Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
warten.
Er hatte kurze, stachlige blonde Haare und den Körperbau eines Footballspielers. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte Eve ihn besser kennengelernt und festgestellt, dass auch sein Herz sehr solide gebaut war. Er und Allie waren schon auf der Highschool ein Paar gewesen, und obwohl es sein Football-Stipendium gefährdete, hatte er sich ein Jahr Auszeit vom College genommen, um während ihrer Genesung an ihrer Seite sein zu können.
In den Tagen direkt nach dem Feuer, als Allie noch in kritischem Zustand gewesen war und lediglich die engste Familie sie besuchen durfte, hatte Matt im Wartezimmer gecampt und Essen und Kaffee für alle geholt, damit ihre Eltern nicht von ihrer Seite weichen mussten. Als ihm endlich erlaubt wurde, sie zu sehen, hielt er ihre Hand, brachte ihr Süßigkeiten, die sie nicht kauen konnte, und las ihr vor, wenn sie nicht schlafen konnte. Alle sagten, wie glücklich sich Allie schätzen konnte, Matt zu haben, aber wann immer er Allison ansah oder über sie sprach, konnte Eve in seinen Augen sehen, dass Matt sich für glücklich hielt, Allie zu haben.
»Wie geht es ihr?«, fragte Eve ihn.
»Ziemlich gut«, antwortete Matt. »Ein bisschen nervös, glaube ich, aber sie ist tapfer. Und sie versucht, ihre Angst nicht zu zeigen, ihren Eltern zuliebe. Du weißt ja, wie Allie ist.«
»Sie ist eine Kämpferin, auf jeden Fall«, stimmte Eve zu.
»Ich glaube, der Doc ist gerade da drin, um sie auf das vorzubereiten, was sie erwarten kann.«
Sein Ausdruck war hoffnungsvoll. Vielleicht zu hoffnungsvoll, wenn sie an die Geschichten dachte, über die sie bei den Recherchen zu der Feuer-Story gestolpert war.
»Das ist gut«, erklärte sie ihm. »Schließlich hat Doctor Abrams das schon Hunderte, vielleicht sogar Tausende Male gemacht.«
»Ja. Ich hoffe nur … Ich meine, ich weiß, dass wir nicht erwarten können, du weißt schon, dass sie genauso aussieht wie vorher, aber ich hoffe einfach immer …« Er brach ab, zuckte mit den Achseln und starrte auf seine Schuhspitzen. Plötzlich wirkte er nervös und jünger als seine zwanzig Jahre.
Eve sprach die Worte aus, damit er es nicht tun musste. »Du hoffst, dass sie aussieht wie die Allison, in die du dich verliebt hast.«
»Nein«, brach aus ihm heraus, und er starrte sie entsetzt an. »Ich meine, doch, wahrscheinlich hoffe ich das, aber nicht für mich, nicht weil ich das Mädchen zurückhaben will, in das ich mich verliebt habe … Ich will nur Allison. Ich kann nicht mal darüber nachdenken, dass ich sie fast verloren hätte … dass sie es hätte sein können, die …«
Er stand auf, stopfte die Hände in die Hosentaschen und wirkte, als würde er jeden Moment davonrennen. Dann setzte er sich wieder und wippte unruhig mit einem Bein. »Ich weiß, dass Allison sich manchmal wünscht, sie wäre es gewesen und nicht Cassie, die …«
Eve nickte verständnisvoll.
»Das kann ich irgendwie verstehen«, fuhr er fort. »Und ich würde das niemals zu Allie oder ihren Eltern sagen, aber ich danke Gott jeden Abend dafür, dass sie es war, die es geschafft hat. Ich könnte mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben.«
»Es ist nichts falsch daran, dankbar zu sein, dass die Frau am Leben ist, die du liebst.«
»Na ja, egal ob falsch oder richtig, so empfinde ich es. Und ja. Ich hoffe, dass die Transplantate perfekt angewachsen sind und sie aussieht, wie sie früher aussah, aber nicht für mich. Ich schwöre dir, dass ich sie genauso lieben würde, egal wie sie aussieht. Ich will es für sie.« Er beugte sich nach vorn und stützte die Unterarme auf die Knie. »Es wird schon schwer genug für sie werden, jeden Morgen aufzustehen und im Spiegel Cassies Gesicht zu sehen. Aber ich glaube, es wäre noch schwieriger für sie, wenn sie auch noch Narben sieht, die sie daran erinnern, warum Cassie nicht da ist und wie schlimm diese Nacht war. Vielleicht, wenn die Narben nicht allzu übel sind, dann kann sie eines Tages … nicht gleich, aber eines Tages, in den Spiegel schauen und sich nur an Cassie erinnern, nur an die guten Dinge.«
Tränen traten ihr in die Augen, und sie legte einen Arm um seine Schultern.
»Ergibt das einen Sinn?«, fragte er.
»Absolut. Und wenn Dr. Abrams auch nur halb so gut ist wie sein Ruf, wird dein Wunsch erfüllt. Wir können jetzt nur noch die Daumen drücken.«
Dr. Abrams, der plastische Chirurg, der neue Haut auf Allisons Stirn und ihre linke Wange und die linke Seite ihres Halses transplantiert hatte, war
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