Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
mit Ryan telefoniert hat. Er hat mich geschickt, weil es zu viel Aufsehen erregt hätte, wenn sich der Bürgermeister mit zwei Fremden getroffen hätte und in einen völlig zerfallenen Bereich der Stadt gefahren wäre. Deshalb hat er mich geschickt. Ich soll euch aber ganz liebe Grüße ausrichten und euch mitteilen, dass der Widerstand euch in jeder Hinsicht unterstützt.«
Das war ein Schwall an Worten.
»Danke, das freut mich zu hören«, sagte ich etwas unbeholfen. Keira rettete mich, indem sie sagte, »Dann ist dein Vater generell ein hohes Tier im Widerstand?«
Wieder knirschte Chris mit den Zähnen, bevor er antwortete. Er mochte es wohl nicht so eindeutig im Schatten seines Vaters zu stehen.
»Ja ist er. Ryan auch. Sie und Paul Ericson aus Solem sind die Gründer des Widerstands.«
Wow, das hatte Ryan uns nicht gesagt. Ich warf einen Seitenblick zu Keira, auch sie sah überrascht aus. Ich war mir sicher, dass Ryan noch die eine oder andere SMS heute erhalten würde. Keira parkte den Wagen vor dem zerfallensten der Häuser. Jedes Fenster war eingeschlagen und mit löchrigen Brettern zugenagelt. Der Putz war fast vollkommen abgefallen und offenbarte das Gerippe des Gemäuers. Eine Tür war gar nicht mehr vorhanden. Ich war noch in die Betrachtung des Hauses vertieft, als Chris wieder etwas sagte, »Das dürfte das Haus sein, das ihr sucht. Zumindest ist es die Adresse, die mein Vater mir gab.«
»Gut, danke Chris. Könntest du hier im Wagen bleiben und uns warnen, falls sich jemand dem Haus nähert?«
Er sah verwirrt zwischen Keira und mir hin und her.
»Ihr wollt da rein gehen? Das Teil bricht doch gleich zusammen.«
»Könntest du das bitte tun«, sagte ich erneut, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Er nickte gekränkt.
»Danke«, sagte ich, während ich schon am Aussteigen war. Keira packte ihren Rucksack und folgte mir.
Adler, Löwe und Seelengeist
»Also, los finden wir den Löwen.«
Ich ging auf die nicht vorhandene Tür zu. Im Gegensatz zu dem Haus in Furn kennzeichnete kein brüllender Löwe die Außenmauer. Ich schätzte, dass der Löwe samt dem Putz von der Wand gefallen war. Vorsichtig schritt ich in das brüchige Gebäude. Die Wände im Inneren sahen nicht viel besser aus als außen. Die Tapete hing an vielen Stellen in Fetzen von der Wand. Der Dielenboden knarrte und hatte unzählige Dellen. Sämtliche Lampen waren von der Decke gerissen. Die einzigen Überbleibsel waren lose heraushängende Kabel. An vielen Stellen hatte jemand die Wand mit einem Vorschlaghammer bearbeitet. Der Zirkel musste dieses Haus - für ihre Verständnisse - gründlich durchsucht haben. Ich hoffte, dass sie das kleine Symbol, wo auch immer es war, übersehen hatten. Einen Kamin gab es in diesem Haus nicht.
Keira sollte das Erdgeschoss durchsuchen, deshalb ging ich auf die schmale Treppe zu. Ich setzte meinen Fuß vorsichtig auf die unterste Treppe. Sie knarrte gefährlich, hielt aber mein Gewicht aus. Vorsichtshalber stützte ich mich an die Wand. Dem Geländer vertraute ich genauso wenig wie eigentlich der Treppe. Jede Stufe knarrte und ich sah mich im Geiste schon rückwärts die Treppe hinunterfallen. Gerade als ich meinen rechten Fuß auf die drittletzte Stufe setzte krachte das Holz unter mir zusammen. Mir entfuhr natürlich ein erschrockener Schrei. Auf Keiras rennende Füße musste ich nicht lange warten.
Mein Fuß schmerzte. Ich war mir sicher, dass das Holz meine Hose zerrissen und mit Sicherheit ein oder zwei Kratzer auf meinem Bein hinterlassen hatte. Fluchend zog ich es aus dem nun neu vorhandenen Loch in der Stufe. Blöder Dreck! Meine Jeans war zwar heil, aber Kratzer hatte ich wirklich. Sie taten nicht besonders weh, aber trotzdem.
»Alles in Ordnung?«
Keira stand am Fuß der Treppe und sah zu mir hoch.
»Ja, alles bestens. Habe mich nur erschreckt. Hast du etwas gefunden?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Noch nicht. Ich habe aber noch zwei Zimmer vor mir.«
»Okay ruf, wenn du etwas gefunden hast.«
Ich nahm die letzten Stufen mit einem Schritt und stand jetzt auf einem kleinen Flur. Drei Zimmer waren im Obergeschoss. Nach dem Vorfall auf der Treppe trat ich noch vorsichtiger auf. Ich hatte wirklich keine Lust durch die Decke zu brechen. Das erste Zimmer lag zu meiner Rechten. Es war wohl mal ein Kinderzimmer gewesen. Die Tapete war überfüllt von kleinen Tierbildchen und an einer Stelle waren Filzstiftstriche zu sehen. Unter dem eingeworfenen Fenster stand ein unstabiles
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