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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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zwei Arme, zwei Beine, Kopf noch auf den Schultern und in Betrieb. Nichts fehlte oder blutete. Erst als sie sich sicher war, dass es Rory gutging, fiel ihr wieder ein, wie wütend sie auf ihre Nichte war.
    »Ich? Du willst wissen, was ich hier tue? Hast du eine Ahnung, welche Sorgen ich …«
    »Ich muss weg«, sagte der Junge auf dem Fahrrad, gerade als Eve warm lief. Er schob sich geschickt an ihr vorbei, um wieder auf den gepflasterten Weg zu kommen. »Bis dann, Rory.«
    »Toby, warte.«
    Aber Toby wartete nicht, und für eine Sekunde sah Rory exakt genauso aus wie mit fünf, wenn ihr die Schnur durch die Finger gerutscht und der Ballon weggeflogen war … ein wenig überrascht, ein wenig wehmütig und mit leicht zitternder Unterlippe. Sie hatte den Ballon beobachtet, bis er außer Sicht war, dann hatte sie geblinzelt, dass Kinn gereckt und mit ihrem Leben weitergemacht. Jetzt war sie älter und reflektierter, also warf sie in einer beiläufigen Bewegung die Haare über die Schulter und enthüllte dabei ein Trio von silbernen Ohrsteckern: eine Sonne, einen Mond und einen Stern.
    Sobald der Junge losfuhr, trat Hazard aus dem Schatten neben Eve. »Soll ich den Jungen zurückholen?«, fragte er.
    Eve schüttelte den Kopf. Sie bezweifelte nicht, dass er den Jungen kriegen würde, aber sie war sich nicht sicher, was sie dann mit ihm anfangen sollte. Soweit sie wusste, hatte Toby nichts getan, was sie herausfinden müsste.
    »Bye«, rief Rory hinter ihm her. »Denk an Dienstagabend.«
    »Ich werde da sein«, warf er über die Schulter zurück.
    »Wo sein?«, fragte Eve. »Was ist Dienstagabend? Rory, wer war das?«
    »Toby.«
    »Toby wer? Und was denkst du dir dabei, um diese Uhrzeit allein mit ihm hierherzukommen?«
    »Halb acht?«, hielt Rory dagegen und verdrehte die Augen, wie es nur Fünfzehnjährige können.
    Halb acht? Es musste doch schon später sein. Eve schaute auf ihre Uhr und runzelte die Stirn. Sie hatte gedacht, es wäre später. Aber die Uhrzeit war sowieso nicht das Thema.
    »Mir ist es egal, wie viel Uhr es ist«, erklärte sie ihrer Nichte. »Ich will immer noch wissen, was du hier mit ihm allein getan hast und woher du ihn kennst … und warum er es so eilig hatte zu verschwinden, kaum dass er mich gesehen hat.«
    »Wahrscheinlich, um der Inquisition zu entgehen«, antwortete Rory. »Gott, Eve, bist du heute in Gestapo-Laune?«
    »Mach mal halblang, Klugscheißerin. Du willst nicht, dass ich Fragen stelle? Dann hau nicht ab, ohne mich anzurufen oder einen Zettel zu hinterlassen, damit ich weiß, wo du bist. Du hast dein Handy ausgeschaltet, verdammt noch mal. Was, wenn ich dich aus irgendeinem Grund hätte erreichen müssen?«
    »Bist du deswegen hier? Weil du mich erreichen musstest?«
    »Das ist nicht der Punkt.«
    »Das ist es nie«, antwortete Rory genervt. »Du weißt so gut wie ich, dass ich zu Hause nur allein rumsitzen würde, weil Mom nicht da ist und Gran zu ihrem …« Sie wedelte mit der Hand in der Luft. »… ihrem Irgendwas musste. Und du arbeitest montags immer länger.«
    »Nicht immer«, murmelte Eve.
    »Ich habe schon früher mal vergessen, einen Zettel zu hinterlassen, und du bist nie ausgeflippt und hast mich gejagt wie ein Kopfgeldjäger.«
    »Auch nicht der Punkt«, sagte Eve.
    Rory seufzte gequält. »Was ist dann der Punkt?«
    »Der Punkt ist, dass ich mir schreckliche Sorgen um dich gemacht habe.«
    »Um mich?«, fragte sie herausfordernd und schob die Hand in die Jackentasche. »Oder um das hier?«
    Sie ließ den Anhänger in der Luft zwischen ihnen baumeln.
    »Also hast du ihn genommen«, sagte Eve leise.
    »Geliehen«, verbesserte Rory sie. »Und ich hatte vor, ihn zurückzulegen, bevor du und Gran es rausfinden. Hatte ich vor. Wirklich.«
    »Warum hast du ihn überhaupt genommen? Nachdem wir ihn versteckt haben, hättest du doch wissen müssen, dass wir das aus gutem Grund getan haben.«
    Rory seufzte und wirkte noch jünger, als sie war.
    »Ich weiß, aber …« Sie schloss die Hand um den Anhänger. »Ich wollte nur schauen, ob er funktioniert.«
    »Funktioniert?«
    »Du weißt schon, ob man damit wirklich feststellen kann, ob ein Kerl die eine wahre Liebe ist, wie Gran gesagt hat.«
    »Du hast uns belauscht?«, fragte Eve und verfluchte sich still, während ihr einzelne Fetzen des Gesprächs mit Gran wieder in den Sinn kamen.
    Rory wand sich ein wenig und nickte. »Ich habe nicht absichtlich gelauscht, ehrlich. Ich bin nur einfach aufgewacht und habe deine Stimme

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