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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Kindheit insgeheim bewundert hatten. Und er hatte sie unter seine Fittiche genommen.
    Ein glückliches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er die fröhlichen Erinnerungen seiner Kindheit genoss. Es erstarb zwar ebenso schnell wieder, als er an die Gegenwart dachte.
    Faeron entging das Lächeln des Paladins nicht. Tharador schien seit ihrem Besuch der Trauerwälder deutlich gereift zu sein. Es war eine Veränderung, die über die bloße Herrschaft über seine Kräfte hinausging. Der junge Mann wirkte vollständiger als zuvor. Gewiss hatten seine Gefühle für Calissa erheblichen Anteil an diesem Fortschritt. Ihre Liebe zueinander schien echt und erfüllend. Und Tharador so zu erleben, brachte wahre Freude zurück in Faerons Herz. Er könnte den Schmerz und die Trauer, die er ob des Todes so vieler geliebter Freunde empfand, niemals vergessen, aber es wurde mit jedem Tag erträglicher. Manchmal hatte er das Gefühl, neben Throndimar zu marschieren, so sehr erinnerte Tharador ihn an dessen Vater. Er strahlte die gleiche Stärke aus und schien seit dem Besuch der Trauerwälder ebenso unbeirrbar.
    In Gedanken versunken blickte der Elf zu Boden und sah dort das verzerrte Abbild des Orkhünen als Schatten. Ul‘goth erschien dem Elfen wie ein Ork aus alten Tagen. Er war froh, dass Tharador über die Grenzen der Abstammung hinwegblicken und den tapferen König akzeptieren konnte. Throndimar hatte diese Fähigkeit nicht besessen. Tharadors Vater hatte vor so vielen Jahrhunderten alle nichtmenschlichen Rassen aus dem Norden vertrieben. Wie viel blühender hätte die Zukunft damals sein können, wenn Throndimar den Wert eines solch stolzen Volks erkannt hätte.
    Mit einem Mal legte sich Düsternis über die Welt. Faeron blickte erschrocken auf und stellte fest, dass sie die Höhle erreicht hatten.
    »Ein guter Platz für die erste Nacht«, stellte Khalldeg anerkennend fest und machte sich sofort daran, ein wärmendes Feuer zu entfachen. Sie hatten dafür etwas trockenes Feuerholz aus Surdan mitgenommen. Khalldeg kauerte am Boden und versuchte, mit zwei Feuersteinen genug Funken zu schlagen, um den Zunder zu entzünden. Schließlich brummte er zufrieden, als ein Funke aufglomm und den Zunder kurz darauf entflammte. Schnell schichtete der Zwerg leicht brennbares Holz darauf, und als auch darüber Flammen züngelten, beendete der Zwerg sein Werk mit mehreren großen Holzscheiten.
    Khalldeg genoss die Wärme, die das kleine Lagerfeuer spendete. Er war zwar die rauen Bedingungen des Berglandes gewöhnt, doch kein Zwerg verschmähte ein wärmendes Feuer oder ein warmes Bad in einem der vielen, mit der Abluft ihrer Schmieden beheizten, zwergischen Bäder. Kurz verzog er gequält das Gesicht, als er an seine Familie und Freunde dachte, die er zurückgelassen hatte. Unweigerlich folgte der Gedanke an den sicher scheinenden Tod, der mit seinem Schwur einherging. Und dennoch – vielleicht würde es ihm gelingen, das Unvermeidliche noch abzuwenden. Seine Gefährten ließen ihn darauf hoffen. Außerdem bot der Geheimgang auf den Gipfel einen möglichen Fluchtweg. Den Thronsaal zu erreichen, würde die geringere Schwierigkeit werden, das wusste Khalldeg, aber danach ...
    Tharadors Stimme riss ihn aus seiner Grübelei. »Wieso hast du Queldan und mich damals mitgenommen?«, fragte der Paladin unerwartet.
    Der Berserkerzwerg dachte einen Moment nach: »Ich war euch beiden schon eine ganze Weile gefolgt«, begann er schließlich. »Zuerst hielt ich euch für Räuber. Als ich euch schließlich stellte, habt ihr recht verloren und ziellos gewirkt.«
    »Und da hast du einfach entschieden, dein Schicksal mit uns zu teilen?« Tharador wirkte verwirrt. Er hatte bisher nie mit dem Zwerg darüber gesprochen, doch nun fragte er sich, ob Queldans Tod hätte vermieden werden können, wenn sie Khalldeg nicht gefolgt wären.
    »Ich könnte dir dieselbe Frage stellen, Junge«, wich Khalldeg aus. »Wieso seid ihr beide mir damals so bereitwillig gefolgt?«
    Tharadors Blick schweifte in die Ferne. Er hatte schon häufig darüber nachgedacht und keine klare Antwort gefunden. Viele seiner Albträume hatten ihm seltsame Stollen gezeigt. Nun wusste er, dass Gordan ihm Bilder der Feste Gulmar gesandt hatte, um ihn auf die Reise vorzubereiten. Damals war Tharador wohl unterbewusst jenen Bildern gefolgt. »Wir hatten kein klares Ziel. Ich suchte nach den Gründen für die Veränderungen in mir. Als du plötzlich aufgetaucht bist, empfand ich das als

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