Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
erkannten, dass in dem magischen Sturm lediglich zwei Menschen und keine Dämonen gesteckt hatten, schienen sie sich etwas zu entspannen.
    Diese Entspannung verflog jedoch ebenso schnell wieder, als einer der Soldaten brüllte: »Zwei Magier! Schickt nach den Klerikern!«
    »Was auch immer gleich geschieht, Dezlot, bleib in meiner Nähe«, versuchte Gordan, seinen Schüler zu beruhigen, ohne sich die eigene Anspannung anmerken zu lassen.
    Die Kleriker waren fanatische Anhänger der Götter. Und ebenso wie die Kanduri hielten die Kleriker elementare Kräfte für verdorben. Der Norden war für seine strenge Anwendung der göttlichen Vorschriften bekannt und wurde deshalb von Magiern gefürchtet. Die Kleriker hatten im Namen der Alghor-Kirche hunderte Magier in foltergleichen Austreibungen zur Reinheit des Glaubens »bekehrt«. Der Klerikerorden war nicht sonderlich groß, denn die Fanatiker schützten sich mit geweihten Amuletten und Talismanen, die allesamt aus der dunklen Vorzeit stammten, als die Götter selbst mit den niederen Völkern gegen die Elementarprinzen gekämpft hatten.
    Gordan war noch nie einem Kleriker persönlich begegnet, da der Kult der Glaubensreinheit erst nach den Ereignissen des Krieges gegen den Dämonenmeister Karandras entstanden war. Er hatte während seines Exils über Faeron, seine einzige Verbindung zur Außenwelt, wie die Elfen alles außerhalb des geheiligten Waldes betitelten, von den Klerikern erfahren. Über welche Macht die gottesgläubigen Männer wohl verfügen mochten?
    Gordan wollte die Soldaten nicht töten, ebenso wenig jedoch wollte er sich so lange aufhalten lassen, bis ein Kleriker einträfe.
    »Beobachte mich bei diesem Zauber, Dezlot«, forderte er den Jungen mit einem beinahe spitzbübischen Grinsen auf, als ihm der passende Spruch für eine Flucht einfiel. »Ich kombiniere nun zwei Elemente miteinander.«
    Dezlot tat, wie ihm geheißen, und beobachtete, wie Gordan einen kleinen Klumpen Erde aus dem Boden riss. Dann spuckte der alte Magier auf den Erdklumpen und begann, Erde und Speichel zu vermengen. Dabei wiederholte er immer wieder dieselben Worte und drehte sich im Kreis. Wenige Augenblicke später verwandelte sich der königliche Rasen in ein riesiges Schlammfeld. Die Soldaten sanken bis zu den Schultern in plötzlich aufgeweichten Boden ein, während Dezlot und sein Meister wie auf einer festen Insel verharrten. Binnen weniger Herzschläge hatte Gordan zwanzig Krieger ausgeschaltet, ohne ihnen ein Haar zu krümmen.
    »Beeilung!«, drängte er und packte den Jungen am Arm. Sogleich trug ein weiterer Zyklon sie in Windeseile durch den königlichen Park und an die Mauer der gewaltigen Kathedrale. Dezlot hatte keine Zeit, sich den Bau mit seinen unzähligen Erkern und Wasserspeiern anzusehen, denn Gordan zog ihn unerbittlich hinter sich her.
    »König Jorgan!«, brüllte Gordan mit magisch verstärkter Stimme. »Ich bin Gordan und komme in Frieden! Bitte, ich muss mit Euch sprechen!«
    »Meister, da kommen welche!«, warnte Dezlot, als drei Soldaten um die Ecke der Außenwand bogen.
    »Dreimal verfluchte Narren!«, brauste Gordan auf. Er deutete mit drei gespreizten Fingern auf die Angreifer, die darob wie von einem heftigen Windstoß gute hundert Fuß davongeschleudert wurden. »Ich hoffe, sie haben sich nichts gebrochen«, meinte der alte Mann.
    Hinter ihnen öffnete sich ein Tor, und die beiden Magier wirbelten auf dem Absatz herum. Gordan setzte gerade zu einem weiteren Zauber an, als er erkannte, dass diesmal keine Soldaten, sondern der König auf sie zukam. Jorgan folgte seine persönliche Leibwache. Die Männer trugen das Breitschwert und die Krone des Königs. Hinter ihnen befand sich eine schlanke Gestalt mit breitkrempigem Hut und einem langen, dunkelbraunen Ledermantel. Aufgrund des Körperbaus und der Art des Ganges vermutete Gordan, dass es sich um eine Frau handeln musste. Er spürte eine seltsame Bedrohung von der zierlichen Gestalt ausgehen. Eine Aura der Leere, auf die er sich keinen Reim machen konnte, schien sie zu umgeben.
    Die bloße Anwesenheit der Fremden – Gordan war überzeugt, dass es sich um eine Frau handelte – verursachte ihm mentale Schmerzen. Seine Konzentration wurde empfindlich gestört, und es fiel ihm immer schwerer, die magischen Kräfte des Astralraums anzuzapfen und seine Zauber aufrechtzuerhalten.
    Er versuchte, mehr Kraft aus dem Äther zu ziehen, doch je mehr er sich anstrengte, desto schlimmer wurden die Kopfschmerzen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher