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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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und war erstaunt über das eigene Mitgefühl, das er dem Jungen entgegenbrachte.
    »Sag uns bitte deinen Namen, Junge«, forderte Faeron den Fremden erneut auf.
    »D-d-dezlot. Dezlot Nybar«, stammelte der Junge.
    Gordan strich sich über den Kinnbart und sagte in strengem Ton: »Ich werde mich wohl um dich kümmern müssen, Junge«
    Dezlot sah den Magier, der drohend vor ihm aufragte, erschrocken an, fiel vor ihm auf den Boden und begann, ihn anzuflehen: »Bitte, tötet mich nicht, Gordan. Schickt mich fort, nehmt meine Kraft, aber bitte tötet mich nicht!«
    Nachdem Gordan keine Regung zeigte, sondern sich nur weiter über den Bart strich, drückte der Junge das Gesicht in den Dreck und bettelte Gordan an: »Bitte, Herr! Bitte!«
    Gordan schwieg noch immer. Erst, als das Bürschlein zu zittern begann, hob er beschwichtigend die Hände. »Beruhig dich, Dezlot Nybar. Ich bin weder an deinem Leben, noch an deiner ... äh ... Kraft interessiert.«
    »Dann lasst Ihr mich also ziehen?«, fragte der Jüngling hoffnungsvoll.
    »Nein«, entgegnete Gordan. »An dir bin ich interessiert, Dezlot Nybar.«
    Khalldeg pfiff durch die Zähne und kratzte sich den kahlen Schädel. »Was will der alte Zausel mit diesem Kind?«
    »Ihn ausbilden, Prinz Khalldeg!«, rief Gordan zu ihnen herüber.
    Tharador konnte kaum glauben, was er eben gehört hatte, und die tiefe Falte auf Ul‘goths Stirn deutete darauf hin, dass der Ork ähnlich ungläubig war.
    »Ich brauche keine weitere Ausbildung!«, protestierte der junge Magier.
    »Schweig, du Tölpel! Oder soll ich es mir anders überlegen und dir deine Kraft und Jugend aus dem Herz saugen?«, brachte Gordan den armen Dezlot augenblicklich zum Verstummen. Der alte Magier blickte dem jungen Burschen scharf in die Augen. »Sei nicht dumm, Dezlot. Ich werde keine Feinde hinter meinem Rücken dulden. Ich kannte Malvner und bedaure seinen Tod ebenso wie du. Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber ich bin bereit, dich auszubilden, und möchte dich lehren, deine natürliche Begabung zu meistern. Ich kann dich zu einem richtigen Magier ausbilden oder dich auf der Stelle töten«, überließ er ihm schließlich die Wahl.
    Dezlot brauchte nicht lange für eine Entscheidung. »Äh ... dann will ich Euer Schüler sein.«
    Gordan lächelte zufrieden. »Ul‘goth, könntet Ihr meinem Schüler ein Quartier herrichten lassen und ihm zeigen, wo er sich waschen kann?«
    »Gewiss«, antwortete Ul‘goth achselzuckend und beauftragte zwei Orks in seiner Nähe damit.
    Als Dezlot sich außer Hörweite befand, konnte Tharador nicht länger an sich halten: »Du hättest ihn töten sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest.«
    »Aus dem Mund eines Paladins hätte ich etwas anderes erwartet«, sagte Gordan mit plötzlicher Traurigkeit. »Hast du denn nicht in sein Herz geblickt?«, fragte er.
    »In sein Herz geblickt?«, wiederholte Tharador verwirrt.
    »Dezlot ist ein guter Junge, Tharador«, begann Gordan zu erklären. »Ich weiß nicht, welches Schicksal ihn hierher geführt hat, aber ich werde ihn nicht den anderen Magiern zum Fraß vorwerfen. Dezlot braucht eine führende Hand, weiter nichts.«
    »Und was braucht Gordan?«, fragte Faeron.
    Gordan nickte dem Elfen anerkennend zu. »Du kennst mich einfach zu gut, Faeron Tel‘imar. Selbstverständlich habe ich einen Grund, den Jungen als Schüler aufzunehmen. Der da schlicht und einfach lautet, dass ich allmählich alt werde und Dezlot mir in der Bibliothek gut zur Hand gehen kann.«
    »Ich gebe Tharador Recht, es ist gefährlich«, brummte Khalldeg.
    »Mein Entschluss steht fest«, sagte Gordan bestimmt. »Dieser Jüngling hätte gerade nicht den Funken einer Chance gegen mich gehabt, obwohl sein Zauber überaus mächtig war. Es fehlt ihm an Konzentration.«
    »Gerade das macht ihn gefährlich«, meinte Khalldeg.
    »Das mag richtig sein«, räumte Gordan ein, »doch das Wagnis nehme ich auf mich. Es werden noch viele wie er kommen. Xandors Tod wird Kanduras verändern. Ein neuer Zirkel muss gebildet werden.«
    »Ein neuer Zirkel der Magier?«, fragte Faeron entsetzt. »Gordan!«
    »Genug!«, unterbrach der alte Mann den Freund. »Ich kenne die Gefahren! Irgendjemand muss diesen Kindern eine Richtung weisen und dem Chaos Einhalt gebieten. Xandor, so böse und schlecht er war, hatte auch eine gute Eigenschaft. Er schuf eine Ordnung innerhalb der Gesellschaft der Magier, die es bis zu diesem Zeitpunkt nicht gab. Nun ist er tot, und jeder Magier wird versuchen,

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