Das Amulett
antwortete für ihn.
»Er hat heute endlich zu sich selbst gefunden. Und zu seiner Stärke. Er ist nun wahrlich bereit.«
Khalldeg grinste bis über beide Ohren und dröhnte: »Herrlich, dann wird es ein riesiger Spaß! Die Gnome sollten besser ihre Sachen packen und rennen, solange sie noch können!« Dann schrie er lauthals in die Nacht: »Feste des Gulmar, dein König kommt nach Hause!«
Kordal und Lantuk bedachten ihn mit einem skeptischen Blick, doch Faeron schüttelte nur lachend den Kopf.
»Unsere Gründe mögen vielfältig sein«, sagte Tharador schließlich zu Lantuk. »Aber tief im Inneren spüre ich, dass wir das Richtige tun.«
Daavir legte einen Holzscheit in das ersterbende Feuer. »Ich sah die Wüste des Südens, die Steppen von Zunam, den göttlichen Wald des Ewigen und seine geheimnisvolle Quelle. Ich sehe Felder und Schnee. Ich kann es kaum erwarten, das Meer des Nordens und die Berge kennen zu lernen.«
»Hört, hört!«, rief Khalldeg beipflichtend und hob seinen Wasserschlauch an. Als er einen tiefen Schluck daraus trank, stellte der Zwerg sich kurz vor, es sei kein kaltes Wasser, sondern feinster Zwergenmet. Wie sehr er doch guten Met vermisste. »Weckt mich zur Wache ... oder besser noch, erst wenn wir weitermarschieren«, wünschte er den anderen mit breitem Grinsen eine gute Nacht. »Und lasst das Feuer nicht ausgehen«, fügte er mit einem Brummen hinzu. Kurz darauf war bereits sein gleichmäßiges Schnarchen zu hören.
Die anderen folgten seinem Beispiel, und alsbald saßen Lantuk und Kordal allein um das knisternde Feuer, während ihre Gefährten in ihre wärmenden Decken gehüllt schliefen und sich ihnen anvertrauten.
Lange Zeit saßen sie schweigend am Feuer, ganz so, als warteten sie, bis alle eingeschlafen waren. Kordal sah sich bei jedem noch so kleinen Geräusch wachsam um. Lantuk nahm es mit der Wachsamkeit weniger genau und starrte entrückt in die Flammen.
Als irgendwo in weiter Ferne das leise Heulen eines Wolfs ertönte, hob er plötzlich den Kopf. »Also werden wir nichts tun und alles vergessen.« In seiner Stimme schwangen zugleich Vorwurf und Verbitterung mit.
Kordal unterbrach seinen Rundblick und sah den Freund über das Feuer hinweg an. »Nein, wir werden es nicht vergessen. Niemals. Das sind wir unseren Freunden schuldig.«
»Dann sollten wir uns rächen!«, zischte Lantuk lauter als beabsichtigt und fuhr erschrocken zusammen, als sich Khalldeg mit lauten Schnarchgeräuschen von einer Seite zur anderen wälzte.
»Leise!«, mahnte Kordal flüsternd. »Rache führt zu nichts. Ich für meinen Teil wünsche mir einen dauerhaften Frieden.«
»Dann traust du diesem Monster, Ul‘goth?«
»Nein«, gestand Kordal, »aber ich traue Tharador. Ich will Surdan sehen. Ich will mich davon überzeugen, dass die Orks mit den Goblins nichts gemein haben.«
»Wir könnten Ul‘goth als Geisel nehmen und die Orks zum Rückzug zwingen«, überlegte Lantuk.
Kordal schüttelte energisch den Kopf: »Willst du dich mit ihnen allen anlegen? Außerdem bezweifle ich, dass wir die Orks mit ihm erpressen können. Oder was glaubst du, wieso er als König allein unterwegs ist? Ohne Gefolge?«
Lantuk schürzte die Lippen und dachte über die Worte seines Freundes nach.
»Wir wissen zu wenig über die Orks«, fuhr Kordal fort. »Die Goblins mussten wir bekämpfen, weil sie uns angegriffen haben. Aber Ul‘goth selbst hat uns nichts getan.«
»Und wenn es eine Falle ist?«, gab Lantuk zu bedenken. »Sie locken uns in eine Stadt voller Orks, schließen die Tore und schlachten uns ab...«
»Lantuk«, beschwichtigte Kordal, »was sollte ihnen das bringen? Ich weiß, es fällt dir schwer, aber versuch, ein wenig Vertrauen aufzubringen. Uns wird nichts geschehen.«
* * *
Endlich hatte er einen brauchbaren Hinweis gefunden. In einem Grimoire über die elementaren Mächte beschrieb ein Magier namens Vinril das Wesen des astralen Raums, der von den Kanduri nach ihrem Sieg über die Elementarprinzen geschaffen worden war. Vinril hatte sich vor allem auf die Spuren, die man hinterließ, konzentriert. Gordan wunderte sich, dass er nicht schon früher von Vinril gehört hatte, doch anscheinend war der Magier in Vergessenheit geraten oder hatte das Grimoire während Gordans Exils verfasst.
Müde rieb sich der alte Magier die schmerzenden Augen und durchforstete den langen Text nach den entscheidenden Hinweisen. »Eine magische Spur wird mit der Zeit verblassen«, las er plötzlich laut, ohne es
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