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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Tharador war nicht nur bereit, sein Erbe anzunehmen, nein, zum ersten Mal fühlte er sich dadurch nicht belastet, sondern bereichert. Dieses neu gewonnene Selbstvertrauen wollte er nutzen, um die Lage zwischen seinen Gefährten zu entschärfen. Sie mussten einen gemeinsamen Weg finden und vor allem nach vorn blicken. Die Vergangenheit war finster genug, die Zukunft durfte es nicht auch werden.
    Als sie alle um das Lagerfeuer versammelt hockten und eine dünne Suppe aus gekochten Wurzeln und Tierknochen aßen, ergriff Tharador das Wort: »Wir müssen lernen, uns gegenseitig zu vertrauen. Deshalb werden heute Kordal und Lantuk gemeinsam die erste Wache halten, während wir anderen schlafen.«
    Seine Worte versetzten die anderen in Erstaunen. Khalldeg hatte gerade einen Löffel Suppe in den Mund geschaufelt, den er überrascht ins Feuer spuckte, sodass die Flammen zischten, und Ul‘goth blickte mit versteinerter Miene auf die im Kessel brodelnde Brühe.
    »Und woher weißt du, dass wir uns nicht an Ul‘goth rächen und dann fliehen?«, fragte Kordal vorsichtig. Er hatte nicht wirklich vor dem, Orkhünen etwas anzutun, doch er wusste nur zu gut, dass Lantuk derlei Gedanken hegte.
    »Gar nicht«, antwortete Tharador. »Ich sagte doch, wir müssen einander vertrauen. Und ich bin bereit, damit anzufangen. Außerdem solltest du die Frage lieber Ul‘goth stellen«, fügte er hinzu.
    »Ich weiß um meine Schuld«, ergriff Ul‘goth das Wort. Als Kordal erkannte, wer sprach, hörte er aufmerksam zu. »Wenn ihr mich richten wollt, dann tut es jetzt.«
    Lantuk war drauf und dran, aufzuspringen und seinen Speer zu packen, doch Kordal hielt ihn zurück. Daavir wahrte seine gewohnte Ruhe, seine Hände wanderten jedoch fast unmerklich auf die Griffe seiner beiden Reithämmer.
    Tharadors Miene versteifte sich, da er jeden Augenblick mit Gewalt rechnete, er zwang sich jedoch zur Ruhe. Ul‘goth wollte endlich Klarheit schaffen. Tharador zweifelte nicht daran, dass die Krieger aus Ma‘vol fähige Männer waren, doch gegen Ul‘goth – davon war der Paladin überzeugt – könnten sie nicht bestehen.
    »Setz dich, Lantuk!«, herrschte Kordal seinen Gefährten an. Der Freund sah ihn einen Moment ungläubig an, gehorchte dann aber murrend. »Wir haben eingewilligt, euch nach Surdan zu begleiten, um uns von der Lage der Menschen zu überzeugen«, fuhr er an die anderen gerichtet fort. »Ich bin der Kämpfe überdrüssig. Wenn ihr sagt, die Orks wollen Frieden, dann will ich euch das glauben.« Er stand auf, ging um das Feuer herum und baute sich vor Ul‘goth auf. »Du hast in der Schlacht gegen die Goblins großen Mut bewiesen – den Mut eines tapferen Kriegers. Als solcher verdienst du einen ehrenhaften Tod. Bei meiner Kriegerehre, ich werde keinen schlafenden Mann meucheln.« Er streckte dem Ork die Hand entgegen; Ul‘goth ergriff sie, ohne zu zögern.
    »Wir müssen keine Feinde sein«, meinte der Hüne.
    »Erst recht nicht, wenn wir dieselben Ziele haben«, fügte Faeron hinzu, der bis dahin schweigend da gesessen und die anderen beobachtet hatte.
    »Richtig«, brummte Khalldeg. »Wir können alle gemeinsam die Gnome töten. In der alten Feste des Gulmar – Grimmon möge ihn in die himmlische Schmiede aufgenommen haben – gibt es mehr als genug der kleinen Drecksäcke.«
    »Du solltest zu Grimmon beten, dass die Gnome nicht doch nach dem Buch Karand suchen«, nahm Faeron dem Zwerg den Wind aus den Segeln. »Du hast den Ewigen doch gehört. Es ist ein mächtiges Artefakt und obendrein sehr gefährlich.«
    »Papperlapapp«, wehrte Khalldeg ab, »woher sollten sie davon wissen? Gordan hat es doch gut versteckt.«
    »Vergiss nicht, dass Xandor in der Feste des Gulmar gehaust hat«, gab Tharador zu bedenken. »Er könnte ihnen davon erzählt oder sie sogar für ihn danach suchen lassen haben.«
    »Pah!«, schnaubte Khalldeg verächtlich und spuckte ins Feuer.
    »Wenn es so aussichtslos scheint, warum habt ihr dann überhaupt vor, in die Feste einzudringen und das Buch zu zerstören?«, fragte Lantuk. »Wäre es nicht einfacher ...«
    »Nichts zu tun?«, fiel ihm Tharador ins Wort. »Sicher, doch niemand sollte sich seiner Verantwortung entziehen. Wir können ein großes Übel vom Angesicht der Welt tilgen.«
    Faeron blickte ihn anerkennend von der Seite an. »Du hast dich seit heute Morgen verändert.«
    »Was ist heute Morgen geschehen?«, fragte Calissa neugierig.
    »Ach, nichts«, versuchte Tharador auszuweichen, doch Faeron

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