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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Umarmung und ließ sich ein Stück zurückfallen, offenbarte ihm ihren nackten Körper. Der Anblick der rhythmisch wippenden Brüste ließ ihn beinah die Besinnung verlieren, als ein anderes Bild vor seinem inneren Auge aufflackerte.
    Dergeron.
    Der Krieger grinste ihm selbstgefällig ins Gesicht und zwinkerte mit dem rechten Auge. Neben ihm stand plötzlich Graf Totenfels; auch er verhöhnte ihn mit einem spöttischen Lachen.
    Verrens Hände schossen vor und legten sich um Dergerons Hals. Genüsslich drückte er zu und würde nicht aufhören, bis er dem Krieger das Leben aus dem Leib gepresst hätte.
    Ein Röcheln erregte seine Aufmerksamkeit. Ein Röcheln, das nicht von dem Krieger stammen konnte. Verrens Blick klärte sich, als er erkannte, dass seine Geliebte sich kaum noch bewegte. Entsetzt stellte er fest, dass seine Hände sich in Wahrheit um Alynéas Hals geschlungen hatten.
    Hastig ließ er los, und sie rang keuchend nach Atem. Tränen schossen ihr in die Augen und flossen die Wangen hinab.
    »Willst du mich umbringen?«, fauchte sie vorwurfsvoll, als sie wieder bei Atem war.
    »Verzeih mir«, stammelte er. »Ich ... Ich weiß nicht, was geschehen ist.«
    »Sonst warst du nie grob«, stellte sie fest.
    Verren rieb sich mit den Handflächen übers Gesicht. »Es sind dieser Dergeron und der Graf«, gestand er schließlich. »Tizir ist weg, aber ich muss dich noch immer mit anderen teilen.«
    Ihr Seufzen klang beinahe genervt, doch sie setzte ein warmes Lächeln auf und streichelte ihm sanft durchs Haar: »Nur noch ein wenig länger, Geliebter. Bald habe ich den Grafen völlig für mich gewonnen und Dergeron aus dem Weg geschafft«, versprach sie.
    »Wann?«, drängte er.
    »Bald«, wich sie der Frage aus und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. »Durch Hagstads Ernennung zum Leibwächter des Grafen hat Dergeron den Grafen reichlich verärgert.«
    »Mit Hagstad in der Nähe des Grafen hat Dergeron allerdings einen taktischen Vorteil«, gab Verren zu bedenken.
    Alynéa streichelte ihm mit der Linken über die Wange. »Dann sollten wir dafür sorgen, dass Hagstad beschäftigt ist, nicht wahr? Und mit einem viel sagenden Lächeln fügte sie hinzu: »Und ich hätte dich wieder häufiger in meiner Nähe.«
    »Du ziehst ins Schloss des Grafen?«
    »Ja. Dieser Narr ist fest davon überzeugt, dass er mir vertrauen kann«, lachte sie. »Und wenn er einen Leibwächter hat, wieso dann nicht auch ich?«
    * * *
    »Es ist an der Zeit, dass Ihr eine Entscheidung über die noch in Surdan lebenden Menschen trefft«, beharrte Gordan. Zur Mittagssonne hatte er sich mit Gallak getroffen, um die Friedensverhandlungen fortzuführen, doch nun neigte sich die vermutlich letzte Sonnenstunde des Tages bald ihrem Ende zu, und sie hatten keine nennenswerten Fortschritte erzielt. Gallak wirkte seit dem Kampf mit Wurlagh wie gelähmt. Der Statthalter Ul‘goths wollte keine Fehler begehen. Gordan schätzte diese Haltung und verstand, woher sie rührte, aber Gallak konnte sich seiner Verantwortung nicht länger entziehen. »Ul‘goth hat Euch zu seinem Stellvertreter ernannt, weil er an Euch glaubt«, versuchte er, dem Ork ins Gewissen zu reden.
    »Es ist nicht so einfach, wie Ihr es darstellt!«, entgegnete Gallak lauter als beabsichtigt und erschrak kurz über den eigenen Gefühlsausbruch. »Diese Menschen, mögen sie auch friedlich sein, können die Sicherheit meines Volkes dennoch gefährden. Ich kann nicht leichtfertig über ihr Schicksal entscheiden, wenn es unser eigenes so unmittelbar beeinflussen kann.«
    »Ihr fürchtet einen Aufstand?«
    Gallaks Schultern sackten herab, und auf seinem Gesicht bildeten sich tiefe Falten, die es in dunkle Schatten zu hüllen schienen. »Es ... es ist viel schlimmer als das«, gestand er. »Einen Aufstand würde ich gezwungenermaßen niederschlagen. Ich ... mein Volk hat ihnen alles genommen«, begann er zu erklären. »Wir kamen mit Eisen und Feuer und haben sie ins Elend gestürzt, versteht Ihr?«, fragte er und blickte Gordan dabei beinahe flehend an. »Ihr Blut klebt an meinen Händen! Ich kann ihnen nicht gegenübertreten ... ich kann es einfach nicht.«
    »Eure Selbstzweifel dürfen nicht der Grund für das Leid dieser Menschen sein«, sagte Gordan streng. Er mochte Gallak und konnte seine Gefühle zwar verstehen, allerdings nicht gutheißen. Die Orks hatten genug Zeit gehabt, befand Gordan. Wenn sie wirklich Frieden zwischen den beiden Völkern wollten, dann war dies die beste Gelegenheit

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