Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Augen.
»Du weißt, dass ich das nicht gemeint habe.«
»Ich weiß, aber ich bin mir noch nicht sicher, was wir jetzt machen. Ich muss nachdenken.«
»Wie du meinst.«
Wir stiegen aus der Luke im Boden und ich versiegelte sie mit meinem Ring. Chris wartete immer noch im Mustang und kaute angespannt auf seinen Lippen. Die Erleichterung in seinem Gesicht hätte kaum noch deutlicher zu sehen sein können.
»Da seid ihr ja wieder. Was habt ihr da drinnen so lange gemacht?«
Ich stieg wieder auf der Beifahrerseite ein und Keira setzte sich wortlos hinters Steuer. Ich drehte mich nicht zu Chris um, als ich ihm antwortete, »Wir haben nur getan, was anscheinend niemand außer uns tun kann. Chris, gibt es eine Möglichkeit mit dem Anführer in Solem in Verbindung zu treten?«
Mein plötzlicher Themawechsel verwirrte den jungen Mann bis auf Äußerste.
»Ähm. Wie?. Ja. Ähm Nein. Mein Vater.«
Oh Mann, die lange Zeit alleine im Wagen hatte ihm echt zugesetzt. Er spähte wieder die Straße hoch und runter, als erwartete er, dass jeden Moment eine Schar Seelenjäger um die Ecke kommen würden.
»Chris, es ist keiner von ihnen in der Nähe, also entspann dich. Wir fahren zurück zum Hotel und ich wäre dir dankbar, wenn du deine Antwort etwas klarer formulieren könntest.«
»Natürlich«, antwortete er schnell und schien sich zu sammeln.
»Der einzige, der mit Paul Ericson in Kontakt steht, ist mein Vater. Er ist auch der Einzige, der weiß, wie er aussieht. Paul Ericson ist wie ein Schatten. Deshalb wird er von Seelenjägern verfolgt. Sie wissen, dass er ein starker Widersacher ist. Aber sie bekommen ihn einfach nicht zu fassen. Was wollt ihr von ihm?«
Das waren jetzt mehr Informationen, als ich mit meiner Frage beabsichtigt hatte, aber sie waren durchaus wertvoll.
»Wir brauchen seine Hilfe«, fiel meine Antwort knapp aus. Keira runzelte die Stirn. Sicherlich vermutete sie hinter meiner gezielten Frage einen Plan. Doch so ganz hatte ich den noch nicht. Ich merkte, dass ich allmählich Kopfschmerzen bekam und zwar Kopfschmerzen der üblen Sorte. Ich musste schnell eine Tablette nehmen, ansonsten würde ich den Tag morgen in einem abgedunkelten Hotelzimmer verbringen.
»Also besteht die Möglichkeit?«
Aus den Augenwinkeln sah ich wie Chris Kopf sich wieder zwischen den Sitzen zu uns nach vorne schob.
»Das kann ich euch nicht sagen. Das müsstet ihr mit meinem Vater klären.«
»Dann könnten wir bitte mit deinem Vater sprechen?«
»Nun ja. Ich weiß nicht. Ich kann ihn fragen.«
»Das wäre sehr hilfreich.«
»Okay, dann sag ich euch später Bescheid. Er hat es nicht so gerne, über so etwas am Telefon zu reden.«
Er sagte es kleinlaut, als hätte er Angst er würde mich mit seiner Antwort erneut verärgern.
»Danke Chris, das verstehe ich natürlich. Sollen wir dich irgendwohin bringen, bevor wir zurück zu unserem Hotel fahren?«
Er schüttelte den Kopf. Dann halt eben nicht. Im Hotelzimmer angekommen durchwühlte ich meine Tasche und nahm gleich zwei der Kopfschmerztabletten. Während der Fahrt hierher waren sie um ein Vielfaches stärker geworden.
»Geht es?«, fragte Keira, die in der Tür des Badezimmers stand. Ich konnte ihr ansehen, dass sie mich nach meinem nicht vorhandenen Plan ausfragen wollte. Mein vor Schmerz verzogenes Gesicht schien sie allerdings davon abzuhalten. Sie wusste genau, dass mit mir nicht gut zu reden war, wenn ich derartige Kopfschmerzen hatte.
»Ich denke ich lege mich gleich schlafen, dann geht es morgen vielleicht.«
Der Schlaf bot mir die Erholung, die ich brauchte. Wie inzwischen immer tauchte die silbrige, männliche Gestalt in jedem meiner Träume auf. Es war nicht derselbe Traum wie damals. Der Mann war immer da. Er begleitete mich durch meine Träume. Ich wollte unbedingt wissen, wer er war. Ich sehnte mich nach seiner Gegenwart. Etwas, das ich nicht kannte. Diese Sehnsucht war mir völlig neu, aber sie gefiel mir. Ich hoffte und ich glaubte zugleich, dass er keine Erfindung meines Gehirns war. Diese Nacht stand ich am Rande einer Klippe oder auf der Spitze eines Berges, ich konnte es nicht genau sagen. Es wehte ein unheimlich starker Wind, der meine Haare völlig zerzauste und meinen Pony in alle Richtungen stehen ließ. Ich schlang mir meine Arme um den Körper, da ich leicht fröstelte. Ich versuchte über die Klippe hinweg zu sehen, aber ich konnte nichts erkennen. Ich spürte seine Anwesenheit eher, als dass ich sein silbriges Schimmern hinter mir sah.
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