Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
eine dramatische Pause ein, bis er sich der Aufmerksamkeit des Jungen völlig sicher war. »Du darfst dich auf keinen Fall bewegen, verstanden?«
    »Wie?«, fragte der junge Mann erstaunt.
    »Versprich es!«, forderte Gordan nachdrücklich.
    »Ist gut«, antwortete der Lehrling unter heftigem Nicken.
    »Schön. Dann können wir aufbrechen«, sagte Gordan zufrieden und packte den Jungen am Saum seiner Robe. Er legte die freie rechte Hand an die Stirn und murmelte eine Zauberformel.
    Die Umstehenden gerieten ins Staunen, als die Umrisse der beiden Männer plötzlich zu verschwimmen begannen und sich ihre Körper schließlich vollends in einem blauen Nebel auflösten.
    * * *
    Gordan konzentrierte sich auf eine Aura im Astralraum, die er schon lange Jahre verfolgte. Zum ersten Mal war sie zu spüren gewesen, als Tharador bei Queldans Tod von unbändiger Wut übermann wurde. Damals hatte Gordan den Paladin auf diese Weise gefunden und vor Xandor gerettet.
    Nun suchte er weitere Anzeichen von Tharadors Aura. Der Paladin war einzigartig. Ein Magier hinterließ stets eine Spur im Astralraum; Tharador nur in den Momenten, in denen seine Kräfte aus ihm hervorbrachen. Gordan entdeckte eine starke Entladung südlich von Surdan und wusste, dass es sich dabei um Spuren des Kampfes mit den Goblins handelte. Kurze Zeit später musste Tharador seine Kräfte erneut geweckt haben. Der alte Magier war erstaunt und zufrieden zugleich. Mit jeder Entfesselung der himmlischen Kraft, die dem Paladin innewohnte, schien er mächtiger zu werden.
    Gordan wandte den Blick von den beiden Leuchtfeuern ab und konzentrierte sich auf eine andere Richtung. In Berenth war es zu einem weiteren Kraftausbruch gekommen, von dem Gordan wusste. Nun hoffte der Magier, die Spur nach der langen Zeit noch auffinden zu können. Er bündelte alle Gedanken darauf, wie sich Tharadors Aura anfühlte, wie sie aussah; alles andere um ihn herum wurde zu tiefer Schwärze.
    Tatsächlich fand Gordan etwas. Auch wenn es kaum mehr als ein schwaches Glimmen war, es bestand kein Zweifel daran, dass es sich um Tharadors Aura handelte.
    Zielsicher beförderte Gordan sich und Dezlot durch das Meer der Dunkelheit, das der Astralraum darstellte. Der Magier hoffte inständig, dass sein Schüler sich an die Anweisungen hielt, die er ihm gegeben hatte.
    Schließlich sammelte Gordan alle Kraft und zog sich und Dezlot allmählich zurück in ihre körperliche Form. Sie erschienen den Umstehenden zuerst als bläulicher Nebel, der mit jedem Augenblick den Umrissen zweier menschlicher Körper ähnlicher wurde.
    Noch bevor ihre Körper sich vollständig manifestiert hatten, hörte Gordan zahlreiche Alarmrufe von umstehenden Menschen. Der Magier konnte sie zwar noch nicht richtig erkennen, doch aus den Beschreibungen des Kampfes zwischen Tharador und Dergeron wusste Gordan, dass er sie beide geradewegs in den Palastgarten von Berenth versetzt hatte.
    Gordan zapfte noch im körperlosen Zustand die Kräfte des Äthers an und erschuf einen schwachen Zyklon, der ihn und seinen Schüler umgab. Je mehr ihre Körper wieder Gestalt annahmen, desto deutlicher nahm er seiner Umwelt wahr. Pfeile wurden in einem schier endlosen Regen auf sie abgefeuert, jedoch von dem Zyklon zerstreut, sodass sie einige Schritte entfernt harmlos zu Boden fielen.
    »Zu den Waffen!«, brüllten Soldaten aus mehreren Richtungen, und »Magischer Angriff auf den König!«
    Der Magier nutzte erneut die Kraft des Windes und ließ sie seine Stimme zu jedem Menschen tragen, der sich im Palast aufhielt. »Ich bin Gordan, Weiser von Berenth, Magier des Turms und Freund des Barsjk, des Helden der Berenthi! Ich erbitte eine Audienz mit König Jorgan.«
    Die Angriffe der Soldaten ließen nicht nach. Im Gegenteil, immer mehr der Königstreuen stürmten herbei und umzingelten den wirbelnden Nebel. Gordan und Dezlot nahmen schließlich vollends Gestalt an, doch der Magier hielt den Zyklon, der sie vor den unliebsamen Pfeilen schützte, weiter aufrecht.
    Als Gordan in die vielen angespannten Gesichter blickte, wurde ihm bewusst, dass er die letzten dreihundert Jahre im Exil verbracht hatte. Sein Name war kaum mehr als eine Legende – wie sollte er diese tapferen Soldaten also davon überzeugen, dass er in friedlicher Absicht kam? Er nutzte die zurückgekehrte Festigkeit ihrer Körper, ließ sie durch einen Zauber hart wie Granit werden und den Zyklon ausklingen. Nun konnten die Soldaten ringsum ihre Gesichter sehen. Als die Männer

Weitere Kostenlose Bücher