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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Waffe fallen und wandte sich zur Flucht.
    Lantuk gewährte ihm keine Gnade. Der Krieger holte sein Opfer mühelos ein und trat ihm hart gegen die Beine; der Goblin stürzte und landete wimmernd im nassen Gras. Lantuk stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den hilflosen Kerl und setzte das Schwert an dessen Kehle an, woraufhin das Monster zu jammern aufhörte und vor Angst die Augen weitete.
    »Verstehst du meine Sprache?«, fragte Lantuk den Goblin mit tonloser Stimme.
    Der Gefangene machte keine Anstalten zu antworten, doch sein Blick verriet ihn.
    »Du verstehst mich also. Fein, denn ich will, dass du genau begreifst, was nun mit dir geschieht«, sagte der Krieger zufrieden. Dann drehte er dem Monster seine vernarbte Gesichtshälfte zu, deren Narben durch das heiße Blut rot pulsierten. Der Goblin erschrak, als er die Verstümmelung des Menschen erblickte. Noch mehr erschreckte ihn, dass der Krieger das Kurzschwert von seinem Hals löste, um es an sein Ohr zu führen.
    »Ich werde mir zurückholen, was ihr mir genommen habt«, drohte er verheißungsvoll, und noch ehe der Goblin sich rühren konnte, schnitt Lantuk ihm mit einem kräftigen Ruck das linke Ohr ab. Der Goblin brüllte auf und verdrehte die Augen vor Schmerz, doch Lantuk ließ nicht von ihm ab. Er drehte den Kopf des Monsters herum und flüsterte in das gesunde Ohr: »Aber ich finde, eines deiner Ohren ist kein angemessener Gegenwert für meines, oder?«
    Wieder sah der Goblin die blutverschmierte Klinge vor seinem Gesicht, und diesmal wusste er, was folgen würde. Er schloss die Augen, winselte um Gnade und hörte den Menschen sagen: »Ich gewähre dir dieselbe Gnade, die ihr gezeigt habt.«
    Doch der Schmerz blieb aus. Stattdessen ertönte plötzlich eine zweite Stimme.
    »Hör auf«, sagte Daavir ruhig. »Dieser hier hat dich nicht entstellt – der Goblin, der es getan hat, ist längst tot.«
    »Und der hier wird es auch gleich sein«, entgegnete Lantuk energisch.
    »Ja, aber wir quälen unsere Feinde nicht«, erklärte Daavir. »Wir töten sie im Kampf. Wir gewähren ihnen den Tod eines Kriegers.«
    »Aber Goblins sind kaum mehr als Tiere«, widersprach Lantuk.
    »Auch ein Tier würdest du nicht quälen«, fuhr Daavir ungerührt fort. »Du gibst ihm den Blattschuss, und wenn du nicht richtig triffst, dann lässt du es nicht leiden.«
    Lantuk biss die Zähne aufeinander und stieß einige heftige Flüche aus, doch er entfernte das Kurzschwert vom rechten Ohr des Goblins. Das kleine Ungeheuer wagte nun wieder, die Augen zu öffnen, und schöpfte neue Hoffnung, als der Krieger schließlich von ihm abließ und aufstand.
    Der Goblin hievte sich auf die Beine und wollte gerade seine Flucht fortsetzen, als Lantuk ihm mit einem markerschütternden Schrei das Kurzschwert bis zum Heft in den Rücken trieb. Als der Goblin sterbend zusammenbrach, konnte er noch einen letzten Satz des Menschen hören. »Dann eben ohne Leiden.«
    »Bisher hast du nur dein Ohr verloren. Pass auf, dass du nicht auch noch deine Ehre verlierst«, warnte Daavir und ließ Lantuk allein bei der Leiche zurück.
    Kordal hätte den Anführer mit Leichtigkeit töten können. Er hatte sich in den Rücken des Goblins geschlichen und hätte dessen Ablenkung nutzen können, um ihn mit dem Schwert von hinten zu erstechen.
    Doch stattdessen wählte der Krieger eine andere Taktik. Sein Wunsch nach Rache für die blutige Schlacht, die den Menschen von den Goblins aufgezwungen worden war, schien grenzenlos, doch Kordal war auch ein erfahrener Kämpfer.
    Diese sieben Goblins waren keine versprengte Truppe gewesen. Daavir hatte ihr Lager eher zufällig entdeckt, weil sie in der Nacht das Feuer zu hoch hatten brennen lassen. Diese Gruppe war zweifellos in Richtung Ma‘vol unterwegs gewesen. Die Goblinarmee schien demnach einen Ort gefunden zu haben, an dem sie vorerst ein Lager aufgeschlagen hatte. Bei dieser Schar hier handelte es sich vermutlich um einen Späh- oder Jagdtrupp.
    Angesichts dieser Erkenntnis hatte Kordal einen neuen Plan entwickelt. So leise er konnte, schlich er sich an den Goblin an. Das Monster beobachtete noch immer den tobenden Kampf und musste mit Erschrecken mit ansehen, wie seine sechs Untergebenen mühelos besiegt wurden. Das war für den kleinen Wicht zu viel des Guten – er machte auf dem Absatz seiner abgewetzten Stiefel kehrt, um die Flucht zu ergreifen.
    Kordals Schwertknauf traf ihn genau auf die Stirn. Sterne explodierten vor den Augen des Goblins, bevor er

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