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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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zu bemerken. »Ist sie zu Beginn noch kräftig zu erkennen und ihr Erzeuger klar, so ist bereits nach nur einem Mondumlauf größtes Geschick nötig, um sie noch zu entdecken.« Dies war Gordan nicht neu, doch ein sehr bemerkenswerter Teil folgte weiter unten auf derselben Seite: »Steht der Erzeuger der Spur zur Verfügung, kann man ihn gleichsam als Verstärker für die alte, schwache Aura benutzen, indem er denselben Spruch auf dieselbe Weise nachvollzieht. Durch diese neue, der alten gleichartigen Spur vermag man, die ältere Aura aufzufinden und sie zu fokussieren. Ein magisches Versetzen durch den Astralraum ist dann lediglich mit den üblichen Gefahren verbunden ... Ha!«, rief Gordan freudig aus. Nun musste er nur noch unauffällig Dezlot einen seiner Blitzzauber entlocken.
    »Ich will, dass du mir noch einmal deinen Blitzschlag vorführst«, sagte Gordan, nachdem Dezlot sein Arbeitszimmer betreten hatte.
    »Aber Ihr habt ihn doch schon gesehen, Meister«, wagte Dezlot einzuwenden. »Als ich Euch angriff und Ihr mich besiegt habt.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber damals habe ich nicht genau darauf geachtet«, log Gordan. »Ich möchte mir deine Handhaltung näher ansehen.«
    »Also schön, wie Ihr wollt«, sagte Dezlot ergeben und trat ein paar Schritte von seinem Lehrer zurück. »Wo soll der Blitz einschlagen?«
    »Am besten gleich hier drüben«, sagte Gordan lächelnd.
    »In die Wand?«, fragte Dezlot erstaunt.
    Gordan nickte bestimmt. »Ganz recht. Und ich möchte, dass du so viel Energie wie möglich sammelst.«
    »Weshalb?«
    »Ich möchte sehen, was für Fortschritte deine Konzentration macht«, gab Gordan vor. Tatsächlich wollte er einen ähnlichen Einschlag wie in Malvners Turmwand, sodass er Dezlots Aura im Turm des früheren Freundes aufspüren und ihr durch den Astralraum folgen konnte.
    Dezlot nickte schließlich und sammelte sich. Er schloss die Augen, reckte den rechten Arm empor und deutete mit dem linken Zeigefinger auf den von Gordan gewählten Punkt an der Wand. Dann murmelte er unablässig die Zauberformel, und schon fühlte die Luft sich elektrisiert an. Staub knisterte, wenn sich kleine Blitze daran entluden und ihn verbrannten. Gordan trat vorsichtshalber einige Schritte zurück, als Dezlot den Höhepunkt seiner Darbietung erreichte und die Energie sich um seinen Körper bündelte. Ihm konnte die Ladung nichts anhaben, da er als Gefäß für die Macht der Luft diente, doch wer ihm zu nahe kam, würde weniger Glück haben. Schließlich entließ Dezlot die Kraft mit einem Befehl, und der Blitz entlud sich in die Wand, sprengte Gesteinsbrocken aus dem glatten Obsidian und färbte das dunkle Purpur in ein noch dunkleres Schwarz, das sich sternförmig um die Einschlagstelle anordnete.
    »Ausgezeichnet!«, gratulierte Gordan erfreut. »Du hast wahrlich Fortschritte erzielt.«
    Dezlot kratzte sich verlegen am Hinterkopf: »Als ich das letzte Mal einen Blitz einschlagen ließ, war man ganz und gar nicht darüber erfreut.«
    »Oh, ich denke, dass Malvner sehr stolz auf dich war, auch als du seinen Turm dauerhaft gezeichnet hast«, sagte Gordan lächelnd und rieb sich die Augen. »Ich bin sehr müde. Deine Fortschritte erfüllen mein altes Herz mit Stolz, aber jetzt muss ich mir etwas Ruhe gönnen.«
    »Selbstverständlich.« Dezlot nickte und trat den Weg zur Tür an. Dort hielt er kurz inne und warf dem Magier einen besorgten Blick zu. »Ich bin in meinen Gemächern, falls Ihr mich braucht.«
    Zufrieden betrachtete Gordan die Einschlagstelle an der Wand. Er hatte nicht übertrieben, als er Dezlots Fortschritte lobte – der Junge entwickelte tatsächlich eine erstaunliche Begabung dafür, die magischen Energien des Astralraums anzuzapfen. Wenn er bei seinem damaligen Zauber nur halb so stark war , dachte Gordan, könnte ich die Spuren davon mit Sicherheit noch auffinden .
    Der alte Mann schloss die Augen und blendete alle Gedanken aus seinem Geist aus. Andere Magier benötigten die Hilfe einer Kristallkugel, doch Gordan hatte sein Verständnis des Astralraums während seines Exils bei den Elfen stark erweitert. Er konnte den magischen Fluss erkennen, indem er sich nur darauf konzentrierte.
    Er kannte Dezlots Aura sehr genau, und der Spruch war unglaublich stark gewesen. Somit fiel es ihm leicht, sie zu entdecken. Wie ein Blitz zuckte die Spur von Dezlots letztem Zauber durch den Astralraum. Hell flackerte die Energie des Jungen vor ihm auf. Gordan hielt das Bild des Blitzes vor seinem inneren

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