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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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zurück nach Hause in die Berge.
    Der Moment der Wahrheit war gekommen. Er wollte bei Anbruch der Dunkelheit aufbrechen. Zwanzig Goblins hatten sich in seiner Nähe versammelt, um ihn zu begleiten. Gemeinsam würde ihnen vermutlich die Flucht gelingen, sollte Crezik versuchen, sie aufzuhalten.
    Groglit trat gerade aus der Hütte, die ihm letzten Nächte als Schlaflager gedient hatte, und wollte sein Bündel schultern, als Creziks Stimme sich wie ein Dorn in seine Ohren bohrte: »Verräter!«, brüllte der Große Goblin laut heraus. Für Groglit hörte es sich wie ein Todesurteil an, und er schluckte hörbar.
    »Ja ... Ja, wir gehen!«, gab Groglit zurück und gratulierte sich selbst, dass er durch das kleine Wort wir die umstehenden Goblins zu Mitverschwörern gemacht hatte, die nun ebenfalls Creziks Zorn zu spüren bekommen würden. »Hier wartet nur der Tod!«, fügte Groglit schnell hinzu. Und seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, denn plötzlich scharten sich mehrere Goblins um ihn, die offensichtlich ebenso unzufrieden waren wie er.
    Crezik rief nach den Wachen und allen anderen ihm Getreuen; wenig später standen sich zwei bis an die Zähne bewaffnete Gruppen Goblins gegenüber, die nur auf den Befehl warteten, sich gegenseitig zu zerfleischen. Groglits Gruppe war jedoch mehr als zwei zu eins in der Unterzahl und umzingelt. Groglit verfluchte sich in Gedanken für seinen törichten Plan. Crezik würde sie alle töten.
    * * *
    Ul‘goth hörte die lauten Rufe aus dem Lager und erkannte sofort eine der beiden Stimmen als die von Crezik. Was der Ork vernahm, klang wie Musik in seinen Ohren. »Dein Thron wackelt, Großer Goblin«, flüsterte er mit einem hämischen Lächeln auf den Lippen. Ul‘goth entschied, dass nun der beste Zeitpunkt für ihn gekommen sei, in das Lager einzudringen. Er schlich aus seiner Deckung hervor und pirschte sich vorsichtig an den Palisadenwall an, wo an einigen Stellen ein schwacher Lichtschein durch die aneinandergereihten Baumstämme brach – immer dort, wo sie nicht ganz bündig abschlossen.
    Ul‘goth spähte durch eine dieser Ritzen und versuchte, sich so einen Überblick über das Lager zu verschaffen. Es war ein weitläufiges Areal aus ausgetretenem Waldboden und grobschlächtigen Hütten, die wohl als Schlafstätte dienten. An mehreren Stellen waren Holzscheite zu kleinen Hügeln angehäuft worden, und vor den meisten Hütten und den Eingängen brannten hohe Lagerfeuer. Die Goblins fürchteten sich nicht vor Entdeckung. Offensichtlich hielten sie sich selbst für die gefährlichsten Raubtiere in diesem Wald.
    Dieser Gedanke ließ Ul‘goth an die Begegnung mit der Würgeschlange denken, und er fasste sich vorsichtig an die schmerzenden Rippen.
    Ungefähr zehn Schritte links von ihm stand eine der Goblinhütten und nutzte die Palisade als Teil ihrer eigenen Wand. Dort würde er die Mauer überklettern, beschloss der Ork und machte sich sogleich ans Werk. Gerade rechtzeitig, als Crezik seine nächsten Befehle brüllte.
    * * *
    Crezik stemmte selbstbewusst die Fäuste in die Hüften und straffte die Schultern: »Schweinereiter! Bringt sie zur Strecke!« Die Menge begleitete den Befehl mit ausgelassenem Jubel, in dem Crezik sich regelrecht badete.
    Groglit schluckte schwer. Crezik würde seine neueste und verheerendste Waffe gegen sie einsetzen. Groglit hatte mit angesehen, wie die Keiler einen Goblin nach dem anderen mit ihren scharfen Hauern aufgespießt hatten. Wie hatte er nur daran zweifeln können, dass Crezik solch eine Grausamkeit gegen die eigenen Untergebenen richten würde?
    Auf den Befehl des Großen Goblins hin setzten sich die auserwählten Reiter in Bewegung, näherten sich jedoch nur zögerlich dem Verschlag mit den wilden Tieren.
    Creziks Grinsen wurde mit jedem Atemzug breiter. Der Große Goblin war sicher, diesen unbedeutenden Aufstand rasch niederschlagen zu können.
    Der erste der Reiter näherte sich dem Holztor des Geheges und riss, angestachelt von der allgemeinen Begeisterung, das Gatter mit einem kräftigen Schwung weit auf. Noch ehe er begreifen konnte, dass dies ein schwerer Fehler gewesen war, hatte der erste Keiler ihn schon überrannt und unter spitzen Hufen niedergetrampelt.
    Fünfundzwanzig wütende Wildschweine folgten ihm.
    »Was ...«, setzte Crezik an, als er die aufkeimende Panik bemerkte. Er drehte sich herum und ihm blieben die Worte im Halse stecken. Die Wildschweine waren im Einsatz – allerdings ohne Reiter, wie der Große Goblin

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