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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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rächen und wieder frei sein.
    »Wie lange müssen wir hier bleiben?«, fragte sie und unterdrückte dabei ein schmerzerfülltes Stöhnen.
    »Schon bald werde ich gefunden habe, was ich suche«, antwortete Tizir und starrte dabei wie gebannt auf die Stelle ihrer Robe, unter der sich seine Hand befand. »Bald habe ich, was ich will.«
    Alynéa versuchte im Geist, einen Zauber zu formen, der sie retten könnte. Eine Beschwörung, die den Greis in einen Haufen Schlacke verwandeln würde, doch Tizirs Bannzauber verhinderte es. Unsägliche Schmerzen brannten sich durch ihr Hirn und raubten ihr beinah den Atem. Der Schmerz der Rückkopplung ließ ihren Geist abstumpfen, und wenig später fühlte sie nichts mehr, nicht einmal Tizirs lüsterne Hände und Zunge. Sie war leer, eine hohle Hülle, deren Herz schlug und deren Lungen atmeten. Ein Körper, der darauf wartete, dass sein Leiden ein Ende nahm.
    »Du wirst versuchen, diesen Grafen für dich einzunehmen«, befahl Shango, nachdem er sich Befriedigung verschafft hatte. »Sollte es zu einer Auseinandersetzung mit diesem Kommandanten kommen, könnte es von Vorteil sein, wenn wir bei ihm Gehör finden.«
    »Was immer du befiehlst, Meister«, antwortete sie ergeben.
    »Nun geh, meine Taube.«
    Ohne ihn anzusehen, stand sie auf und ließ ihn allein im dämmrigen Fackelschein des Zeltes zurück.
    Vor dem Zelt erwartete sie bereits ein eifersüchtiger Cantas Verren. Er stellte sich ihr in den Weg und zwang sie, ihn anzusehen: »Warst du ihm wieder gefügig?«, fragte er offen heraus.
    »Du weißt, dass du mich nicht für dich allein haben kannst«, schoss sie zurück. »Was kümmert es dich überhaupt? Habe ich mich dir je verwehrt?« Sie küsste ihn zärtlich auf die Wange und verschwand danach so schnell, dass er keine Möglichkeit hatte, ihr zu antworten.
    Verren war ein Narr und einfach zu lenken. Er war viel zu blind vor Liebe und Eifersucht, um ihr wahres Spiel zu durchschauen. Sie fragte sich, ob er ihr noch von Nutzen sein könnte, wenn sie ihr Ziel erreicht hätte: sich endlich von Tizirs Bann zu befreien.
    Verren besaß einige körperliche Vorzüge, die sie an einem Mann genoss, doch junge Muskelprotze könnte sie zur Genüge finden. Was ihn vorläufig noch nützlich für sie machte, war der Umstand, dass er sie liebte und alles für sie tun würde.
    * * *
    Bengram Hagstad schob sich beinah lautlos in das Amtszimmer seines Kommandanten. Dergeron war gerade in eines der häufigen Gespräche mit dem Grafen verstrickt, doch seinen wachen Ohren war das Eintreten des jungen Soldaten nicht entgangen.
    Ganz im Gegensatz zum Grafen, der ohne Unterbrechung weiterredete: »Dieser Zirkus wird die Stadt bereichern und die Bauern aus ihrem trostlosen Alltag reißen. Ihr solltet ihnen etwas freundlicher gegenübertreten, Dergeron.«
    »Dieser Zirkus wird Euren Bauern nur eines entreißen, nämlich ihr Gold, Herr«, entgegnete der Kommandant. »Männer wie Shango Tizir bereichern niemanden außer sich selbst.«
    »Mancher würde dasselbe von Euch behaupten«, gab der Graf zurück.
    Bengram stockte der Atem, als die Luft zwischen Totenfels und Dergeron plötzlich zu knistern schien und sein Kommandant den Grafen durchdringend anstarrte.
    Dergeron überraschte, wie mühelos der Graf seinem Blick standhielt. Andere, geringere Männer wären allein durch die unausgesprochene Bedrohung in seinen Augen in die Knie gegangen. Doch Totenfels war kein gewöhnlicher Mann. Er mochte kein besonders großer Kämpfer sein, aber er war ein ausgezeichneter Regent. Die Menschen liebten ihn. Vor allem seit dem Tod seiner Frau. Der einsame Graf, der sich vor Gram verzehrt , dachte Dergeron. Diese Rolle spielt Ihr wirklich hervorragend. Laut versuchte er, das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken: »Ich versuche zumindest, Euren Reichtum zu sichern, Herr.«
    Auch darauf hatte Totenfels eine spitze Bemerkung parat, doch er schluckte sie hinunter. Dergeron war ein fähiger Mann, und es genügte, ihm von Zeit zu Zeit die Grenzen aufzuzeigen.
    Bengram lauschte der Unterhaltung mit wachsendem Interesse. Der Graf hatte ihn noch nicht bemerkt, und der Kommandant machte keinerlei Anstalten, ihn darauf hinzuweisen.
    Dergeron hatte Bengram am Morgen dieses Tages in sein Amtszimmer befohlen. Voller Unbehagen war der junge Soldat zu seinem Kommandanten gegangen. Er hatte vermutet, dass er sich bei ihrer Begegnung mit den Gauklern falsch verhalten hatte. Stattdessen hatte der Kommandant ihm unverwandt in

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