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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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ungerührt.
    »Nun ... ja!«
    »Ich rechne fest damit«, räumte Dergeron ein. »Tatsächlich wäre ich enttäuscht, würde sie es nicht versuchen.«
    »Warum dann ein solches Wagnis?«
    »Sie und ich wissen beide, dass wir den anderen bei dieser Gelegenheit beseitigen wollen. Das macht das Spiel so reizvoll. Es wird nur darauf ankommen, wer von uns den besseren Zeitpunkt wählt«, erklärte er mit einem selbstgefälligem Grinsen. »Deshalb wirst du mich begleiten. Du hältst uns den Rücken frei.«
    Bengram lächelte etwas verunsichert ob des Vertrauens, das Dergeron in ihn setzte.
    »Du solltest Dergeron nicht unterschätzen, meine Liebe«, gab Totenfels zu bedenken, als er von Alynéas Entschluss erfuhr. Seit Bengram von Dergeron abgezogen worden war, konnten sie sich endlich frei miteinander unterhalten. »Dergeron in einer tobenden Schlacht hinterrücks erstechen zu lassen, ist eine Sache, aber bei diesem Unterfangen wirst vielleicht du ihm den Rücken zuwenden.«
    »Selbstverständlich ist es eine Falle«, gab Alynéa unumwunden zu. »Ich bin ihm ein Dorn im Auge. Und das nicht erst, seit wir beide uns so nahe stehen.« Bei den letzten Worten blitzten ihre Augen kurz verführerisch auf, und Totenfels lief ein heißer Schauder über den Rücken. Dann fuhr sie mit kalter Stimme fort: »Aber wer sagt, dass nicht er mich unterschätzt?«
    »Dergeron ist zweifellos sehr von sich überzeugt«, räumte Totenfels ein.
    »Er ist geradezu geblendet von sich selbst!«, lachte Alynéa. »Und seine Überheblichkeit lässt ihn übersehen, wie mächtig ich bin.«
    »Die Höhensonne ist schon so manchem nicht gut bekommen«, meinte Totenfels grinsend.
    »Womöglich brauchst du schon bald einen neuen Kommandanten.«
    * * *
    Ein weiterer beschwerlicher Tag neigte sich dem Ende zu. Der Winter hatte die Todfelsen fest im Griff. Die Gefährten hatten sich aus Surdan dicke Fellumhänge und warme Wolldecken mitgenommen, doch die Kälte schien jede noch so kleine Ritze zu finden. Tharador hatte das Gefühl in Füßen und Händen beinah verloren. Seine Stiefel und Hosen waren durchnässt. Schnee schmolz durch seine Körperwärme an ihm, und die eisige Nässe kroch ihm in jede Faser. Und wo er nicht fror, schwitzte er durch die Anstrengungen des Marsches.
    Neben ihm lief Calissa, der es ähnlich erging; auch Faeron wirkte kaum glücklicher. Lediglich Ul‘goth und Khalldeg schien die harte Witterung nichts auszumachen. Khalldeg stapfte durch Schneewehen, die ihm fast bis ans Kinn reichten. Unaufhaltsam walzte er sich durch den Schnee und spähte den Pfad vor ihnen für sie aus. Ul‘goth hatte sich mit Khalldegs Streitaxt bewaffnet und schwang die breite Seite wie eine riesige Schaufel in Halbkreisen vor ihnen, wodurch er einen Großteil des lockeren Schnees beiseite fegte und einen Pfad für die anderen pflügte.
    Khalldeg wartete hinter einer Biegung unter einem Felsüberhang auf sie. Der Zwerg hatte sein übliches Grinsen im Gesicht und den Schnee bereits so aufgehäuft, dass er ihnen Schutz vor dem Wind bot. »Könnte schlimmer sein!«, begrüßte er sie. Tatsächlich war der Überhang besser, als sich eine Höhle in den Schnee graben zu müssen. Hier konnten sie ein Feuer entfachen, und in Tharador keimte die matte Hoffnung, seine Kleider einigermaßen trocknen zu können.
    Ul‘goth spähte aufmerksam den Pfad entlang und blickte mehrere Male misstrauisch zu den sie umgebenden Hängen. Schließlich nickte er zufrieden. »Ein guter Platz für heute Nacht.«
    »Elf, opferst du ein paar deiner Pfeile als Feuerholz?«, fragte Khalldeg, nachdem er Zunder und Feuersteine aus seinem Bündel gekramt hatte. Das in Surdan eingepackte Holz war längst aufgebraucht.
    Faeron nickte und holte drei der geschrumpften Pfeile aus seiner Gürteltasche. Seit er Magras Geschenk erhalten hatte, brauchte er nicht einmal mehr die bittenden Worte zu sprechen. Ein Gedanke genügte, und das Holz wuchs auf die beachtliche Länge von vier Fuß an. Schnell wurden die Holzstäbe zu dick und schwer, um sie zu halten; Faeron ließ sie polternd auf den Boden fallen.
    Alle blickten beeindruckt auf die kleinen Stämme, die noch wenige Lidschläge zuvor unscheinbare kleine Pfeile gewesen waren.
    Nur Khalldeg rümpfte die Nase: »Die sind zu lang, Elf. Jetzt muss ich sie kürzen.« Er nahm Ul‘goth die Streitaxt ab und machte sich daran, unter wilden Flüchen das Holz zu bearbeiten. »Und feucht ist es auch noch!«, schimpfte er. »Das wird ganz schön

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