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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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durch das Burgtor rollten.
    »In ein kleines Dorf an den nördlichen Ausläufern der Todfelsen«, erklärte Dergeron. »Von dort ist es nicht weit bis zu dem Anker, den du brauchst.«
    »Und was für ein Anker ist das?«
    »Einer von Xandors Aurasteinen. Mit seiner Hilfe bringst du uns in die alte Zwergenfeste.«
    »Du willst mit uns in ein Loch voller Zwerge?«, fragte Verren entgeistert.
    Dergeron bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Halt den Mund und hör zu!« Der Meuchelmörder atmete laut durch die Nase aus, doch Alynéa brachte ihn mit einer raschen Handbewegung dazu, sich zu beruhigen. »Xandor hat in der Feste gehaust. Und ein Haufen Gnome«, fuhr Dergeron fort.
    »Und du glaubst, sie werden dich willkommen heißen?«, fragte die Frau.
    »Ich hoffe, sie erinnern sich noch an mich«, gab Dergeron zurück. Indem er den Kopf dem Türfenster zudrehte, gab er ihr zu verstehen, dass damit das Gespräch beendet war.
    Der Kutscher trieb die Pferde zum Äußersten ihrer körperlichen Fähigkeiten an; Totenfels raste nur so an ihnen vorbei. Die Hufe schlugen dumpf auf die schneebedeckten Straßen, das bezeichnende Klappern der Hufeisen blieb aus.
    Der Schnee legt sich wie ein Leichentuch über das Land, bis es im Frühjahr zu neuem Leben erwacht , dachte Dergeron. Und so, wie die frisch wachsenden Pflanzen dem Land jedes Jahr ein neues Gesicht verleihen, werde ich den Kontinent neu gestalten. Unwillkürlich befühlte er mit den Fingern die Stelle seiner Lederrüstung über dem Amulett, das sich in seine Haut eingebrannt hatte. Er konnte die Anwesenheit des Aureliten spüren. Pharg‘inyons Essenz durchflutete seinen Körper mit jedem Atemzug. Welche Macht würde der Dämon ihm noch ermöglichen?
    Sie würden nicht lange auf der Straße bleiben, die im Süden auf den Westpass über die Todfelsen führte. Dergeron wollte das kleine Dorf mit Bauern und Steinmetzen ansteuern, das zu Fuß kaum eine Tagesreise südwestlich von Totenfels lag. Mit der Kutsche rechnete der Krieger damit, ihr Ziel noch vor der Mittagssonne zu erreichen.
    Die Kutsche steuerte ein großes Gasthaus an, wo der die Stallburschen rasch dazu bewegte, ihm die verlangten frischen Pferde anzuschirren, danach setzten sie die Reise fort. Noch ein weiterer solcher Wechsel auf der Straße gen Süden, dann würden sie westwärts auf die breitgetretenen Wege der Bauern schwenken. Dergeron wies den Kutscher an, das Dorf zu meiden und sie südlich davon abzusetzen – Dergeron wollte sich nicht von der Neugier der Bauern aufhalten lassen. Danach sollte der Kutscher sich im Dorf ausruhen und auf ihre Rückkehr warten. Falls sie nicht binnen drei Tagen auftauchten, sollte er wieder nach Totenfels fahren.
    »Gute Reise, Kommandant«, verabschiedete sich der junge Kutscher namens Hergald förmlich. Dann schnalzte er mit den Zügeln, und der Wagen rumpelte über das unebene Gelände davon.
    Die Gegend hatte sich durch den Wintereinbruch stark verändert. Schneeteppiche bedeckten die sanften Hügel, die Dergeron bei seiner letzten Ankunft hier gesehen hatte. Der Wind schnitt ihm kalt ins Gesicht. Der Krieger zog den Mantel fester zusammen.
    »Wohin jetzt, Kommandant?«
    Dergeron entging der höhnische Tonfall in Verrens Stimme keineswegs, doch er ließ sich nicht reizen. »Ich muss die genaue Stelle finden«, antwortete er ungerührt. Dann drehte er sich um und blickte abwechselnd zu dem kleinen Dorf und über die Schulter zu dem massiven Gebirge. »Weiter westlich von hier«, stellte er fest.
    Seine Erinnerung trog ihn nicht, denn bald darauf machten sie auf einem kleinen Hügel halt, und Dergeron begann, die fingerdicke Schneeschicht beiseite zu scharren. »Steht nicht faul herum, helft mir lieber«, forderte er seine Gefährten auf, als diese ihn nur anstarrten.
    Alynéa packte ihn am Arm und zog ihn beiseite. »Ich kümmere mich um den Schnee. Bleibt alle einen Schritt zurück!«
    Sie sank auf ein Knie, streckte die Arme mit den Handflächen nach oben von sich, schloss die Augen und begann, im Geist nach den richtigen Mustern für die bevorstehende Beschwörung zu suchen. Schwarz und trostlos drohte der Astralraum, sie zu überfluten, doch Alynéa stemmte sich eisern dagegen. Mächtigere Magier wie Tizir hatten mit solchen Sprüchen weniger Schwierigkeiten, sie jedoch musste stets um ihren Erfolg kämpfen. Alynéa erschuf vor ihrem inneren Auge das Bild zweier Flammen, die dicht über ihren Handflächen schwebten. Sie spürte Hitze, die ihr Schweiß

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