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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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den Kopf. »Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich gehe sogar eine Wette um ein ganzes Fass Zwergenbier ein, dass sie sich wieder nach unten verzogen haben, als Xandor die Minen verließ.«
    »Dennoch, sobald wir die Ebene des Thronsaals erreichen, werden wir nicht unentdeckt bleiben«, meinte Ul‘goth.
    »Auch Gnome müssen schlafen«, schmetterte Khalldeg die Befürchtungen des Orks ab.
    * * *
    Gallak setzte sich in gespannter Erwartung aufrecht auf seinen Stuhl, als der Magier mit den drei Südländern die Versammlungshalle der Garnison betrat. Gordan hatte um dieses Treffen gebeten, kurz nachdem Ul‘goth und dessen Gefährten Surdan verlassen hatten.
    »Seid gegrüßt, Statthalter!«, begann Gordan und zeigte ihm als Zeichen des Vertrauens seine leeren Handflächen.
    »Auch ich grüße Euch, Meister Gordan!«, gab Gallak zurück. Dem Statthalter entging nicht, dass die menschlichen Begleiter des Magiers ihre Waffen umgeschnallt hatten. Auch seine Leibwache bemerkte es. Die geübten Kämpfer traten vor und stellten sich neben ihren Anführer, die Hände an den Griffen ihrer Orkmesser.
    Gordan hielt fünf Schritte vor Gallak an und ergriff das Wort. »Wann denkt Ihr, wird Euer Volk aufbrechen?«
    »In einem halben Mond«, antwortete Gallak ruhig und bemühte sich dabei um eine möglichst flüssige Aussprache.
    »Gut«, nickte Gordan. Dann wandte er sich seinen eigenen Begleitern zu. »Und die Männer und Frauen der südlichen Städte werden durch eure Münder erfahren, dass die Orks Frieden wollen. Es muss ein Pakt geschlossen werden. Ein Pakt, der Bestand hat.«
    »Das ist Ul‘goths Wunsch«, pflichtete der Ork ihm bei.
    »Ihr alle müsst lernen, miteinander zu leben«, schwor Gordan sie noch einmal auf ihr gemeinsames Ziel ein.
    »Es wird nicht einfach, die Menschen im Süden zu überzeugen«, gab Kordal zu bedenken. »Viele sind noch niemals einem Ork begegnet.«
    »Und sie werden euch möglicherweise für eine schlimmere Bedrohung als die Goblins halten«, fügte Daavir hinzu.
    »Was ihnen wohl niemand übel nehmen könnte«, murmelte Lantuk kaum hörbar, was ihm einen strafenden Blick von Kordal einbrachte, dem die Worte dennoch nicht entgingen.
    »Unser Volk wird beweisen, dass es Vertrauen verdient«, versicherte Gallak.
    Das bleibt uns allen zu hoffen , schoss es Lantuk durch den Kopf, doch er verbiss sich die Bemerkung.
    Eine plötzliche Unruhe ergriff Besitz von Gordan. Seit dem Fund von Malvners Schädel hatte sich der alte Magier nie gänzlich vom Astralraum gelöst. Gleich einem einsamen Wolf, der zwar schlief, aber die Augen dabei nicht schloss, lauerte der alte Magier auf eine Gelegenheit, die Spur des Mörders wieder aufzunehmen. Einen Lidschlag lang hatte er das Gefühl gehabt, sie zu spüren, doch um sicher zu gehen, musste er sich dem Astralraum vollends öffnen.
    »Dann will ich Euch nicht weiter stören«, verabschiedete er sich hastig. Als Gordan aus der Garnison eilte, hatten seine Begleiter alle Mühe, ihm zu folgen. Ohne ein Wort der Erklärung ließ er sie auf dem Vorplatz stehen und verschwand in Richtung des Arkanums.
    »Dann werde ich mich meinen Studien widmen«, meinte Dezlot seufzend. Gordan ließ ihn seit Tagen alte Folianten wälzen. Etwas hatte seinen Meister verändert, doch der Junge wusste nicht, was.
    Durch tiefes Ein- und Ausatmen befreite er sich von jeglichen störenden Gedanken und sammelte Kraft für die bevorstehenden Aufgaben. Der alte Mann schloss die Augen und schickte seinen Geist auf die Suche. Kalt und bedrohlich empfing ihn das große Nichts, aus dem die Magier ihre Kraft schöpften. Eine endlose schwarze See, undurchdringlich, erdrückend. Er konnte die Schreie der Elementarprinzen hören, die seit ihrem Tod durch den Raum hallten; ein ewiges Echo, das schon so manchen Magier in den Wahnsinn getrieben hatte. Einige behaupteten gar, die Stimmen der vier Monster zu vernehmen, doch ihm selbst war dies nie widerfahren.
    Es fiel ihm immer wieder schwer, sich an die Fremdartigkeit des Astralraums zu gewöhnen, der einer Welt ohne Grenzen und Ordnung glich. Man bewegte sich einzig durch die Macht des Geistes und letztlich des eigenen Willens. Spuren anderer Magier zogen sich wie Schlangen durch das Nichts oder flackerten wie kleine Glühwürmchen kurz auf. Gordan war bewusst, dass seine eigene Aura mit der Intensität der Sonne brannte und meilenweit zu sehen sein musste, doch für Vorsicht war es der falsche Augenblick. Seine Zeit lief unweigerlich ab, und mit ihr

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