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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Begrüßung versammelt«, dachte er laut.
    »Hauptsache, wir kommen auf den Gipfel und an das Buch«, meinte Tharador. Seit der Ewige ihm offenbart hatte, dass es sich beim Buch Karand um einen Seelenspeicher handelte, in dem auch Queldans Seele gefangen war, quälte ihn die Frage, wie es seinem Freund ging. Welche Qualen musste er erdulden?
    »Spürst du es?«, flüsterte Faeron ihm plötzlich zu.
    »Was?«
    »Das Gefühl, in einem aufkommenden Sturm am Abgrund zu wandeln?«
    Tharador blickte ihn fragend an, doch bevor er etwas erwidern konnte, erreichten sie den nächsten Abstieg.
    Zwerge bauten ihre verschiedenen Treppen absichtlich nicht in einen gemeinsamen Schacht. Einfallende Gegner hatten es so sehr viel schwerer, durch die oberen Gänge in wichtige Bereiche vorzudringen. Außerdem glich die Anlage dadurch einem Irrgarten; ohne Khalldegs Führung hätten sie eine Ewigkeit gebraucht, um einen Weg durch die Gänge zu finden.
    Khalldeg hob die linke Hand und brachte sie alle zum Stehen. Dann schob er sich Stück für Stück zur Treppenkante vor und blickte in die Finsternis hinab. Im Fackelschein warf der kleine Zwerg riesige Schatten an die glatt behauenen Wände; durch die zwei Lichtquellen wirkte es, als wäre Khalldeg gleich doppelt anwesend und halb ineinander gewachsen.
    Missmutig brummend kehrte er zurück. »Da unten ist immer noch keine Spur von ihnen. Als wären sie alle verschwunden.«
    »Vielleicht sind es weniger, als wir dachten«, meinte Tharador, doch Khalldegs zweifelnder Blick verriet, dass er anderer Ansicht war.
    »Was schlägst du nun vor?«, fragte Faeron.
    Khalldeg fuhr sich mit der Hand durch den Bart und kratzte sich am kahl rasierten Schädel. »Indem wir hier rumstehen, werden wir jedenfalls nichts ändern.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und stieg vorsichtig die Treppe hinab.
    »Also lassen wir die Falle zuschnappen«, seufzte Faeron.
    Auch in der nächsttieferen Ebene wurden die Gänge nicht schmaler – ein Umstand, der Tharador sehr gelegen kam. Die Tür zu einem großen Raum stand offen. Darin befanden sich mehrere Betten, Tische und Stühle. Vermutlich der Schlafsaal, von dem Khalldeg im Elfenwald gesprochen hatte. Dem Schlafsaal gegenüber lag eine große Versammlungshalle, an deren Tafeln einige hundert Zwerge oder Gnome Platz fänden.
    Tharador fiel auf, dass die dritte Ebene die bisher kleinste war. Ihn beschlich das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Er leuchtete mit der Fackel näher an die Seitenwände und erkannte kleine schwarze Flecken ... die sich als Schießscharten erwiesen, gerade groß genug, um einen Armbrustbolzen durch sie abzufeuern.
    »Khalldeg, hast du das gesehen?«, fragte er mit gepresster Stimme.
    Der Zwerg nickte und stapfte weiter. »Wenn sie Wachposten hätten, Junge, wären wir schon längst tot. Da vorne ist der Thronsaal, also kommt.«
    Sie erreichten das Flügeltor am Ende des Ganges. Tharador verwirrte, dass er keinen Abstieg in die nächste Ebene entdecken konnte. Vermutlich ein weiterer Schutzmechanismus der Zwerge. Wahrscheinlich verbarg sich der Abstieg hinter einer Geheimtür, oder man musste durch den Schlafsaal der Zwerge.
    Khalldeg hielt inne und zog den linken Handschuh aus. Er legte die Hand auf das schwere Eisentor und befühlte mit bloßen Fingern dessen Beschaffenheit. Ein leises Seufzen, mehr Trauer gestattete sich der stolze Zwerg nicht. Auf dem Tor prangten die Namen der Könige. Khalldeg fuhr mit einem stummeligen Zeigefinger über die eingravierten Runen. Gulmar, Amosh , dachte er. »Dein Name gehört nicht an dieses Tor«, entfuhr es ihm im Flüsterton, als sein Finger über Baldrokk strich.
    Tharador kniff die Augen zusammen. Er konnte die zwergische Runenschrift nicht lesen, aber er erkannte, dass an den beiden Torflügeln gut hundert Namen geschrieben standen. Die Geschichte eines ganzen Volkes , dachte der Paladin.
    Als Khalldeg das Tor langsam aufschob, wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
    Vor ihnen erstreckte sich ein gewaltiger Saal, vermutlich zwanzig Schritt in jede Richtung. Die Decken der Räume waren meist höher als die der Flure und Gänge. Erst jetzt fiel dem Paladin auf, dass die Treppen im Verhältnis zu den zehn Schritt hohen Gängen viel zu viele Stufen hatten. Der beeindruckende Thronsaal erklärte dies. Mittlerweile waren sie bestimmt zweihundert Fuß tief in den Berg vorgedrungen.
    Alle Blicke wurden sofort von dem Thron in der Mitte des Raumes angezogen. Ein prächtiges Kunstwerk aus purem

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