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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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Fauna Gans. Er wollte es gerade aus dem Regal ziehen, als ein kleineres Buch, das direkt danebenstand, mit einem lauten Knall herunterfiel. Vor Schreck schrie er laut auf.
    Das Buch lag nun aufgeschlagen vor ihm auf dem Boden. Er bückte sich, um es aufzuheben, und im gleichen Augenblick wurden die Seiten des Buches wie von einem Windstoß umgeschlagen. Verwundert schaute Finn um sich, denn es war keinerlei Wind in dem geschlossenen Raum zu spüren. Unsicher betrachtete er das Buch genauer, dessen Blätter sich nun wieder beruhigt hatten. Aber was war das? Die aufgeschlagene Seite begann hell zu leuchten.
    Vorsichtig beugte er sich über die Buchseite. Am äußeren Rand waren mit silberner Farbe wunderschöne Ornamente gemalt. Wie in seinem Zimmer bei seiner Ankunft in Gan bestanden sie aus Federn und Pelikanen. In ihrer Mitte stand in verschnörkelter Schrift:
    Der Leuchtende sich
    ins Dunkel verstrickt,
    vom Bösen erfüllt,
    nur der Rache gewillt.
    Will zerstören das Land –
    Tod bringt seine Hand.
    Doch einer naht,
    der die Hoffnung bewahrt.
    Mit des Schöpfers Kraft
    trägt er die Last,
    und in größter Not
    wird besiegt der Tod.
    Was mochten wohl diese Worte bedeuten? Wer ist der Leuchtende? Wer soll da sterben und wieso? Tausend Fragen schwirrten ihm durch den Kopf. Diese Worte hatten etwas mit ihm, Finn Petersen, zu tun – das wusste er ganz genau. Die silbernen Federn und Pelikane auf der Buchseite waren für ihn ein eindeutiger Hinweis. Er trug die echte Feder Äbrahs bei sich. Es war, als ob ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. Schnell holte er vom nächsten Tisch ein Stück Pergament, eine Feder und ein kleines Tintenfass. Anderes Schreibzeug schien es in Gan nicht zu geben. Eilig schrieb er die Worte ab. Er durfte diese Sätze auf keinen Fall vergessen, denn offensichtlich waren sie für ihn bestimmt. Warum sonst sollte sich das Buch in dieser Weise öffnen und so seltsam strahlen?
    Er war gerade mit dem Abschreiben fertig und steckte den Zettel in seine Tasche, da spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Finn zuckte zusammen, schrie erneut auf und ließ vor Schreck das Buch aus der Hand fallen. Er wirbelte herum und sah einen sehr alten Lichtalb, der sich mit gebeugter Haltung auf einen Gehstock stützte. Er hatte weißes langes Haar, das ihm fast bis zu den Knien hinunterreichte, und wunderschöne, leuchtendgrüne Augen. Gekleidet war er in ein prächtiges Gewand aus grünem Samt, das den Geruch von Tannengrün zu verbreiten schien. Der Alte starrte auf das Buch am Boden und sah dann Finn direkt in die Augen.
    »Dieses Buch enthält die ältesten Prophezeiungen unseres Landes. Weise Lichtalben haben Worte vom Schöpfer der Lebensströme empfangen und sie darin aufgeschrieben. Willst du mir anvertrauen, welches Wort zu dir gesprochen hat?«, wollte der Lichtalb wissen.
    Finn nahm das Buch in die Hand, schlug zögernd die Seite auf und zeigte ihm die Stelle, die er gelesen hatte.
    »Hier – diese war es.«
    Der Blick des Lichtalbs wurde nachdenklich.
    »Können Sie mir sagen, was das bedeutet?«, fragte Finn.
    »Wir können niemals sagen, was die Worte des großen Äbrah bedeuten.« Der Alte schaute sehnsuchtsvoll auf eine weiße Marmorstatue, die am Ende der Regalreihe stand. Finn hatte sie bis dahin noch nicht bemerkt. Die Figur stellte einen Pelikan dar, der seine Flügel weit ausbreitete. »Präge dir seine Worte ein«, sagte der Lichtalb. »Behalte sie im Herzen. Dein Weg wird dir ihre Bedeutung erschließen.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte er sich um und ging davon.
    Finn war über die Antwort verwundert und gleichzeitig verärgert. Was soll eine Prophezeiung, deren Bedeutung sich erst zeigt, wenn alles schon passiert ist, dachte er. Immerhin war darin vom Tod die Rede und das jemand Rache will. Das klang ziemlich gefährlich. Warum aber hatte gerade er diese Prophezeiung gefunden? Nur weil er der Einzige war, der sich für Bücher interessierte? Oder sollte nur er diese Worte lesen, weil er die Feder des Pelikans bei sich trug? War vielleicht sogar Finn selbst derjenige, der sterben musste? Ein grausiger Gedanke, bei dem ihm ganz schwindelig wurde. Ratlos stellte er das Buch in das Regal zurück und machte sich auf den Weg zum Zimmer, in dem sie untergebracht waren. Er wollte alleine sein.

    Eine Stunde später kamen Joe, Pendo und Chika gut gelaunt von ihrem Erkundungsrundgang zurück. »Warum bist du denn nicht nachgekommen, Finn?«, fragte Chika.
    »Och,

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