
Ich stockte und wartete, wie sie reagierte. Sie schien fast wie versteinert.
»Du siehst ihre Seelenenergie und du siehst meine?...« Jetzt stockte sie und sah verwirrt aus. »Ist das möglich?«
Mit der Frage hatte ich definitiv nicht gerechnet. »Woher weißt du dass es die Seelenenergie ist?«
Ernsthaft? So Fragen stellte sie mir. Ich hatte sämtliche Sprüche erwartet, die meine Zurechnungsfähigkeit infrage stellten. Alles, nur nicht, dass sie es so einfach zu schlucken schien.
»Nun ja… ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung… Aber ich wüsste nicht, was es sonst sein sollte.«
Der Tacho zeigte jetzt hundert Kilometer die Stunde. Besorgt sah ich über die Schulter, aber die roten Lichtpunkte waren nicht zu sehen.
»Sind sie wieder da?«
Keira hatte meinen Schulterblick aus den Augenwinkeln gesehen.
»Ich kann sie zumindest nicht mehr sehen. Soll ich wieder fahren?«
Keira war mir ein wenig zu blass. »Komm halt an. Ich fahr.«
Sie trat nicht auf die Bremse.
»Sicher, dass wir
Weitere Kostenlose Bücher