Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
gehört und wusste, dass du von der Versteigerung zurück bist. Ich bin aufgestanden, um mir alles erzählen zu lassen, und bin bis in die Küche gekommen, da habe ich gehört, wie Gran etwas über einen lange verlorenen Familien-Talisman gesagt hat … also habe ich mich irgendwie entschlossen, draußen zu bleiben und noch eine Weile einfach zuzuhören.« Der letzte Satz kam mit schuldbewusster Eile.
»Was so ziemlich der Definition von Lauschen entspricht.«
»Also, na ja, wenn du es unbedingt so genau nehmen willst. Außerdem habe ich gehört, wie sie dir erzählt hat, dass der Talisman das Geschenk einer Göttin ist und die Verbindung zu göttlicher Magie. Göttliche Magie des Immerreichs, das hat sie gesagt. Ist das alles wahr, Eve?« Ihre Stimme wurde vor Aufregung höher. »Ist es wirklich ein magischer Talisman? Glaubst du, dass man ihn wirklich nur einem Mann ans Herz drücken muss, um rauszufinden …«
»Was ich glaube«, unterbrach Eve sie, als ihr plötzlich einfiel, dass Hazard nur einen Meter entfernt stand und alles mitbekam, »ist, dass wir später darüber reden sollten. Zu Hause«, fügte sie hinzu.
So dankbar sie ihm auch für die Hilfe bei der Suche nach Rory war, Eve vertraute ihm immer noch nicht hundertprozentig, ja nicht mal zu fünfzig Prozent, und je weniger er über den Anhänger wusste, desto sicherer würde sie sich fühlen.
»Okay«, stimmte Rory zu, clever genug, um den Wink ihrer Tante zu verstehen. »Ich hole nur kurz meine Tasche und …« Ihre Stimme verklang, als sie auf die Bank hinter sich sah und dann darunter. »Na, sehr geil«, murmelte sie, ein Ausdruck, den sie in ihrer Lieblingsserie gehört und übernommen hatte.
Und ein Ausdruck, der auch Hazard geläufig war, nach dem amüsierten Geräusch aus seiner Richtung zu urteilen.
»Was ist los?«, fragte Eve.
»Meine Tasche. Ich muss sie bei Roger gelassen haben.«
»Roger?«
»Williams«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf die Statue auf der anderen Seite des Zauns.
Eve wusste, dass es für die hiesigen Jugendlichen eine Art Mutprobe war, über den Zaun steigen und auf dem schmalen Sims entlang balancieren, um schließlich in relativer Abgeschiedenheit zu Füßen der Statue zu sitzen. Sie hatte es selbst mehr als einmal getan. Sie konnte sich nur nicht daran erinnern, dass der Sims so schmal und der Abhang so steil war, wie er ihr jetzt erschien. Aber bevor sie die Chance hatte, »sei vorsichtig« zu sagen, war Rory auch schon über den Zaun.
Sie hielt sich am Sockel der Statue fest und schaute zu Eve zurück.
»Hier«, sagte sie, »nimm es, damit ich die Hände frei habe.«
Sie streckte ihren rechten Arm aus, um Eve den Anhänger zu geben, und als sie das tat, rutschte ihr linker Fuß fast vom Sims.
»Hey, vorsichtig«, rief Eve und beeilte sich, ihr die Kette abzunehmen »Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist. Es ist dunkel und …«
»Bitte«, sagte Rory. »Ich habe das schon hundertmal im Dunkeln gemacht.«
»Oh, tatsächlich?« Das war noch etwas, worüber sie später reden mussten.
»Na ja, vielleicht nicht hundertmal«, gab sie zu, als sie sich langsam vorwärtsschob. »Aber auf jeden Fall oft genug, dass ich weiß, was ich tue.«
Sie verschwand um die Ecke des Sockels.
»Hab sie!«, rief sie, und ein paar Sekunden später tauchte sie mit ihrer Tasche wieder auf dem Sims auf.
Auf der Hälfte des Weges rutschte ihr der Gurt von der Schulter, und die Tasche schlug gegen ihre Seite. Rory nahm die Hand von der Wand, um den Gurt wieder hochzuziehen, aber schon einen Schritt später rutschte er wieder. Dieses Mal schien das Gewicht der Schultasche sie nach unten zu ziehen und aus dem Gleichgewicht zu bringen.
»Sei vorsichtig«, drängte Eve. »Oder, besser, gib mir die Tasche.«
Als sie nach vorn an den Zaun trat, um sich vorzubeugen und Rory ihre Schultasche abzunehmen, bemerkte sie, dass sie den Anhänger immer noch in der Hand hielt. Sie sah sich um.
»Hier.« Sie drückte Hazard die Kette in die Hand und machte sich wieder daran, Rory zu helfen.
Jetzt, wo sie beide Hände frei hatte, konnte sie sich am Zaun festhalten und den Arm nach der Tasche ausstrecken. Es fehlten immer noch ein paar Zentimeter, also trat sie auf die unterste Strebe des Zaunes und lehnte sich vor, um den Arm so weit vorzustrecken wie möglich.
Sie hätte sie fast gehabt, als Rorys Fuß wegrutschte und sie zur Seite fiel. Adrenalin schoss in Eves Adern, und sie warf sich nach vorn, um sie zu
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