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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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qualmen.«
    Calissa schenkte der übliche Nörgelei des Zwergs keine Beachtung und wandte sich an Faeron: »Kannst du nicht wieder das Wetter ändern wie damals vor Surdan?«
    Faeron schüttelte den Kopf: »Ich kann nur mit Pflanzen und Tieren sprechen ...«
    »Aber der Wind damals ...«, beharrte die Frau.
    »Da habe ich einen Gefallen eingelöst, den mir Branghor seit Langem geschuldet hatte.«
    »Der Gott des Windes hat dir einen Gefallen geschuldet?«, fragte Ul‘goth verblüfft.
    Faeron nickte. »Ich habe vor langer Zeit einen Feldzug gegen die Barbaren verhindert.«
    Tharador horchte neugierig und zugleich besorgt auf: »Wollte Throndimar diesen Feldzug beginnen?«
    Faeron sah ihm mitfühlend in die Augen: »Das waren andere Zeiten, und Throndimar war verzehrt von Rachelust. Ja, er wollte einen Krieg gegen die Barbaren.«
    Tharador schaute betrübt zu Boden.
    »Er hielt sie für Anhänger Karandras‘. Dein Vater war nicht fehlerfrei«, erinnerte ihn der Elf.
    »Niemand ist das«, pflichtete Ul‘goth ihm bei.
    »Aber ich dachte immer, dass ...« Tharador suchte nach den richtigen Worten. »Er schien mir ein Mann, der in schweren Zeiten das Richtige tat. Der Held, von dem immer alle sprechen.«
    Khalldeg hatte das Feuer entzündet und rieb sich wärmend die Hände. »Nach allem, was wir über ihn wissen, war er das auch.«
    »Aber ...«, setzte Tharador an.
    »Verdammt, Junge, sieh ihn als das, was er war. Er war dein Vater und hat damals fast immer richtig gehandelt. Er hat Karandras erschlagen und wurde zum Engel. Natürlich hat er auch Fehler gemacht, aber schließlich war er auch ein Mensch!«
    »Vielleicht habt ihr Recht«, meinte Tharador leise. »Es ist nur ... er war mein ganzes Leben lang dieses leuchtende Vorbild, und jetzt ...«
    »Daran braucht sich gar nichts zu ändern«, fiel Khalldeg ihm ins Wort. »Er war einfach beides – der größte Held des Landes und dennoch nicht perfekt! Kein Mensch ist nur schwarz oder weiß – auch dein Vater nicht?«
    Tharador starrte schweigend in die wachsende Flamme des wärmenden Feuers. Er hat Recht , dachte der Paladin. Ich darf bei ihm keine anderen Maßstäbe ansetzen. Niemand ist vollkommen. Throndimar war der Retter des Landes. Sein Fehler waren vorschnellen Urteile. Ich brauche nur daraus zu lernen.
    »Wir müssten bald den Eingang zur Feste finden«, meldete Calissa sich unverhofft zu Wort. Durch ihre Berufung hatte sie über die Jahre ein untrügliches Gespür für Entfernungen und Geschwindigkeiten entwickelt – zwei unschätzbare Fähigkeiten, wenn man sich in völliger Dunkelheit bewegen wollte. Ihr Gefühl verriet ihr, dass sie sich weniger als einen Tagesmarsch von ihrem Ziel entfernt befanden.
    Khalldeg nickte, denn Calissas Äußerung bestätigte seine eigenen Vermutungen. »Gut möglich, dass wir morgen ganz andere Schwierigkeiten als den Schnee bekommen.«
    »Morgen also«, sagte Ul‘goth entschlossen.
    »Morgen«, flüsterte Tharador, ohne den Blick von den Flammen abzuwenden.
    * * *
    Alynéas Beteiligung an der Reise hatte angenehme Begleiterscheinungen. Graf Totenfels ließ seine Kutsche vorbereiten und versprach, dass sie an jedem Gasthof die Pferde wechseln könnten. Dazu überreichte er dem Kutscher eine schriftliche Verfügung mit dem Siegel des Hauses Totenfels.
    Dergeron betrachtete das Dokument voll Genugtuung. Bald schon würde er solche Papiere ausstellen, und man würde ihn nicht als Kommandanten, sondern als Grafen begrüßen. Und danach ... als König.
    Als er das Gefährt erreichte und durch das Türfenster spähte, schwand seine gute Laune schlagartig. Im Inneren saßen nicht nur Bengram Hagstad und Alynéa, sondern auch ihr Schoßhund Verren. Dergeron hatte bereits befürchtet, nicht um das zweifelhafte Vergnügen der Gesellschaft des Kriegers herumzukommen; und Verren konnte seine Pläne empfindlich stören.
    Nun musste er sie beide auf dem Gipfel töten. Und sie mussten vor Tharador und dessen Gefährten dort ankommen und wieder verschwinden. Dergeron fürchtete sich zwar nicht vor der Begegnung, sehnte sie tatsächlich sogar ein wenig herbei, doch Tharadors Macht war bei ihrem letzten Aufeinanderprallen in Berenth deutlich geworden; bei ihrem nächsten Kampf, würde einer von ihnen sterben. Dergeron glaubte durchaus, dem Paladin gewachsen zu sein, aber gegen beide – Alynéa und Tharador – zu bestehen, schien ihm zu gewagt.
    »Verrätst du jetzt endlich, wohin wir fahren?«, fragte Alynéa, als sie kurze Zeit später

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