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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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Schwarzalben begannen aufgeregt zu zischen und zu hopsen. Ihre Augen und Zungen schienen röter denn je zu sein. »Ihr habt recht, meine Brüder«, sagte Harah leise. »Wir sollten nun unser Werk vollbringen.« Sein Blick wanderte zu den Trägern der Amulette. Kopfschüttelnd sagte er: »Ihr habt uns wirklich viel Mühe gemacht in den vergangenen Tagen, wisst ihr das? Aber umsonst.« Siegesgewiss grinste Harah in die Runde. Die Gefährten starrten ihn mit vor Zorn funkelnden Augen an. Da trat Davina aus der Menge hervor.
    »Lass die Kinder frei! Sie sind doch unschuldig.«
    Harah lachte gehässig auf und musterte höhnisch die Menschenfrau, die da mutig vor ihn trat. Unvermittelt hielt er inne und schaute Finn mit unermesslichem Hass direkt in die Augen. Finn wusste, nun war der Moment gekommen. Er würde sterben. Da zückte Harah auch schon seine Lanze und schleuderte sie mit kraftvollem Arm in seine Richtung. Ohne nachzudenken, sprang Pendo schützend vor ihn.
    Der nächste Moment war der Schrecklichste, den die Gefährten und wohl auch die Bewohner Gans je erlebt hatten. Die Lanze fuhr Pendo mitten ins Herz. Als ob die Zeit mit einem Mal langsamer ging, sank sie zu Boden, direkt vor Finns Füße.
    Alle schrien auf – die einen im Siegestaumel, die anderen vor Entsetzen. Finn, Chika und Joe wollten um Hilfe rufen, aber es wollte kein Ton hervorkommen. Sie waren wie betäubt.
    Harah wandte sich Davina zu und sagte mit säuselnder Stimme: »Da hast du die Kinder! Ich brauche sie nicht mehr. MeineRache ist besiegelt mit dem Blut dieses Menschenkindes, der Trägerin eines Amulettes, und Gan gehört mir.«
    Das Einhorn stieg auf die Hinterbeine und ergriff mit machtvoller Stimme das Wort: »Der Sieg mag der deine sein, aber du wirst ihn gewiss nicht kampflos bekommen.«
    Im nächsten Moment stürmte die gesamte Armee auf Harah und die Schwarzalben zu. Menschen, Lichtalben, Bergmännchen und magische Tiere kämpften eine grausame Schlacht gegen die Schwarzalben und ihren Anführer, wie sie das Land des Lebens und des Friedens nie zuvor erlebt hatte: Zahlreiche Lichtalben stürzten sich mit ihren Schwertern auf Harah, der sich mit einer gespenstisch anmutenden Leichtigkeit verteidigte. Niemand konnte sich ihm nähern, geschweige denn ihn treffen. Ein dunkler Zauber schien ihn wie ein schützender Kokon zu umgeben. Gleichzeitig kämpften alle anderen gegen die finsteren Schwarzalben, die erhebliche Mühe hatten, sich gegen die große Anzahl ihrer Gegner zur Wehr zu setzen. Menschen und Lichtalben setzten ihnen mit Schwertern sowie Pfeil und Bogen zu. Das Einhorn ging mit seinem langen Horn auf sie los. Ein Bär zerschlug mit bloßer Faust die Lanze eines Schwarzalbs. Kleinere Tiere wie Mäuse, Ratten und Bieber bissen ihnen in die Beine. Sie alle wussten um die bereits besiegelte Niederlage, aber wenn sie und ihr Land schon untergehen sollten, dann zumindest nicht ohne Widerstand.
    Inmitten des Kampfgetümmels, als ob sie überhaupt nichts damit zu tun hätten, knieten zwei Jungen und ein Mädchen neben ihrer Freundin, die reglos auf dem Boden lag. Still liefen ihnen die Tränen über die Wangen. Sie waren fassungslos und konnten sich nicht regen. Bis hierhin war ihnen ihr Aufenthalt wie ein großes Abenteuer vorgekommen, der Tod der Freundin aber zeigte ihnen die grausame Wirklichkeit.
    Finn sprach nur leise vor sich hin:
    Doch einer naht,
    der die Hoffnung bewahrt.
    Mit des Schöpfers Kraft
    trägt er die Last,
    und in größter Not
    wird besiegt der Tod.
    Die Worte der Prophezeiung fühlten sich schal in seinem Mund an. Sie machten keinen Sinn. Pendo hatte zwar die Last getragen – seine Last, denn offensichtlich wollte Harah ja ihn, Finn Petersen, treffen. Pendo hatte sich geopfert, damit er überleben konnte. Aber der Tod war trotzdem gekommen. Er wurde nicht besiegt. Pendo war tot und alle Hoffnung damit vergangen. Nur zu viert hätten sie die Quelle des Lebens wieder zum Fließen bringen können.
    Joe erwachte aus seiner Erstarrung und begann laut zu schreien: »Pendo, wach auf. Du darfst nicht sterben!« Mit einem kräftigen Ruck zog er die Lanze aus ihrem Herzen und warf sie hinter sich. Er schüttelte Pendo, als ob er sie nur aufzuwecken brauchte.
    Chika bat ihn tonlos: »Hör auf damit. Sie ist tot. Niemand kann ihr mehr helfen.«
    Aus der tobenden Menge schälte sich eine Gestalt heraus. Es war Daniel, der auf sie zu gerannt kam. »Tu doch was, Finn!«, rief er verzweifelt. »Dein Schatz! Die Feder Äbrahs!

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